
Die letzte WM ihrer Art
Liebe Fussball-WM
Als ich am letzten Mittwochabend bei lauwarmen Temperaturen und kühlem Bier das Spiel Schweiz – Costa Rica in einem Public Viewing mitverfolgte, fiel mir plötzlich ein, dass ich Deine Anwesenheit noch in vollen Zügen geniessen muss, bevor Du wieder vorbei bist. Denn wenn Du in vier Jahren wiederkommst, werden Dich die Menschen hierzulande kaum wiedererkennen. Du wirst mitten im Spätherbst erscheinen und dich erst kurz vor Weihnachten wieder vom Acker machen. Niemand wird Dich unter freiem Himmel mit einem kühlen Bier verfolgen. Du wirst vielleicht an Weihnachtsmärkten über die Bildschirme flimmern, doch in der Adventszeit höre ich lieber George Michael als Sascha Ruefer. Sogar Ex-Fifa-Präsident Sepp Blatter hat Deine Erscheinung 2022 in Katar als «Fehler» bezeichnet. Doch man kann es nicht mehr rückgängig machen. Du tust mir leid. Du hast diese Versetzung in den Winter nicht verdient. Und was wird sein, wenn Du in acht Jahren wieder im Sommer da bist? Werde ich mich dann wieder mit Dir anfreunden können? Wenn 48 Nationen an Dir teilnehmen und die Gruppenphase zugunsten eines Sechzehntelfinals verkürzt wird? Ich weiss es noch nicht. Darum möchte ich mich bei Dir für die bewegenden Momente bedanken, welche ich dank Dir erleben durfte. Für mein erstes Fussballspiel, das ich live im Fernsehen gesehen habe: das Finale im Jahr 2002 mit Oliver Kahns berühmtem Patzer im Wohnzimmer meiner Grosseltern. Das Spiel Schweiz – Togo vier Jahre später im Foyer der Primarschule. Der Sieg der Schweiz gegen Spanien 2010 an einem Wurststand im Zürcher Hauptbahnhof. Ich werde Dich in guter Erinnerung behalten, liebe Fussball-WM. Auch dann, wenn die Schweiz heute Abend wieder einmal im Elfmeterschiessen scheitert.
Mit herzlichen Grüssen
Ein Fan