Die Oftringer trinken bald teureres Rothrister Wasser

Der Gemeinde Oftringen geht das Trinkwasser aus. Noch bezieht sie 90 Prozent des Wassers aus der eigenen Grundwasserfassung Kleinfeld, die auf Aarburger Boden liegt. Doch damit ist ab Ende 2020 endgültig Schluss. Nur bis dahin duldet der Kanton die Nutzung des Kleinfeldes. Denn in der dortigen Grundwasserschutzzone stehen mittlerweile zu viele Gebäude.

Da laut der zuständigen Gemeinderätin Ruth Stauch auf Oftringer Gemeindegebiet keine ausreichende Wasserfassung möglich ist, hat der Gemeinderat einen Wasserliefervertrag mit dem EW Rothrist aufgegleist. Damit soll das Wasser künftig aus der schon bestehenden Wasserfassung Rägelerhof nach Oftringen gepumpt werden. Diese Grundwasserfassung liegt auf dem freien Feld hinter Erzo und Autobahn auf Rothrister Boden. Wasser hat es dort genug für beide Gemeinden.

Zusammen mit dem Liefervertrag beantragt der Gemeinderat an der kommenden Gemeindeversammlung vom 4. April auch einen Kredit von 1,35 Millionen Franken für die nötigen Anschlussarbeiten. Dazu gehören die Verbindungsleitung und ein mobiles Notstromaggregat.

Wermutstropfen für die Einwohner von Oftringen: Ihr Trinkwasser wird mit der neuen Fassung in Rothrist um 30 Rappen pro Kubikmeter teurer. Wie der neue Preis von 1.94 Fr/m3 zustande kommt, erklärte an einer Informationsveranstaltung vom Mittwochabend der von der Gemeinde beigezogene Berater Sven Schlittler von der Firma EVU Partners. Anstelle eines Einkaufs in die bestehende Anlage werde ein Nutzungsrecht vereinbart. Oftringen habe so eine höhere Planungssicherheit. Vereinbart würden ein Grund- und ein Mengenpreis. So kostet das Rothrister Wasser rund 451 000 Franken pro Jahr. Bei einem Wachstum der Gemeinde profitiere Oftringen mit dieser Lösung, sagte Schlittler. Vereinbart werden eine maximale Tagesbezugsleistung von 4800 Kubikmeter pro Tag und eine Jahresbezugsmenge von 1,2 Millionen Kubikmeter. Dazu kommt ein Toleranzband von maximal 10 Tagen, in denen 10 Prozent zusätzliches Wasser kostenlos bezogen werden darf.

Und da in Notsituationen, wie einem Hausbrand, die Wassernutzung von Nachbargemeinden sowieso kostenlos ist, rechnet Schlittler damit, dass Oftringen nur sehr selten die vereinbarte Nutzung überschreiten werde und Zusatzzahlungen leisten müsse.

Auch mit den Mehrkosten von 30 Rappen pro Kubikmeter erhalten die Oftringer laut Schlittler ihr Wasser immer zu einem vernünftigen Preis. Der alte Preis von 1.64 Fr/m3 sei sehr günstig gewesen. Der Schweizer Median liegt bei 2.09 Fr/m3. Mit dem künftigen Preis von 1.94 Fr/m3 kommt eine 4-Zimmer-Wohnung mit drei Personen auf jährliche Mehrkosten von 50 Franken. Zum Vergleich: In St. Gallen kostet der Kubikmeter Wasser 5 Franken.

Mit der Rothrister Lösung steht laut Schlittler auch einem künftigen möglichen Zusammenschluss der Wasserversorgungen im Wiggertal nichts im Weg. Die alte Fassung Kleinfeld würde mit der Rothrister Lösung aber nicht abgestellt, sondern zu einem Notwasserpumpwerk umfunktioniert. Das kostet zwar etwas. Aber laut Oliver Stampfli, dem Geschäftsführer des EW Oftringen, könne man wohl daraus Giesswasser an die angrenzende Baumschule liefern, was einen beträchtlichen Teil der Kosten wieder einbringe. Die rund 30 interessierten Oftringer stellten an der Infoveranstaltung nur wenige Verständnisfragen. Am Ende schienen die meisten zufrieden mit der angestrebten Rothrister Wasserlieferung.