
Die Geniesserin: Bei ihr gibt es Qualitätswaren und einfache Menüs
Einen Whisky mit 60 Volumenprozenten («das ist Fassstärke und erhält man nur bei mir»), einen Bio-Essig aus Italien mit einem süsslichen Eigengeschmack («danach wollen Sie keinen anderen mehr») oder schockgefrorene Eierteigwaren mit Steinpilzfüllung («dazu wüsste ich ein leckeres Rezept»): Judith Stäheli setzt in ihrem Lebensmittel-Laden «Eguete» an der Konradstrasse auf qualitativ hochstehende Produkte.
Die meisten hat sie auch schon selbst probiert. Die Waren, welche die gelernte Kauffrau direkt bei den Produzenten oder über diverse Lieferanten bezieht, stammen vorwiegend entweder aus der Region oder aus Italien. Auf einem langen grauen Metallgestell sind jeweils wenige Exemplare eines einzelnen Produkts ausgestellt. Am Boden unter dem Gestell stehen Schachteln. Ein kleines Lager führt sie zudem im Keller.
Stäheli bietet neben Lebensmitteln wie Teigwaren, Konfitüren oder Schokolade auch Getränke wie Wein, Bier oder Spirituosen an. Dazu führt sie eine Theke mit einer Auswahl an Käse und Fleisch. Die Zeit, bei den Produzenten in Italien vor Ort vorbeizuschauen, hat sie allerdings nicht. Seit die 55-Jährige den Laden im Jahr 2012 eröffnet hat, hatte sie einmal eine Woche Ferien. Oft reicht es nur für ein verlängertes Wochenende.
Sie bezeichnet ihr Lädeli deshalb als «mein Leben». Nur am Sonntag hat sie den ganzen Tag frei. Montags ist ihr Geschäft zwar geschlossen, doch an diesem Tag kümmert sich Stäheli trotzdem um Geschäftliches: Sie holt Bestellungen ab, putzt oder schaut sich in anderen Delikatessenläden um.
Auch Mittagessen sind möglich
In ihrem Geschäft kann man nicht nur einkaufen, sondern auch essen und trinken. Daher auch der Name «Eguete». Zum Morgenkaffee kommen Gäste, aber auch über Mittag bietet sie ein einfaches Menü an. Sie bereitet dann beispielsweise die eingangs erwähnten Eierteigwaren oder Sandwiches und Salate zu. Zudem richtet sie regelmässig Apéros aus, entweder direkt bei den Kunden oder auch in ihrem Laden. Im Lokal gibt es zwei Tische mit jeweils drei Barstühlen.
Die Atmosphäre über Mittag sei hier «sehr schön», sagt Stäheli, weil sich mit den Kunden oft längere Gespräche entwickelten. Mit manchen entstehen auch Bekanntschaften, die über die Kundenbeziehung hinausgehen. Etwa mit jener Seniorin, die ihr jeden Morgen die Zeitung bringt, für die sie aber auch verschiedene administrative Aufgaben oder Einkäufe erledigt.
Auf den direkten Kontakt mit der Kundschaft legt sie grossen Wert. Daher betreibt sich auch keinen Online-Shop und keine eigene Homepage, sondern postet höchstens ab und zu ein Foto auf der Facebook-Seite des Ladens, die sie sich selbst eingerichtet hat. Zudem würde eine Website in ihren Augen zu viel kosten und zu wenig bringen.
Ihr Herzblut steckt sie lieber in die Ausgestaltung des Schaufensters, das die Laufkundschaft in den Laden locken soll. Spontane Käufer hat sie nämlich immer wieder, die ihr Geschäft etwa bei der Vorbeifahrt im Bus entdecken und dann vorbeikommen. Die Baustelle in den letzten Monaten an der Konradstrasse habe sie aber stark gespürt. «Es gab weniger Laufkundschaft und der Parkplatz vor meinem Laden existierte auch nicht.» Sie hoffe, dass dieser wieder eingezeichnet werde.
Künftig auch im Laden backen
Stäheli bezeichnet sich selbst als Genussmenschen. Sie liebe es, zu kochen, zu essen und zu backen. «Ich verachte Fast Food und verabscheue es, während des Laufens zu essen», sagt sie bestimmt. Es gehört für sie beim Essen dazu, sich Zeit zu nehmen, die Gemeinschaft zu pflegen und ein Gespräch zu führen. Neben dem Kochen möchte sie in ihrem Laden künftig auch Backen, um «die tote Zeit» zu verkürzen, wie sie selbst sagt.
Derzeit ist sie daran, einen Backofen installieren zu lassen. Bereits heute bietet sie nämlich den Kunden am Samstag ihren Zopf an. Selbstgemachte Backwaren sollen bald auch an den anderen Tagen vorrätig sein. Weitere Pläne hege sie derzeit nicht, sagt sie in ihrer ruhigen Art.