
Die regionalen Athletinnen und Athleten glänzen im Sog der nationalen Spitze
Auch am zweiten Tag der Schweizer Leichtathletik-Meisterschaften in Zofingen lieferten die Athletinnen und Athleten den Beweis, dass das Stadion Trinermatten ein gutes Pflaster für schnelle Zeiten ist. Nachdem Mujinga Kambundji am Freitag mit 10,95 als erste Schweizerin über 100 Meter unter elf Sekunden blieb, doppelten Alex Wilson und Jason Joseph mit ihren Landesrekorden am Samstag nach. Wilson pulverisierte über 200 Meter seine eigene Bestmarke um elf Hundertstel und gewann den Titel in 20,14 Sekunden. Damit ist Wilson der zweitschnellste Europäer in diesem Jahr.
Bereits im Halbfinal für Furore gesorgt hatte Jason Joseph: Mit 13,39 Sekunden unterbot der Baselbieter Hürdensprinter den Rekord von Andreas Kundert aus dem Jahr 2008 um zwei Hundertstel. Wenig später lief Joseph im Final gar noch schneller zu SM-Gold, wegen zu starken Rückenwinds wurden die 13,38 Sekunden aber nicht anerkannt.
Lob an den Sieger
Im Sog der nationalen Spitze wussten auch die einheimischen Athletinnen und Athleten zu glänzen. Allen voran Jan Hochstrasser, der einen beherzten 800-Meter-Final zeigte und sich in einem packenden Schlussspurt hauchdünn Pascal Furtwängler geschlagen geben musste. Beim 29-jährigen Safenwiler hielt sich die Enttäuschung über die um zwei Hundertstel verpasste Goldmedaille aber in Grenzen. «Natürlich hätte ich gerne gewonnen. Ich kam für den Sieg hierher und richtete meine Taktik darauf aus. Pascal hat bisher aber eine super Saison gezeigt und den Titel verdient», lobte Hochstrasser, der in 1:49,94 finishte, den Konkurrenten des TV Länggasse Bern.
Warum es trotz mutiger Vorgehensweise nicht für den ersten Platz reichte, konnte sich der Lokalmatador nicht erklären. «Ich versuchte, das Rennen von der Spitze aus zu machen und pushte bis zur 600-Meter-Marke, um meinen Gegnern das Leben schwer zu machen», sagte Hochstrasser. Ironischerweise ging diese Taktik auch an ihm selber nicht spurlos vorbei, zumal er auf der Gegengerade an der Front des Feldes dem Gegenwind am stärksten ausgesetzt war.
Für Jan Hochstrasser beginnen nun die letzten Vorbereitungen für die Europameisterschaften in Berlin, bei welchen er am 8. August im Vorlauf über 1500 Meter am Start steht. «In Zofingen ist mir an beiden Tagen eine gute Schlussrunde gelungen. Dass ich untenraus fitter bin als anfangs Saison stimmt mich zuversichtlich für die EM», meinte Hochstrasser, der die «Heim-Auftritte» im Stadion Trinermatten sichtlich genoss. «Die Schweizer Meisterschaften fanden in einem würdigen Rahmen für uns Athleten statt. Das OK hat seine Arbeit super gemacht», sagte das ehemalige Aktivmitglied des gastgebenden TV Zofingen LA.
Eines von zwei Zielen erreicht
Diese Meinung teilte Daniela Kyburz. Die 29-jährige Athletin des LAC TV Unterstrass Zürich, die in Wikon aufgewachsen ist, zeigte sich begeistert von der Atmosphäre. «Das Stadion ist toll und ich kenne viele Leute, die zu Besuch waren», sagte Kyburz. Nur halbwegs zufrieden war die Surseerin mit ihrer Leistung im 400-Meter-Hürden-Final. Dass es hinter den beiden Favoritinnen Léa Sprunger (Cova Nyon) und Robine Schürmann (LC Zürich) zu Bronze reichte, habe sie enorm gefreut.
«Mein zweites Ziel, die EM-Limite zu laufen, ging jedoch ziemlich in die Hosen», meinte Daniela Kyburz, die mit ihren 60,09 Sekunden deutlich über den angestrebten 57,70 Sekunden blieb. Dabei wäre gemäss eigener Aussage mit einem guten Lauf mehr möglich gewesen. «Ich hatte aber keine frischen Beine und der Wind verunsicherte mich, weil ich in diesem Jahr erst wenige Rennen gelaufen bin», erklärte Kyburz.
Aus Nervosität wird Spass
Bei Nadine Hunziker stimmten beide Parameter. Die 19-jährige Zofingerin, die als Einzige die Farben des TVZLA an der SM vertrat, verbesserte im Vorlauf über 110 Meter Hürden ihre beim Pfingstmeeting aufgestellte persönliche Bestzeit nochmals deutlich. Mit 14,95 blieb Hunziker gar erstmals in ihrer Karriere unter der 15-Sekunden-Marke.
Dass es ihr trotzdem nicht für die Halbfinalqualifikation reichte, konnte sie deshalb gut verkraften. «Ich hatte grossen Spass und genoss es richtig, vor dem Heimpublikum zu starten», sagte Nadine Hunziker. Besonders nervös sei sie vor dem Rennen nur im Callroom – dem Besammlungsort der Athletinnen und Athleten vor dem Start – gewesen. «Während des Wettkampfs spürte ich keine Anspannung mehr», erzählte Hunziker. Mit Manuela Moor stand eine weitere weibliche Athletin aus der Region im Einsatz. Die 36-Jährige vom Satus Rothrist LA beendete den Diskus-Wettbewerb mit 38,84 Metern auf dem siebten Platz.
Hin und Her mit positivem Ende
Das mit Abstand intensivste Programm am zweiten SM-Tag in Zofingen hatte Géraldine Ruckstuhl. Nebst Kugelstossen und Weitsprung bestritt die 20-jährige Athletin des STV Altbüron durch ihre Finalqualifikation noch drei Rennen über die 100 Meter Hürden. Als Lohn für den Aufwand durfte die Siebenkämpferin einen Tag nach dem Gold-Triumph im Speerwerfen mit der Bronzemedaille im Hürdensprint ihr zweites Edelmetall mit nach Hause nehmen. «Das Hin und Her ist gut aufgegangen. Die Medaille kam unerwartet und hat mich sehr gefreut», sagte Ruckstuhl.
Damit der enge Zeitplan aufging, konnte die Luzernerin auf die Mithilfe ihrer Mutter zählen, die sie jeweils im Callroom vertrat. «Man muss für die ständigen Disziplinenwechsel mental bereit sein», sagte sie, «die tolle Atmosphäre im Stadion hat mir die Aufgabe aber erleichtert.»
Wie bei Jan Hochstrasser richtet sich Géraldine Ruckstuhls Fokus jetzt auf die EM in Berlin. Mit den gewonnenen Erkenntnissen bei den Schweizer Meisterschaften wagt sie sich in den nächsten Wochen an den Feinschliff. «Ich bin auf dem richtigen Weg», sagte Ruckstuhl zuversichtlich.
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