Die 103. Ausgabe des Zofinger Neujahrsblattes ist da

«Kaum ein Thema wird so leidenschaftlich diskutiert wie die Bildung. Das mag daran liegen, dass alle davon betroffen sind und mitreden: Lehrer und Schüler, Eltern, Philosophen, Unternehmer, Ökonomen, Politiker. Und so ergibt sich ein buntes Meinungsbild über das, was gut ist, was schief läuft und was unser Bildungssystem zu leisten habe». Mit diesen Worten eröffnete Christiane Guyer, Stadträtin und Präsidentin der Neujahrsblattkommission, die Vernissage zur Neuerscheinung. Den Rahmen für die Bildung auf kommunaler Ebene setze das Leitbild der Stadt Zofingen, fuhr sie fort: «Wir bieten ein umfassendes Angebot für alle Bevölkerungsgruppen und sorgen für eine ganzheitliche, zukunftsgerechte Bildung». Schöne Worte, wie sie in der Praxis umgesetzt werden, zeigen sechs reich illustrierte Artikel aus verschiedenen Blickwinkeln. Ausser dem Hauptthema «Bildung» enthält die Broschüre auch mehrere lokalhistorische Artikel von Autoren, die in Zofingen zuhause sind und Land und Leute kennen.

Informatik bringt Wende

«Es ist ein reiches Blatt geworden» – mit diesem Zitat begann Ruedi Hagmann, redaktioneller Leiter des Neujahrsblattes, die Präsentation des Inhaltes. Dessen Schwerpunktthema sei die Bildung an den Zofinger Schulen, erhebe jedoch nicht Anspruch auf Vollständigkeit. Lukas Fankhauser, Präsident der Schulpflege, gibt einen Überblick vom Kindergarten bis zur Oberstufe und was sich in den letzten Jahren verändert hat. Annette Rüetschi, Primarlehrerin und Schulleiterin, beschreibt das heutige Aussehen eines Schulzimmers. Kurt Müller, von 1970 bis 2013 Primarlehrer im Quartierschulhaus West, ruft das damalige Aussehen des Schulbetriebes in Erinnerung, und Urs Siegrist wirft unter dem Titel «Zwischen Kreidestaub und Tintenlümpli» einen nostalgischen Blick in die Schulstuben des letzten Jahrhunderts, dokumentiert mit einer Schulbank aus dem Jahr 1930 sowie Federhalter und Tintenfässli.

Eine radikale Wende leite die Einführung des Faches «Informatik» ein. Das begann laut Urs Schaufelberger 1988 mit einem «C64er» und einer Gruppe computerbegeisterter Lehrer. Heute hat die Schule Zofingen ein Netzwerk aus 480 PCs und 50 iPads. Eine Sicht aus ihrer Perspektive vermittelten fünf Schülerinnen und Schüler der Klasse 6 A mit Lesungen aus ihren Aufsätzen zu Themen wie «Mein Erlebnis im Spital», «Spielsuche», «Musikschule», «Bei Wind, Regen, Sonne und Schnee» und «Fussball, ein Sport für Mädchen?». Das Thema «Bildung» schliesst Roger Meier ab mit dem Artikel «Selbst Lernende aus Deutschland kommen in diese Schule», womit die Berufsschule gemeint ist.

Geschichte, Kultur und Natur

Peter Lüthy gibt in «Zofingen 1917» Einblick in die Ereignissen, die vor hundert Jahren die Stadt und Bevölkerung bewegten und fand in Protokollen und im «Zofinger Tagblatt» Erstaunliches. «Es muss Frieden werden» stand auf der Titelseite der ersten Ausgabe 1917. Im Februar führte die Wigger massenhaft Grundeis, Sparen war das Losungswort in jedem Haushalt und im Primarschulhaus wurde eine Suppenküche eingerichtet. Ja, das waren noch Zeiten, lautet das Fazit beim Lesen. Freddy Schriber blickt auf 90 Jahre Historische Vereinigung Zofingen zurück, deren Ziel bis heute die Erforschung der Geschichte in allen ihren Teilen geblieben ist.

Hans Althaus befasst sich mit dem Apotheker und Naturforscher Hermann Fischer-Sigwart (1842-1925) und der reichen Pflanzenwelt in unserer Gegend, und die Stadtbibliothekarin Cécile Vilas hat im Buchbestand aufklärerische Ideen und revolutionäres Gedankengut entdeckt. Michael Flückiger reiht die Zofinger Literaturtage in das Kulturleben der Stadt ein und Sebastian Wuffli dokumentiert mit Wort und Bild, wie rasch und effektiv auf das Unwetter am 8. Juli 2017 reagiert worden ist. Therese Kraus stuft anhand von «Zofiscope» und «neoscope 17» das Kunsthaus als Vorreiter für Kunst im öffentlichen Raum ein, und schliesslich erzählt Sebastian Wuffli, was einem Zofinger beim Reisen durch Südostasien auffällt. Wie die Eröffnung, markierten Renato Rizzo und Siggi Stark mit Gitarre und Gesang auch das Ende der Vernissage. (Kurt Buchmüller)