Die Paraguay-Connection von Vordemwald

Auf den ersten Blick haben Vordemwald und Paraguay nicht viel gemeinsam. Hier die Gemeinde im südwestlichen Teil des Kantons Aargau mit knapp 2000 Einwohnern, dort der südamerikanische Binnenstaat mit rund 7 Millionen Einwohnern. Und doch ist die Geschichte Paraguays und diejenige von Vordemwald miteinander verwoben. Mitte des 19. Jahrhunderts brach der Vordemwalder Jakob Schaerer – Sohn des ehemaligen Gemeinderats Jakob Schaerer sen. – auf, um sein Glück ännet des Ozeans zu finden. Über Uruguay und Argentinien kam er schliesslich, nachdem Schaerer bei der Gründung einiger Städte beteiligt war, 1869 in Paraguay an. Sein Sohn Eduardo Schaerer war dann zwischen 1912 und 1916 Staatspräsident Paraguays. Zu seinen wichtigsten Errungenschaften gehört die Stabilisierung der innenpolitischen Lage, die Erhöhung der Renten für Kriegsveteranen und der Ausbau des Bildungssystems in ländlichen Gebieten.

Vordemwalder Delegation bei Konsulatseröffnung

Da sich Eduardo Schaerer an einem gescheiterten Putsch beteiligte, wurde er 1931 des Landes verwiesen und verstarb darauf in Argentinien. Trotz des Putschversuchs sind die Paraguayer stolz auf die Wurzeln ihres ehemaligen Präsidenten. «Vordemwald pflegt seit längerem Beziehungen zu Paraguay», erklärt Gemeindeammann Max Moor. Seine Vorgängerin, Marlise Liebi, sei gar einmal in Paraguay gewesen, quasi auf Staatsbesuch. Moor selbst war in seinen fast zwölf Jahren im Gemeinderat nie in Paraguay. Dafür konnte er zweimal Nachkommen Schaerers empfangen. «Die Nachkommen von Jakob und Eduardo Schaerer hatten eine Riesenfreude, als sie Vordemwald besuchten und sahen, woher ihre Familie kommt.» Offizielle Würden kamen aber auch Moor zu: 2019 eröffnete in Pratteln das Honorarkonsulat Paraguays. Moor und Gemeindeschreiber Stephan Niklaus wohnten der Eröffnung bei. «Da wurde explizit angesprochen, was für eine Rolle Vordemwald in der Geschichte Paraguays spielt.» Das sei ein nicht alltägliches Erlebnis gewesen, denn nebst dem neuen Honorarkonsul Daniel Ordás war auch die paraguayanische Botschafterin Liliane Lebrón anwesend.

Eine spannende Anekdote konnte Honorarkonsul Ordás in seiner Amtsantrittsrede erzählen: Eduardo Schaerer wurde in Caazapá geboren, was auf Guaraní – eine offizielle Amtssprache in Paraguay – so viel wie «Hinter dem Wald» heisse.

«Seither ist der Kontakt wegen der Covid-Pandemie leider etwas abgeflacht», so Max Moor. Im neuen Jahr sollen die Beziehungen aber wieder aufgenommen werden.