Die heimlichen 8 Höhepunkte der Olympischen Spiele: Ohrfeigen, Kondome, ein Heiratsantrag und eine Entschuldigung

Wenn wir zurückdenken an die Olympischen Spiele 2020, dann denken wir wohl zunächst an die erstaunlich leeren Zuschauertribünen. Die Coronapandemie hat auch in Tokio ihre Spuren hinterlassen. Rasch denken wir aber auch an die olympische Medaillenflut für das Schweizer Team. Dabei sticht natürlich der historische Dreifachsieg im Mountainbike der Frauen noch einmal besonders heraus. Doch die Wettbewerbe an Olympia sorgen nicht nur für schöne Geschichten und Emotionen im Sport, sondern auch für Themen abseits des grossen Rampenlichts. Wir stellen unsere besten acht Momente der Olympischen Spiele 2020 vor.

1. Das Kondom, das abdichtet

Mit Bronze im Kaja-Einer und Gold im Kanadier-Einer ist die 27-jährige Australierin Jessica Fox die erfolgreichste Kanutin der Olympischen Spiele in Tokio. Dort sorgte die in Frankreich geborene Fox aber nicht nur im Wasser für Aufsehen, sondern auch an Land. Auf der Social-Media-Plattform Tiktok teilte Fox ein Video, in dem sie zeigt, wie sie ein Loch am Bug ihres Kajaks mit einem Kondom abdichtet. Mit seiner Flexibilität und Stärke sei es ideal, um die Carbon-Mischung, die bei Reparaturen verwendet wird, zu stabilisieren.

2. Die Ohrfeige an die Athletin

Der deutsche Bundestrainer Claudiu Pusa schüttelt die Judoka Martyna Trajdos vor ihrem Kampf erst kräftig durch und verpasst ihr danach auch noch zwei Ohrfeigen. Das sorgt für Empörung, der Judo-Weltverband spricht eine Verwarnung aus. Trajdos aber nimmt ihn in Schutz, es sei ein Ritual, für das sie sich selbst entschieden habe: «Das ist etwas, worum ich meinen Trainer bitte. Ich brauche das, um wach zu sein.» Trajdos schied in der ersten Runde aus und sagte danach: «Sieht so aus, als ob es nicht genug gewesen wäre.»

3. Der strickende Olympiasieger

Tom Daley, der englische Olympiasieger im Synchronspringen, präsentierte während der Olympischen Spiele immer wieder seine Passion: das Stricken. Nach seinem Olympiasieg veröffentlichte er auf Instagram ein Foto seiner Goldmedaille – mit einer eigens dafür angefertigten Tasche im Design des Union Jack. Ausserdem erschuf er einen Minipullover für seinen Hund, während er dem Final der Frauen im Wasserspringen beiwohnte.

4. Der geteilte Olympiasieg

Wohl eine der schönsten Geschichten der diesjährigen Olympischen Spiele. Der Italiener Gianmarco Tamberi und der Katarer Essa Mutaz Barshim teilten sich die Goldmedaille. Bis zur Höhe von 2,37 Metern blieben die Athleten ohne Fehlversuch, die 2,39 Meter rissen beide drei Mal. Statt ins Stechen zu gehen, um einen eindeutigen Sieger festzumachen, einigten sie sich auf Doppel-Gold. Nachdem der Kampfrichter ihren Wunsch genehmigte, fielen sich die beiden in die Arme. Ein wahres Olympia-Märchen.

5. Trainer rastet nach Medaille aus

Die australische Schwimmerin Ariarne Titmus gewann im Finale über 400 Meter Freistil souverän gegen Mitfavoritin Kate Ledecky. Die Aufmerksamkeit zog aber der Trainer von Titmus auf sich: Dean Boxall freute sich so sehr, dass er kaum noch aufzuhalten war. Die japanische Ordnerin versuchte, ihn auf die Sicherheitsbestimmungen aufmerksam zu machen, war aber sichtlich erschreckt vom ausgelassenen Jubel des Australiers. Das Video der Aktion machte innert kürzester Zeit die Runde im Internet.

6. Heinzers Gruss unter Tränen

Zunächst wirkt Fechter Max Heinzer noch gefasst nach dem Ausscheiden im Viertelfinal gegen Südkorea. «Ich war mit meinen Kämpfen glücklich, deshalb macht es extrem weh, so zu verlieren», sagt er zunächst. Dann richtet er Worte in Richtung seines Sohnes und wird dabei schon sehr emotional: «Mael, ich habe versprochen, dass ich mit einer Medaille heimkomme. Ich habe es nicht geschafft, das tut mir sehr leid. Aber wir werden trotzdem einen tollen Sommer haben.»

7. Heiratsantrag des Trainers

Während eines TV-Interviews wurde die argentinische Fechterin María Belén Pérez überrascht. Ihr Partner und Trainer Lucas Guillermo Saucedo tauchte hinter ihr auf und hatte die Frage auf einem Blatt Papier notiert. Sie sagte natürlich: «Ja!» Später erzählt sie: «Die Journalisten haben gesagt, ich solle mich mal umdrehen. Ich habe gedacht: Oh mein Gott», so Perez später. Man kann den Antrag auch kritisch sehen: 2010 war Saucedo abgeblitzt. Vor dem Millionenpublikum konnte oder wollte Pérez aber nicht Nein sagen.

8. Die Verletzte, die davonrennt

Die Ambitionen von Katarina Johnson-Thompson waren gross gewesen im olympischen Siebenkampf. Nach drei Disziplinen lag die Britin auf dem fünften Zwischenrang, ehe der 200-Meter-Sprint ihre Medaillenhoffnung begraben sollte. Zunächst startet sie noch fulminant, doch schon nach einigen Metern muss sie den Lauf unter Schmerzen aufgeben. Sanitäter eilen herbei, wollen Johnson-Thompson mit einem Rollstuhl aus dem Stadion bringen. Doch statt die Hilfe anzunehmen, rappelt sie sich wieder auf und humpelt los in Richtung Ziel. Dort wird sie von Konkurrentinnen getröstet.

Von Raphael Gutzwiller, Leandro De Mori und Simon Häring