
Die 11 beliebtesten Maschen der Trickdiebe – so überrumpeln sie ihre Opfer
Wer sind die Opfer?
Weitere Hinweise der Polizei
Im Fokus von Trickdieben stehen in erster Linie ältere Menschen. Diese sind altersbedingt körperlich und geistig nicht mehr so beweglich. Dazu zeichnen sie sich durch eine grundsätzliche Hilfsbereitschaft aus. Zuweilen fallen den geschickten Dieben auch jüngere Leute zum Opfer. Eines der Opfer der Trickdiebe, die am Donnerstag in Oberentfelden AG zuschlugen, war zum Beispiel erst 53 Jahre alt.
Wer sind die Täter?
Wir zählen den Trickdiebstahl zur sogenannten seriellen, grenzüberschreitenden Vermögenskriminalität. Das heisst, hier sind nicht Gelegenheitsdiebe, sondern Profis am Werk, die sich auf diese Form der Kriminalität spezialisiert haben und ihrem Handwerk ohne örtlichem Bezug nachgehen. Nach polizeilichen Erkenntnissen handelt es sich vorwiegend um Roma mit Wohnsitz in Frankreich, Deutschland oder Osteuropa.
Wie kann man sich schützen?
Für jedes Phänomen gibt es natürlich spezifische Ratschläge. So vielseitig der Modus Operandi auch ist, hat der Trickdieb im Endeffekt ein Ziel: Das Opfer abzulenken, um dieses im günstigen Augenblick bestehlen zu können. Allgemein gültige Ratschläge lauten daher:
– Sich nicht in Gespräche mit Unbekannten verwickeln lassen- Auf das Bauchgefühl hören und misstrauisch sein- Das Portemonnaie nie aus den Augen lassen- Verdächtige Personen sofort der Polizei melden Diese Tipps sind in Bezug auf den Opferkreis in erster Linie aus der Optik der Seniorin, des Seniors zu betrachten, die auf der Strasse plötzlich mit einer solchen Situation konfrontiert werden.
Regelmässig warnt die Polizei vor Trickdieben. Nach ruhigeren Wochen war dies am Donnerstag im Aargau der Fall. Die Kantonspolizei wies auf drei Vorfälle hin, die sich an einem Tag abgespielt haben. Trickdiebe sind zurzeit offenbar wieder vermehrt im Kanton aktiv. Wir stellen Ihnen im Folgenden die bekanntesten Masche der Gauner vor.
Die Trickdiebe nehmen oft Seniorinnen und Senioren ins Visier – aber nicht nur. Auch Jüngere werden übertölpelt. Die Trickdiebe versuchen ihr Glück mit Ablenkung und Überrumpelung. Mehrere Elemente wenden sie in unterschiedlichen Tricks an. «Es ist eine alte Erkenntnis, dass die Fantasie von Betrügern grenzenlos ist», sagt Bernhard Graser, Mediensprecher der Kantonspolizei Aargau.
1. Der Geldwechseltrick
Der Täter fragt einen Passanten nach Wechselgeld, etwa für die Parkuhr. «Während das hilfsbereite Opfer im Portemonnaie nach Münz kramt, verwickelt der Täter es wortreich in ein Gespräch und nutzt die Ablenkung aus, um unbemerkt ins Portemonnaie zu greifen», weiss Bernhard Graser.
Mit derselben Masche tauchen Trickdiebe auch vor Banken oder Poststellen auf. Sie versuchen, Senioren Geld zu stehlen, das diese eben erst abgehoben haben.
2. Der Wasserglastrick
Hier erscheint (meist) eine Frau an der Haustüre und klagt über Beschwerden. «Sie bittet um ein Glas Wasser als Vorwand, um ins Haus gelassen zu werden», erzählt Bernhard Graser. Was die Hausbewohner nicht ahnen: Ein Komplize nutzt die Gelegenheit, ins Haus zu schleichen. Heimlich durchsucht er die Räumlichkeiten nach Wertsachen. Bis die Bewohner den Diebstahl feststellen, kann es dauern. Die Täter sind dann schon längst über alle Berge.
