Der Zofinger Roger U. ist nach Brasilien ausgeliefert worden

Der Zofinger R. U. wurde am 21. Juli in Thailand verhaftet (Saraphi Police)
Der Zofinger R. U. wurde am 21. Juli in Thailand verhaftet (Saraphi Police)
In diesem Häuschen auf dem Parkplatz seines Elternhauses soll R. U. zwischenzeitlich gelebt haben (Raphael Nadler)
In diesem Häuschen auf dem Parkplatz seines Elternhauses soll R. U. zwischenzeitlich gelebt haben (Raphael Nadler)

Wie der «Blick» berichtet, wurde der Zofinger Roger U., der im Juli in Thailand verhaftet wurde, nun an Brasilien ausgeliefert.

Der 56-Jährige figuriert seit Jahren auf der Liste der meist gesuchten Verbrecher Brasiliens und ist international zur Fahndung ausgeschrieben. Die Vorwürfe sind happig: Der damals 41-jährige Bauarbeiter aus Zofingen soll im März 2004 seine Ex-Freundin in Brasilien geschlagen, vergewaltigt und aus dem Fenster geworfen haben. Seither ist die Frau querschnittgelähmt und sitzt im Rollstuhl.

R. U. verschwand nach der mutmasslichen Tat von der Bildfläche, sein Verbrechen ist in Brasilien aber noch nicht vergessen. Vor zwei Jahren widmete der brasilianische Fernsehsender R7 der Tat einen 18-minütigen Beitrag.

Danach tauchte der Gesuchte im Sommer 2017 in der Schweiz auf. Wie der «Blick» damals schrieb, habe man einem R.U. auf dem Parkplatz vor dem Haus seines Vaters in Zofingen angetroffen. Dort lebte er offenbar unbehelligt in einer kleinen Hütte.

R.U. bestritt damals die Tat und wies die Vorwürfe zurück: «Alles gelogen», sagte er. «Das hat meine Ex alles konstruiert und erfunden. Ich habe Ana Julia nie geschlagen, geschweige denn vergewaltigt.»

Nach einem diplomatischen Ersuchen aus Brasilien hat die zuständige Staatsanwaltschaft Zofingen-Kulm von Amtes wegen ein Verfahren gegen den damals 54-Jährigen eröffnet. Damit soll generell verhindert werden, dass Täter vor der Strafverfolgung in ihre Heimat fliehen können. Eine aktive Strafverfolgung gab es 2017 in der Schweizer aber nicht, denn den Aargauer Ermittlern waren die Hände gebunden: Die Akten zum Fall, welche für eine stellvertretende Strafverfolgung nötig wären, blieben in Brasilien. So blieb R.U. auf freiem Fuss – und die mutmassliche Tat drohte zu verjähren.

Damals verriet R.U., er habe sich neu verliebt und werde zu seiner neuen Frau nach Thailand reisen, was er gemäss «Blick» seither mehrmals für ein halbes Jahr tat – bis am 21. Juli 2019. Warum die thailändische Polizei ihn nicht früher verhaftet hatte, ist unklar.

Wie Fiona Strebel, Mediensprecherin Staatsanwaltschaft Aargau, im Juli dem Blick-Reporter sagte, werde R.U. aber sehr wahrscheinlich von Thailand direkt an die brasilianischen Behörden ausgeliefert. Dies ist nun eingetreten: R.U. sitzt im brasilianischen Fortaleza im Gefängnis, wo bei Mordversuch längere Verjährungsfristen gelten als in der Schweiz.