Die Redaktion zeigt die Fotos, die sie im Jahr 2020 bewegten (Teil 2/2)

Janine Müller, Redaktorin Region

Anfang Oktober verschwand ein dementer, 94-jähriger Rentner beim Einkaufen mit seiner Frau in Oftringen. Gefunden wurde er drei Tage später nach zwei kalten Nächten dank dem Einsatz von Sonja Jäger und ihrem Schäferhund Jngo sowie von Evi Steiger. Sie gehören zur Rettungshundestaffel Marc’s k9 aus Oftringen. Es war der erste Ernsteinsatz für die Gruppe. Entsprechend war die Erleichterung gross, als die beiden Frauen den Mann fanden. Er wurde ins Spital gebracht, verstarb dann aber leider bald darauf. Das ist zwar traurig, dennoch war es auch eine grosse Befriedigung für die Frauen, dass sie den Mann finden konnten. Und es ist gut zu wissen, dass es Menschen gibt, die ihre Freizeit geben, um anderen Menschen allenfalls das Leben zu retten. Ihnen gebührt grosser Dank und Respekt.

Bild: Marco Nützi
Bild: Marco Nützi

Marco Nützi, Produzent

Betrachtet man das Coronajahr 2020 aus verschiedenen Perspektiven, gibt es neben allem Schlechten auch positive Aspekte. Da wären zum Beispiel die erfreulichen Auswirkungen auf das Klima. Mich persönlich hat das Coronavirus auf den ersten Blick am meisten bezüglich den Reisebeschränkungen getroffen. Ich verbrachte die meiste Ferienzeit für einmal in der Schweiz – was ja aber auch nicht so übel ist. Vertraute Orte im Tessin erinnerten mich an die Ferien in meiner Kindheit und zum ersten Mal besuchte ich unsere Ferienwohnung im Leukerbad nicht im Winter, sondern im Spätsommer. Auf dem Weg in das Bergdorf entstand kürzlich auch dieses Drohnenbild. Der Quadrokopter ermöglicht mir einen ganz speziellen Blickwinkel auf die Erde und das, was darauf passiert. Die Drohne habe ich mir übrigens am Black Friday – für viele Menschen neben Corona ein weiteres Unwort – angeschafft.

Bild: Marc Benedetti
Bild: Marc Benedetti

Marc Benedetti, Ressortleiter Luzern

Während die Pandemie dieses Jahr unseren persönlichen Umgang miteinander, unser Zusammenleben, unsere Gewohnheiten und unser Arbeitsleben radikal und ohne Rücksicht veränderte und täglich immer neue Schlagzeilen macht, verschwanden andere Ereignisse schnell wieder aus dem Blickfeld der Öffentlichkeit. Im Mai 2020 rüttelte der Tod des Farbigen George Floyd in den USA die Weltöffentlichkeit auf. Rabiate Polizeibeamte drückten dem Mann solange das Knie auf den Hals, bis er tot war. Die gefilmte Gewalttätigkeit der Ordnungshüter löste wochenlange Unruhen und Demonstrationen aus. In Luzern (Bild) und anderen Schweizer Städten gingen viele junge Menschen auf die Strasse und solidarisierten sich mit der «Black Lives Matter»-Bewegung sowie hier lebenden Farbigen. Was hat das mit uns zu tun? Wir haben zwar keine Verhältnisse wie in den USA. Doch auch hier existiert latenter oder offener Rassismus. Ich habe einige farbige Freunde und habe es schon erlebt. Viele Menschen, nicht nur solche mit dunkler Haut, werden abfällig behandelt, wenn sie anders aussehen, sich anders kleiden oder benehmen. Sie spüren die stechenden Blicke, die auf ihnen ruhen. «Black Lives Matter» finde ich deshalb wichtig. Es ist ein Weckruf, Rassismus und Ausgrenzungen überall zu bekämpfen und sich solidarisch zu zeigen. Doch stattdessen erhitzte sich hier mancher lieber über die Eliminierung des Namens «Mohrenkopf». Völlig am Kern des Problems vorbei, finde ich, es geht um unseren Umgang miteinander, auch nach Corona.