Bei einem Fall in Wohlen AG klingelte ein Mann an einer Haustür und spielte einer Seniorin vor, gehörlos zu sein. Er bat um ein Glas Wasser und eine Spende. Die betagte Frau liess ihn herein und gab ihm 5 Franken. Als sie in die Küche ging, um ihm noch ein Glas Wasser zu holen, stahl er aus dem Portemonnaie, das auf einem Tisch lag, das Notengeld und machte sich aus dem Staub.
3. Der Spendensammlertrick
«Täter sprechen auf der Strasse oder im Zug Leute an und geben vor, Spenden für ‚Taubstumme‘ – das Wort wird immer wieder so verwendet – zu sammeln», sagt Graser. Sie versuchen, das Vertrauen der Angesprochenen zu gewinnen, und zeigen dafür Unterschriftenbogen mit Spendenlisten. Oft bleibe es beim reinen Betteln. «Wir verzeichnen aber auch Fälle, wo die Täter mit der grossen Note weggerannt sind, während der gutgläubige Spender vergeblich auf Rückgeld hoffte», sagt der Kapo-Mediensprecher.
4. Der Wegbeschreibungstrick
Die Täter halten mit dem Auto neben einem Opfer, das zu Fuss unterwegs ist, und fragen nach dem Weg zum Spital. Ein Trickdieb steigt dafür aus dem Wagen – und bedankt sich schliesslich überschwänglich mit Umarmung oder gar Küssen. Doch die Dankbarkeit ist so echt wie das Schmerzgeschrei von Neymar, wenn er sich nach einer Schwalbe am Boden wälzt. «Dieser Körperkontakt dient dazu, dem Opfer Schmuck oder das Portemonnaie abzunehmen», weiss Graser.
Bei einer Variation der zwei letztgenannten Tricks wurde ein Senior in Lenzburg AG von zwei falschen Taubstummen beklaut. Erst gab er ihnen eine Spende von 20 Franken. Aus vermeintlicher Dankbarkeit umarmten sie ihn und küssten ihn überschwänglich. Dabei stahlen sie ihm das Portemonnaie aus der Jackentasche mit mehreren hundert Franken.
Im Baselbiet bedankten sich Trickdiebe, indem sie ihren Opfern minderwertigen Schmuck um den Hals legten – um ihnen den echten, teuren Schmuck abnahmen.
In Egerkingen SO schlug ein Trickdieb zu, der selbst als Fussgänger unterwegs war und nach dem Weg fragte. Ein Rentner sass dort wieder in seinem Auto, nachdem er mehrere Tausend Franken von der Bank abgehoben hatte. Nun öffnete der unbekannte Trickdieb die Fahrertür, zeigte eine Strassenkarte und wollte wissen, wie er nach Neuenburg komme. Wenig später nahm er dem Senior das Bankcouvert ab und rannte davon.
5. Der Bancomattrick
Das Opfer will an einem Bancomat Bargeld beziehen – plötzlich stehen ein oder zwei Unbekannte neben ihm. Diese versuchen ihrem Opfer nun mit einem Ablenkungsmanöver Geld abzunehmen, wobei sie es oftmals bedrängen. Dabei versuchen die Täter ihren Opfern Bargeld abzunehmen. Trickdiebe weisen ihre Opfer etwa daraufhin, dass ihnen etwas zu Boden gefallen sei, oder sie bitten sie, Geld zu wechseln wie beim Geldwechseltrick. Bei einem Fall in Laufenburg nahmen zwei Männer ihrem Opfer eines frühen Morgens gleich 1000 Franken ab.
6. Der Pannentrick
Die Täterschaft steht neben einem Auto am Strassenrand und versucht, einen Lenker eines Autos zum Anhalten zu bewegen. «Hilfsbereiten Leuten wird dann vorgegaukelt, das Benzin und auch das Geld sei ausgegangen. Als Gegenleistung für Bargeld bieten die Täter vermeintlichen Goldschmuck an», sagt Graser. Wer auf den Schwindel hereinfällt, sieht die Täter plötzlich davonfahren. Als unschönes Souvenir bleibt der erhaltene Billigschmuck zurück.
