Die Infektionszahlen steigen: Wird 2G auch in der Schweiz bald zum Thema?

Die Infektionszahlen sind gegenüber der Vorwoche wieder deutlich gestiegen. Das BAG meldet heute 4541 Infektionen übers Wochenende, das sind 27 Prozent mehr als in der Vorwoche. Alle 20 Tage verdoppelt sich die Infektionszahl im Moment. Das liegt somit im Trend, den die Covid-19-Taskforce in der letzten Woche angekündigt hat. Erwartet wird diesen Herbst sogar eine Verdoppelung alle zwei Wochen. Das aggressive Delta-Virus wird in der nicht immunisierten Bevölkerung zirkulieren, also unter etwa 1,6 Millionen Menschen in der Schweiz.

Dagegen hilft gemäss den Aussagen der Leiterin der Taskforce, Tanja Stadler, nur eine Beschleunigung des Impffortschritts. Ansonsten werden die mit Viren getränkten Aerosole in den Innenräumen gepaart mit den verbesserten Bedingungen für Viren aufgrund der Kälte die nächste Welle auslösen. Mit den steigenden Infektionszahlen wird darauf folgend auch die Zahl der Spitaleinlieferungen und die Auslastung der Intensivstationen steigen. Wird dieser Trend nicht durch ein weiteren Anstieg von Impfungen gebrochen, führt das gemäss Tanja Stadler von der ETH Zürich dazu, dass aus wissenschaftlicher Sicht auch über eine Ausweitung der Corona-Schutzmassnahmen nachgedacht werden muss.

2G wird als Möglichkeit von der Task Force ins Spiel gebracht

Um eine vermehrte Virus-Zirkulation zu bremsen, wären zum Beispiel ausgeweitete Hygienemassnahmen möglich mit mehr Masken und grösserem Abstand. Oder die 2G-Regelung an Veranstaltungen mit höherem Übertragungsrisiko, insbesondere an Grossveranstaltungen. Mit 3G werden an diese Events auch Getestete zugelassen, die durch ihr Testzertifikat nur eine Momentaufnahme darstellen mit einer gewissen Unsicherheit beim Testresultat. Die Möglichkeit bei 3G besteht somit, dass eine geimpfte Person neben einer zwar getesteten, aber infektiösen Person im Theater sitzt. Bei 2G gibt es keine Getesteten im Stadion und somit wird das Risiko einer Übertragung epidemiologisch betrachtet kleiner.

In Deutschland gibt es die einer 2G-Regelung schon länger. Als erstes deutsches Bundesland hat Hamburg am 28. August 2G für Gastronomie- und Veranstaltungsbetriebe eingeführt. Angemeldete Unternehmen können wegen 2G Beschränkungen wie Abstandsregeln, Sperrstunden und Einschränkungen der Besucherzahl aufheben. Schon im September hatte der Chef des Weltärztebunds, der Deutsche Frank Ulrich Montgomery, gefordert: «Um die vierte Welle zu brechen, bevor sie dramatisch wird, sollte man jetzt bundesweit überall dort, wo es möglich ist, eine 2G-Regel einführen.»

Am letzten Donnerstag hat auch unser benachbartes Bundesland Baden-Württemberg die Corona-Verordnung angepasst und 2G eingeführt und auch in Bayern wie in mehreren anderen Bundesländern gibt es inzwischen freiwilliges 2G, bei dem der Zugang nur Geimpften, Genesenen und Kindern unter zwölf gestattet werden darf. Das greift in Deutschland bereits im Alltag: 2G gilt zum Beispiel auch Mitte November an einer Pressekonferenz im Museum für Kommunikation in Berlin. Auch die fünf Bundesliga-Fussballklubs Bayer Leverkusen, Wolfsburg, Köln, Mainz 05 und der VfB Stuttgart lassen nur noch Geimpfte und Getestete ins Stadion. Andere haben eine 2G-Teilregelung für bestimmte Stadionbereiche.

Österreich ist knapp vor nationalem 2G

Auch Österreich wird mehr und mehr zum 2G-Land. Der Nachbar hat die gleiche Impfquote wie die Schweiz und der neue Bundeskanzler Alexander Schallenberg spricht von einer Pandemie der Ungeimpften. Ab einer gewissen Belegung der Intensivstationen in Österreichs Spitälern wird es national 2G geben. Bei 300 Intensivpatienten in Nachtlokalen und beim Aprés-Ski, ab 500 gilt 2G für alle Gastrobetriebe, ab 600 gibt es einen Lockdown für Ungeimpfte. Einige österreichische Bundesländer haben jetzt schon auf 2G in Restaurants und Bars umgestellt. Heute ist Österreich bei 297 Intensivpatienten, also knapp vor einem nationalen 2G.

In Rumänien gibt es sogar nächtliche Ausgangssperren für Ungeimpfte. Gegenbeispiel ist Norwegen. Dort ist die Impfquote so hoch, dass sich das Land beinahe von allen Corona-Massnahmen entledigen konnte. In der Schweiz gibt es aus epidemiologischer Sicht gute Gründe für 2G an gewissen Orten. Politisch ist diese Forderung vor der Abstimmung über das Covid-Zertifikat wohl einigen zu heiss.