
Die Caritas sucht Zofinger Co-Piloten
«Bereits letztes Jahr führte Caritas Aargau das Projekt in Zofingen durch», sagt Isabelle Odermatt, Projektleiterin bei der Caritas Aargau. Es nennt sich Co-Pilot. Die Idee: Jemand, der mit hiesigen Verhältnissen, hiesiger Kultur und deren Praktiken gut vertraut ist, steht als Co-Pilot Flüchtlingen, den eigentlichen Piloten, zur Seite – dies während eines Jahres, ungefähr zwei bis vier Mal monatlich. Das hängt auch davon ab, wie sich die Beziehung im Lauf der Zeit entwickelt, während der die Unterstützung in ganz praktischen Dingen des Alltags gefragt ist. Etwa: Wo einkaufen? Welchen Bus wohin nehmen? Wie am besten in Eigenregie die Deutschkenntnisse verbessern? Wo gibts allenfalls einen passenden Verein? «Nach wie vor sind zwölf Tandems im Raum Zofingen erfolgreich unterwegs. Da wir immer wieder Anfragen von Flüchtlingen aus Zofingen, Olten und Umgebung erhalten haben, möchten wir im August eine neue Freiwilligengruppe starten», sagt Isabelle Odermatt.
Eine, die sich dieser Aufgabe angenommen hat und sich bereits zum zweiten Mal als Co-Pilotin zur Verfügung stellt, ist die 25-jährige Irina Elsener aus Starrkirch-Wil SO, Masterstudentin der Sozialen Arbeit an der Universität Freiburg. Sie betreut zusammen mit einer Kollegin aktuell zwei Frauen aus Eritrea. Im Projekt zuvor war sie Co-Pilotin für zwei Frauen aus Syrien. «Bekannte haben mich auf dieses Angebot der Caritas aufmerksam gemacht», sagt sie. «Die haben gedacht, das sei doch etwas für mich.»
Co-Piloten brauchen Durchhaltewillen
Zu Recht, wie sich herausstellte. «Meine Erfahrungen sind positiv», sagt sie. Bedingt die Co-Piloten-Aufgabe spezielle Voraussetzungen? «Es ist sicher von Vorteil, wenn man eine gewisse kulturelle Offenheit, ja Offenheit grundsätzlich mitbringt», sagt Irina Elsener. Und natürlich brauche man auch ein gewisses Mass an Durchhaltewillen. «Das Projekt dauert jeweils zwölf Monate und verlangt nach einer bestimmten Kontinuität – auch im Interesse der Aufgabe», meint sie. Und: Man könne die Aufgabe des Co-Piloten auch durchaus allein bewältigen. «Bei Schwierigkeiten oder offenen Fragen kann man sich immer an die Caritas-Verantwortliche wenden.»
Und wie stehts mit der Bereicherung für den Co-Piloten? «Das ist natürlich abhängig von den jeweiligen Personen», sagt die Studentin. Zu den beiden Frauen aus Syrien, die sie vor drei Jahren co-pilotierte, bestehen keine Kontakte mehr. «Ich vermute, sie haben sich mehr versprochen von den Co-Pilotinnen. Dinge, die wir in unserer Funktion gar nicht arrangieren konnten», so Irina Elsener.
70 Prozent der Teams bleiben in Kontakt
Mit den beiden Frauen aus Eritrea dagegen entwickle sich der Kontakt sehr gut. Sie würden sich regelmässig melden, die Begegnungen seien unproblematisch. «Und wie ich finde weder für die eine noch die andere Seite anstrengend.» Bei den Treffen, die jeweils rund drei Stunden in Anspruch nehmen, unterhält man sich in Hochdeutsch. «Es ist schön, die sprachlichen Fortschritte der beiden Frauen feststellen zu können», sagt Irina Elsener. Und daran geknüpft sei eben auch ein verbesserter Austausch. «Dabei entsteht schon eine persönliche Beziehung.»
«70 Prozent aller bislang gebildeten Tandems bleiben über die jährige Dauer der Pilotphase miteinander in Kontakt», weiss Isabelle Odermatt. Von der Caritas erhalten die Co-Piloten eine sorgfältige Einführung, begleitetes Kennenlernen am «Matching-Day», Austauschtreffen und Weiterbildung sowie ein Coaching. Das Projekt Co-Pilot wirke nachhaltig. Die Zahlen geben ihr recht. Seit 2018 wurden zwölf Gruppen gegründet und 140 Freiwillige ausgebildet. Aktuell sind 40 Tandems unterwegs, zwölf davon im Raum Zofingen. Jetzt soll die Erfolgsgeschichte weitergetragen werden. Gemeinsam mit Caritas Solothurn wird in Zofingen eine neue Freiwilligengruppe gestartet.
Informationsveranstaltung: Montag, 16. August, 19 bis ca. 20 Uhr, Thutplatz 19 in Zofingen. Die Teilnahme ist unverbindlich und ohne Anmeldung möglich. Informationen unter www.caritas-aargau.ch