Manchmal ist nicht einmal Billigschmuck im Spiel: In Zürich setzte sich ein Mann, der sich als Mechaniker ausgab, kurzerhand hinter das Steuer eines 20-Jährigen, der einem Jaguar-Fahrer bei einer Panne half. Und schon brauste der Fremde mit dem Auto davon.
7. Der Autoschaden-Trick
Mit diesem Trick schlug ein Duo an der Autobahn-Raststätte in Würenlos zu: Einer wies eine Seniorin darauf hin, dass beim Heck ihres Autos eine Flüssigkeit austrete. Die Frau bückte sich beim Heck, konnte aber nichts Ungewöhnliches feststellen. In der Zwischenzeit hatte ein Komplize ihre Handtasche vom Beifahrersitz geklaut.
Mit dieser Masche schlagen Trickdiebe auch anderswo zu, etwa vor Einkaufszentren. An solchen Orten warten sie manchmal aber auch nur auf eine günstige Gelegenheit, ohne jemanden mit einem eigentlichen Trick übers Ohr zu hauen: Wer seine Waren im Kofferraum verstaut und den Einkaufswagen zurückbringt, sollte das Auto immer abschliessen. Ansonsten kann es sein, dass das Portemonnaie, das Handy oder die Handtasche vom Beifahrersitz auf Nimmerwiedersehen verschwunden ist.
8. Der Rückgeld-Trick
Ein Täter, teilweise in Begleitung, betritt einen Coiffeur-Salon, eine Boutique oder einen kleinen Laden und wollen etwas Kleines wie Haargel oder Geschenkkarten kaufen. Nun wollen sie mit einer Hunderternote zahlen. Wenn die Verkäuferin ihnen den Restbetrag aushändigen möchte, wollen sie plötzlich nichts mehr vom Kauf wissen. Sie geben die Ware zurück – und stiften gezielt Verwirrung. Dabei steckt ein Dieb flink die Hunderternote ein, ohne dass dies dem Verkaufspersonal gleich auffällt. Den Trickdieben geht auch geschultes Verkaufspersonal auf den Leim.
Mit diesem Trick haben erst kürzlich zwei Männer in einem Coiffeur-Salon in Wettingen hundert Franken geklaut.
9. Anrempel-Trick
Mit dieser Masche versuchen die Diebe ihr Glück gern an Orten, wo sich viele Menschen aufhalten, etwa an Bahnhöfen oder Sehenswürdigkeiten. Im Gedränge stossen sie ein Opfer an. Oder ein Komplize bleibt plötzlich stehen, so dass jemand seinen Schritt bremsen muss. Und genau in diesem Moment der Ablenkung, schlägt der eigentliche Taschendieb zu und verschwindet in der Menschenmenge.
Es kommt auch vor, dass Trickdiebe zur späten Stunde Passanten im Ausgang anrempeln, torkelnd, so als hätten sie eine Flasche Schnaps geleert. Beim Körperkontakt schöpft das Opfer kaum Verdacht, dass ihm nun das Portemonnaie aus der Hosentasche gezogen werden könnte.
10. Der Einkauftrick
Auch im Supermarkt ist nicht davor gefeit, von Trickdieben bestohlen zu werden. Passen Sie auf, wenn jemand vorgibt, ein Produkt nicht finden zu können. Während Sie beim Suchen helfen und Ihre Augen die Regale abgrasen, lauern die Adleraugen des Trickdiebes auf den idealen Augenblick, um in Ihre Tasche zu greifen…
11. Der Beschmutzer-Trick
Hier schüttet ein vermeintlich tollpatschiger Trickdieb ein Getränk auf Ihr Hemd. Folgt eine grosse Entschuldigung mit ausladenden Gesten und Körperkontakt, sollten bei Ihnen die Alarmglocken schrillen. Denn dann versucht ein Trickdieb gerade, sie um ihr Portmonnaie zu erleichtern.