Bild: Keystone
Bild: Keystone

Philippe Pfister, Chefredaktor

Nicht einmal drei Monate alt ist dieses Bild mit Donald Trump, der aus dem Auto siegesgewiss seinen Fans zuwinkt. Zu diesem Zeitpunkt war der US-Präsident wegen einer Corona-Infektion selbst Patient in einem Hospital und machte zwischendurch einen kleinen Ausflug in der gepanzerten Limousine. Ganz nach dem Motto: Seht her, mir kann Covid nichts anhaben! Tatsächlich erholte sich Trump schnell. Am Schluss hat sein fahrlässiger Umgang mit der Seuche ihn wohl doch das Amt gekostet. Seine von Experten als völlig unnötiges Risiko eingestufte Spritzfahrt war typisch für sein Management der Pandemie: Einfach mal die Warnungen in den Wind schlagen, irgendwann verschwindet das Virus von selbst, was die Zeitungen berichten ist eh nur Fake News. Na ja. Das Virus blieb, Trump muss gehen. 

Bild: Remo Wyss
Bild: Remo Wyss

Remo Wyss, Redaktor Region

Ich lehne mich wohl nicht zu weit aus dem Fenster, wenn ich sage, dass 2020 ein – gelinde gesagt – suboptimales Jahr war. In einigen Jahren werde ich mich aber trotz Corona, den Masken und allen anderen Massnahmen, die das Leben einschränken, gerne zurückerinnern. Im September zogen nämlich die zwei Katzenbabys Felix und Freya bei mir und meiner Freundin ein. Mein Herz zerfliesst noch heute, wenn ich daran denke, wie wir die beiden Fellhäufchen das erste Mal in einem Burgdorfer Katzenzimmer sahen. Eng aneinandergekuschelt lagen sie in einer Kiste. Als ich Felix meinen Finger zum Beschnuppern hinstreckte, legte er sein samtiges Pfötchen darum, als wolle er sagen: «Mit dir möchte ich nach Hause!»

Bild: Thomas Fürst
Bild: Thomas Fürst

Thomas Fürst, Chefredaktor Wiggertaler

Am 31. Dezember 2020 ist endgültig Schluss. Nach 47 Jahren und 8 Monaten wird mit Walter Küpfer der dienstälteste ZT-Mitarbeiter pensioniert. Am 25. April 1973 trat der Jüngling aus Vordemwald nach Beendigung seiner obligatorischen Schulzeit seine Stelle bei der Zofinger Tagblatt AG an. Damals noch als Bleischmelzer und -stangengiesser sowie als junger Mann für alle anfallenden Arbeiten. Später war Walter Küpfer als Verantwortlicher für das Rollenpapier und die Papierentsorgung umsichtig dafür besorgt, dass die Zeitungsdruckmaschinen stets mit Papier «gefüttert» wurden. Und damit während fast eines halben Jahrhunderts mitverantwortlich dafür, dass Sie, geschätzte Leserinnen und Leser, frühmorgens ihren «Tägu» zur Hand nehmen können. Systemrelevant eben, wie es dieses Jahr heisst. Und dazu ein bescheidener, liebenswürdiger Arbeitskollege, dem wir in seinem Ruhestand alles Gute wünschen.

Bild: Melanie Gamma
Bild: Melanie Gamma

Melanie Gamma, Redaktorin Sport

Kämpfen verbindet man dieses Jahr vor allem damit, dass wir uns gegen ein Virus wehren. Kämpfen ist auch zentral im Karate. Als viele Vereine im Herbst ihr Training einstellten, ging der Karateclub Strengelbach einen anderen Weg. Karatelehrerin Dolores Emmenegger zerbrach sich mit ihrem Team den Kopf, baute Übungen Corona-konform um. Mit Abstand, ohne Körperkontakt und mit Maske durften alle, die wollten, weiter an den Kampftechniken feilen. Bei einem Besuch in der Halle sah ich, wie umsichtig sich die Karateka bewegen. Und dass sie nicht gegen, sondern für etwas kämpfen: für ein distanziertes, respektvolles Miteinander. Das Gemeinschaftsgefühl im Verein – wie wichtig ist genau dies in Corona-Zeiten.

Bild: Janine Müller
Bild: Janine Müller