
Die Hälfte der Ernte verloren – Frost und Nässe sorgen bei den Zwetschgen für magere Ausbeute
Die Obstbauern haben vor wenigen Tagen mit der Ernte auf den Zwetschgenplantagen begonnen. Aufgrund vieler Frostnächte zur Blütezeit sowie starker Niederschläge wird die Ausbeute der violetten Früchte ernüchternd ausfallen. So stellt denn Daniel Schnegg, Obstbau-Spezialist vom Landwirtschaftlichen Zentrum Liebegg, keine gute Prognose:
«Bei den Tafelzwetschgen rechnen wir mit etwa 30 bis 40 Prozent einer Vollernte, je nach Sorte und Lage.»

Einige Zwetschgen leiden durch die Nässe unter Pilzbefall.
In Gipf-Oberfrick baut August Schmid auf rund 90 Aren die violetten Früchte an. Der Landwirt rechnet mit einer Erntemenge von knapp 50 Prozent eines gewöhnlichen Jahres. Problematisch war der regenreiche Juli, weil der tiefe Boden kaum befahrbar war, um Pflanzenschutzmittel anzubringen. Und wenn er dies doch einmal aufgetragen habe, spülte der Regen das Mittel von der Frucht. Schmid sagt:
«Kleinste Schäden – etwa durch Vögel – führten so dazu, dass sich der Fäulnispilz in den kleinen Rissen einnisten konnte.»
Eigentlich, so Schmid, würden die Risse der Frucht mit der Zeit verkrusten, doch die ständige Nässe habe das verhindert. «Wenn eine Frucht mal faul ist, sind es die beiden nebenan gleich auch», sagt er.
Die Zwetschgen möglichst rasch verzehren
Durch die ständige Nässe leide auch die Lagerfähigkeit der in den Verkauf kommenden Zwetschgen. Daher rät Schmid, diese nach dem Kauf möglichst rasch zu verzehren.
Hinzu kommt der Zwetschgenrost – rot-bräunliche Verfärbungen an der Oberfläche – verursacht durch Frost und Nässe. «Es war ein aufwendiges Jahr. Die Sortierarbeit war dreimal grösser», sagt Schmid.
Der Aufwand und Ertrag hielten sich in diesem Jahr die Waage. Gewinn mit den Zwetschgen werde er keinen machen. In zwei Wochen beginnt Schmid mit der Ernte der Spätsorten Fellenberg und Hauszwetschgen. Ertragsmässig sieht es dort mit etwa 60 Prozent etwas besser aus. Dies, weil die Spätsorten erst nach den Frostnächten zu blühen begannen.
Landwirt bleibt auf Brennzwetschgen sitzen
Auch Christoph Müller haben der Frühjahrsfrost und die Starkniederschläge die Ernte vermiest. Der Landwirt aus Schupfart sagt:
«Ich sitze auf 2000 Kilogramm Brennzwetschgen und niemand will sie mir abnehmen.»
Grund hierfür sei, dass durch die Pandemie der Schnapsabsatz infolge der geschlossenen Gastronomie und abgesagten Feste schlecht war. «Die Lager sind noch vom letzten Jahr voll», sagt er.
Rund zehn Helfer unterstützen Müller auf seiner rund ein Hektar grossen Zwetschgenplantage bei der Ernte, die seit vier Tagen und über die nächsten drei bis Wochen läuft. Müller rechnet mit einer Erntemenge von etwa 40 bis 50 Prozent eines gewöhnlichen Jahres. Aber:
«Viele Früchte haben durch den Frost Berostungen oder sind durch die starken Niederschläge aufgeplatzt.»
Diese makelhaften Früchte könne er nicht mehr als Top-Qualität verkaufen, sodass nur noch die Verarbeitung zu Hochprozentigem übrig bleibt – aber eben: Die Nachfrage fehlt derzeit.