
Die Ernte leidet unter dem Wetter
Nach den heftigen Regenfällen vom Donnerstag, dem 24. Juni, sind für dieses Wochenende bereits wieder Unwetterwarnungen herausgegeben worden. Auch sonst zeigte sich der Sommer bis anhin eher von seiner regnerischen statt von der sonnigen Seite. Unter dem Wetter leidet unter anderem auch die Landwirtschaft. Für die Landwirte beginnt Mitte Juni normalerweise die arbeitsintensive Getreide-Erntezeit. Das Wetter macht aber vielen einen Strich durch die Rechnung, wie Adrian Wälchli, Lohnunternehmer aus Brittnau, erklärt.
«Aktuell stauen sich die Arbeiten auf», so Wälchli. «Alle warten auf eine Phase mit mehreren schönen und trockenen Tagen.» Da die Böden durch den Regen durchnässt sind, können Wälchlis Arbeiter auch bei einer längeren Schönwetterphase nicht sofort jede Parzelle ihrer Kunden bearbeiten. Vor allem, weil die Böden noch nicht sofort befahrbar sind. «Zudem bearbeiten wir teilweise Parzellen mit 40 Prozent Gefälle.» Aber nicht nur die Bodennässe, auch die Feuchtigkeit des Getreides muss genau im Auge behalten werden. Diese sollte 14 Prozent betragen. Dann haben die Ähren die optimale Feuchtigkeit, ohne dass die Mühle die Körner nachtrocknen muss.
Mähdrescher muss perfekt auf Feld abgestimmt werden
«Für uns ist es eine Ehre, den Bauern ihre Ernte einfahren zu dürfen», sagt Adrian Wälchli, dessen Vater das Lohnunternehmen vor 54 Jahren gegründet hat. Ein wichtiger Faktor bei der ertragsmaximierenden Ernte sei die Erfahrung des Dreschers. Dieser muss vor dem Ernten die Maschine perfekt auf die Parzelle abstimmen – sonst gäbe es zu viel Verlust oder Kornbruch. «Ich sage daher, dass man erst nach mindestens fünf Jahren Erfahrung den Drescher beherrscht.»
Sobald das Wetter stimmt, kommen arbeitsintensive Tage auf das Lohnunternehmen zu. «Normalerweise dreschen wir von 11 Uhr bis 22 Uhr, manchmal auch länger, bis am frühen Morgen.» Dass das nicht überall auf Gegenliebe stösst, versteht Wälchli. Er gibt aber zu bedenken: «Wir suchen es uns ja auch nicht aus, am Wochenende oder ohne richtige Pause bis morgens um 2 Uhr zu arbeiten.» Zum Ernten sei das Zeitfenster einfach von Natur aus schon sehr klein und das aktuelle Wetter trage seins dazu bei.
Denn ist das Wetter wie jetzt abwechselnd schön und regnerisch, wird zudem das Auswachsen des Getreides begünstigt. Aus Brotweizen wird dann schnell einmal zweitklassiger Futterweizen. Das ergibt eine grosse Einbusse für den Landwirt.
Parkierte Autos behindern beim Arbeiten
Vor dem Dreschen muss die Maschine komplex eingestellt werden, nach einem Arbeitstag wird sie direkt wieder gewartet. «Auftanken, alles schmieren, kontrollieren, abblasen – das gehört alles auch dazu und nimmt pro Drescher zwischen zwei und drei Stunden in Anspruch.»
Wälchli vermisst manchmal das Verständnis aus der Bevölkerung für die Arbeit der Landwirtschaft. Nebst dem, dass wegen Ruhestörung die Polizei gerufen wird, machen ihm und seinen Mitarbeitern auch die waghalsigen Überholmanöver zu schaffen, wenn sie von einem Standort zum nächsten fahren. «Da wird teilweise an den unübersichtlichsten Stellen überholt, ohne dass gesehen wird, ob es Gegenverkehr hat oder nicht», so Wälchli.
Ärgerlich für die Lohnunternehmer ist auch, wenn Feldwege zuparkiert werden. Wenn sie warten müssen, bis jemand das Auto wegstellt, gehen wertvolle Erntestunden verloren. «Wir stehen unter enormem Zeitdruck», so Wälchli. Trotz allem hofft er auf gutes Wetter, damit es doch noch eine gute Erntesaison wird.