Die Ruhestätte ist fast fertig: «Hier sollen die Verstorbenen für immer ruhen»

Noch fehlen einige Regale und Malereien an den Innenwänden des Urnenhauses (Bruno Kissling)
Noch fehlen einige Regale und Malereien an den Innenwänden des Urnenhauses (Bruno Kissling)
Architektin Cigdem Aktas hat die Pläne für die Ruhestätte entworfen. (Bruno Kissling)
Architektin Cigdem Aktas hat die Pläne für die Ruhestätte entworfen. (Bruno Kissling)
Kambodschaner aus der ganzen Schweiz feierten im September 2018 den Spatenstich für die Ruhestätte in Walterswil. (Bild: Bruno Kissling)
Kambodschaner aus der ganzen Schweiz feierten im September 2018 den Spatenstich für die Ruhestätte in Walterswil. (Bild: Bruno Kissling)

Unscheinbar liegt das Kulturzentrum der Khmer in Walterswil an der Kirchstrasse 12. Hier befindet sich eines der bedeutendsten Kulturzentren der Schweiz. Jährlich pilgern Hunderte von Khmer aus der ganzen Schweiz hierher. Und genau an dieser Stelle befindet sich auch das neueste Gebäude der Khmer: ein Urnenhaus.

Die Backsteine schimmern durch den weissen Anstrich hindurch. Haufenweise Baumaterial liegt vor dem Bau. Der fernöstliche Einfluss des Hauses lässt sich nicht leugnen. Ein rein traditioneller Bau ist es aber nicht. «Es ist eine Vermischung von moderner westlicher und traditioneller buddhistischer Architektur», sagt Sinh Tra, der Leiter des Kulturzentrums.

200’000 Franken kostete der Neubau

Vor einem Jahr begannen die Bauarbeiten. Am Tag des Spatenstichs beteten die buddhistischen Mönche für den Schutzengel, der über den Standort des zukünftigen Urnenhauses wachen soll. Aus der ganzen Schweiz kamen Kambodschaner angereist.

200’000 Franken hat das gesamte Bauvorhaben verschlungen. Das sind rund 50’000 Franken mehr als ursprünglich geplant. Den Grund für die höheren Kosten sieht Tra in der Dachkonstruktion und der Umgebung. Finanziert wurde das Projekt durch Spendengeldern.

Platz für 500 Urnen

Der Bau sei ohne weiteren Zwischenfälle verlaufen, sagt Tra. «Die Übergabe des Hauses erfolgte am Montag», sagt Tra. Geendet haben die Bauarbeiten am Rohbau am Sonntag. Der Innenraum ist aber noch eine Baustelle, was die herumliegenden Werkzeuge und die Leitern verraten. An den Seiten stehen bereits die Regale für die Urnen: 500 sollen darin Platz haben.

Jeder Khmer-Familie steht ein Fach zur Verstauung der Urnen zu. Pro Fach können vier Gefässe deponiert werden. Geschützt werden diese durch Glastürchen. «Hier sollen die Verstorbenen für immer ruhen», sagt Tra. Er plane im Moment auch eine Aufstockung der Regale. Bis ganz nach oben zu den Fenstern soll die Regalwand reichen.

Kulturzentrum braucht Sanierung

Weiter sollen buddhistische Malereien die Innenwände schmücken. Sie würden den Lebenszyklus des Menschen zeigen. Zwischen den Dachbalken des Urnenhauses soll in Zukunft zudem ein Khmer-Symbol thronen.

Geplant ist demnächst ausserdem die Renovierung des Kulturzentrums. Heizung und Fassade möchte Tra erneuern. Finanziert werden soll dies ebenfalls mit Spendengeldern. Weitere Neubauten seien aber nicht geplant.

Von der Kremation und dem Leben der Seelen

«Leichen werden im Urnenhaus nicht aufbewahrt», stellt Tra klar. Nur die Asche der Verstorbenen. In der Kultur der Khmer würden alle Verstorbenen kremiert und in die Urne gestreut. Dies sei die erste von drei Bestattungszeremonien in der Khmer-Kultur.

Die zweite finde eine Woche nach der Einäscherung statt. Tra: «Laut den Legenden der Khmer bleibt die Seele des Verstorbenen sieben Tage nach seinem Tod in der Welt der Sterblichen.» Deshalb werde sie am siebten Tag verabschiedet, bevor sie in die Geisterwelt übertrete. Nach 100 Tagen würden sich die Familienmitglieder der Khmer wieder treffen. Diese dritte Zeremonie stelle eine Trauerfeier dar. «Die Seele des verstorbenen Familienmitglieds unterstützt so die Familie, damit diese eine schöne Zukunft erhalten», erklärt Tra. Diese Tradition sei nicht buddhistisch. Vielmehr handle es sich um eine Khmer-Tradition.

Eröffnungsfeier im Frühling 2020

Die Bauleitung für das Urnenhaus übernahm die Architektin Cigdem Aktas von ABG Architektur Baumanagement Gebäudeunterhalt. Sie ist derzeit in Ausbildung. «Das Urnenhaus ist ein Pilotprojekt von mir und das erste Haus, das ich gebaut habe», sagt Aktas.

Noch stehen die letzten Arbeiten am Urnenhaus in Walterswil aus. Geplant sei, die Arbeiten bis im Frühling 2020 abzuschliessen, sagt Tra. Anschliessend würde dann eine Eröffnungsfeier organisiert werden. Tra erklärt: «Danach ist das Haus für alle Religionen offen, die es in Kambodscha gibt.»