
Die heurige Obsternte wird gut ausfallen – sowohl mengen- als auch qualitätsmässig
Reichlich und in guter Qualität – es wird in diesem Jahr eine erfreuliche Obsternte erwartet. «Beim Kernobst sind es 20 Prozent über dem langjährigen Mittel», lässt Beatrice Rüttimann vom Schweizer Obstverband auf Anfrage wissen. Eine Tendenz lässt sich insofern auch erkennen, dass viele der einzelnen Früchte etwas kleiner geworden sind als in «normalen» Jahren. Dies ist aber weniger eine Folge des Hitzesommers als vielmehr der Tatsache geschuldet, dass nach dem Frost im letzten Jahr in diesem Jahr die Obstbäume reichlich Blüten trugen – so erläuterte es kürzlich Franz Stadelmann von der Dienststelle Landwirtschaft und Wald des Kantons Luzern gegenüber dieser Zeitung. Beatrice Rüttimann vom Ostverband erklärt jedoch auch, dass bei gewissen Kulturen Bewässerung nötig geworden ist. Davon kaum betroffen ist aber der Hochstammbereich – diese Bäume wurzeln in der Regel tief und die Wasserversorgung war deshalb etwas besser. Im Gegensatz zu Äpfeln und Birnen, deren Ernte läuft, waren die Zwetschgen bereits Ende Juli reif. Was es zudem noch zu bedenken gibt für den zu erwartenden guten Ertrag: Aufgrund der Trockenheit war die heimtückische Kirschessigfliege kaum aktiv – nicht nur für Obst-, sondern auch für Weinbauern ein sehr positiver Aspekt.
Über 168 000 Tonnen Äpfel
Der Obstverband veröffentlichte Ende Juli eine Schätzung des Apfelertrages. Schweizweit ging man für 2018 von total über 168 000 Tonnen aus. Die Ernte 2016 betrug 135 875 Tonnen, im «Frostjahr» 2017 lediglich 96 478 Tonnen. Birnen erwartet man dieses Jahr 25 987 Tonnen, letztes Jahr waren es nur 11 583 Tonnen, 2016 immerhin 19 260. Der Schweizer Obstverband berechnet die Schätzung per Computer mit der sogenannten Bavendorfer Methode. Diese berücksichtigt die Fruchtbehangsdichte, das Fruchtgewicht und das Potenzial der Kulturen. Jetzt ist die Obstsaison in vollem Gange. Bei der Ramseier Suisse AG in Sursee wird in diesen Wochen die Anlieferung von grossen Tonnagen an Mostobst erwartet. Evelyn Kafka, Leiterin Brand Management bei Ramseier, wagt sich mit Prognosen jedoch nicht auf die Äste. Es würden zwar in den nächsten Wochen grössere Mengen angeliefert, aber eine Rekordernte wie 2011 sei eher unwahrscheinlich. «In den nächsten zwei bis drei Wochen wissen wir mehr», so Kafka. Regional gibt es aber gewisse Unterschiede. Die Ost- und Zentralschweiz hätten einen der sonnenreichsten, aber auch niederschlagärmsten Monate April erlebt, was sich auf die Blüte ausgewirkt habe, heisst es von der Firma Ramseier. Die Ramseier Suisse AG ist in der Schweiz der grösste Abnehmer von Mostobst. Was jetzt schon sicher ist: Der Fruchtzuckeranteil wird sehr hoch sein. Die Apfelernte ist rund zwei Wochen früher dran.
Hoher Zuckergehalt
«Es ist ein schönes, aber auch trockenes Jahr», erläutert Urs Hecht von der Gunzwiler Destillate Urs Hecht AG. Er geht von einem hohen Zuckergehalt aus und erwartet einen grossen Ertrag, ähnlich den Mengen der Jahre 2000 und 2003. Der Fachmann legt aber auch dar, dass dort, wo die Obstbauern die Bäume nicht ausgedünnt haben, nun der Behang zu dicht und die Früchte klein geworden sind. Entsprechend nimmt sich der Fruchtanteil gegenüber dem «hölzernen» Teil (Kerne, Stängel) ab. «Es gibt einen anderen Säuregehalt, wenn es einen kleineren Fruchtanteil hat», sagt er. Bei den Lieferanten, die das Ausdünnen verpasst haben, sieht Urs Hecht deshalb Diskussionsbedarf. Er hat ohnehin einen äusserst hohen Qualitätsanspruch. Mit seinen Edelbränden hat Urs Hecht bei der Prämierung von DistiSuisse im Jahre 2017 fünf mal Gold erreicht und darf sich «Brenner des Jahres « nennen.
Gutes Quitten-Jahr
Katja Ottiger von Ottiger Spezialitäten in Ballwil hat bezüglich der zu erwartenden Quitten-Ernte gute Aussichten von den Landwirten vernommen. Dank des reichlichen Sonnenscheins werde es aromareiche Früchte geben. Das ist natürlich erfreulich für die Firma, die unter anderem Konfitüren und Gelees herstellt, auch, weil das letzte Jahr ein «Komplettausfall» gewesen sei. Ottiger Spezialitäten beziehen die Quitten aus der ganzen Schweiz, ein wichtiger Lieferant stammt aber aus dem heimischen Ballwil. «Über die letzten Jahre gesehen ist der Bedarf gestiegen», schildert Katja Ottiger. Wegen des Feuerbrandes hat der Quittenbaumbestand über die letzten Jahre eher abgenommen. Nun besteht eine Diskrepanz, Hersteller mussten gar importieren. Umso grossartiger, dass die Schweizer Quittenernte in diesem Jahr reichlich ausfallen wird.