
Die «Schützi» bleibt der Kultur verpflichtet
Schon vor seinem Amtsantritt sagte der 58-Jährige gegenüber dieser Zeitung: «Ich will den Schützi-Geist bewahren.» Das hat sich auch nach über siebenmonatiger Amtszeit nicht verändert. Denn unter Schützi-Geist versteht der neue Geschäftsleiter Thomas Knapp die simple Praxis, das Haus den unterschiedlichsten Interessenten zu vermieten: Kulturmachern jeglicher Couleur, Vereinen, Privaten, Firmen.
«Nur die Extremen schliess’ ich aus», sagt Knapp. Und was der Geschäftsleiter bei dieser Gelegenheit ebenfalls betont: «Die Schützi an sich wird auch in Zukunft nicht als Organisator von Events auftreten.» Aber keine Regel ohne Ausnahme; das gilt auch für Knapp, der als Verleger, Kulturvermittler und Journalist über ein breites Beziehungsnetz bis in die hintersten Winkel der Szene verfügt. «Ja klar, wenn mir mal jemand begegnet, mit dem oder der sich was machen liesse, warum nicht?», meint er dann. «Aber das wären eher Ausnahmen.»
50 Stellenprozente für den Geschäftsleiter
Nach wie vor ist Knapp zu 50 Prozent angestellt; von der Möglichkeit, nach einem halben Jahr sein Pensum um 20 Prozent zu erhöhen, hat er Abstand genommen. Auch wenn er im ersten Halbjahr ziemlich viele Überstunden geleistet hat, wie er sagt. Es sei derzeit nicht angezeigt. Er denkt daran, die fraglichen Stellenprozente allenfalls situativ einzusetzen; nicht für den Geschäftsleiter, sondern vielleicht für einen Stellvertreter, eine technisch versierte Arbeitskraft. Ein Kulturbetrieb wie die Schützi brauche die unterschiedlichsten Fachkräfte, ist Knapp überzeugt.
Der Verleger des nach ihm benannten Verlages weiss, dass er zumindest zwei Hüte trägt: eben den des Verlegers und den als Schützi-Geschäftsleiter. Knapp nickt. Er achte extrem darauf, dass dabei die Dinge nicht durcheinandergeraten und schön getrennt bleiben. Das wird Anfang September schon der Fall sein, wenn er zu «knapp live», einer Veranstaltungsreihe des Verlages, in die Schützi ruft. Knapp ist eben auch ein bisschen Werber, wenn er diese Veranstaltung im Gespräch so nebenher einstreut.
Die Frage, ob sein Verlag unter dem Engagement als Geschäftsleiter Schützi gelitten habe, verneint der Oltner. Wieso auch? Er habe schlanke Strukturen, Verantwortungen und Aufgaben an verschiedene Personen übertragen. «Das war eigentlich schon immer so», sagt er. Aber natürlich sei es auch ein Balanceakt. «Ich muss da sein, wenn es brennt.»
Knapp hat sich, wie er sagt, gut eingelebt in der Schützi. «Der Ort ist für mich als Oltner natürlich mit vielen Erinnerungen behaftet», meint er. Nicht nur als Schmelztiegel unterschiedlichster Kulturangebote, sondern auch als Turnhalle.
80 Prozent der Belegungen haben kulturelle Produktionen als Hintergrund. Veranstalter, die meistens von reduzierten Miettarifen profitieren können. Deshalb sind auch andere Nutzer willkommen. Solche von Firmen, Familienfeiern, Tagungen. «Die Schützi wird deswegen aber nicht zum Kongress- und Kulturzentrum», hält Knapp möglichen Befürchtungen entgegen. Aber er sagt auch, die Schützi müsse selbsttragend werden. «Es braucht auch gewisse finanzielle Reserven, um Reparaturen oder etwa Neuanschaffung oder allenfalls die gute Idee eines Veranstalters mitfinanzieren zu können», so Knapp. Das erste Jahr unter dem neuen Geschäftsleiter scheint – nach derzeit vorliegenden Zahlen – mit einem kleinen Gewinn abzuschliessen. «Im vierstelligen Bereich», präzisiert er.
Schlanker gemacht und neue Partner gefunden
In den über sieben Monaten hat sich Knapp unter anderem an die Standardisierung und Vereinfachung von Prozessen und administrativen Abläufen gemacht. Der Oltner Grafiker René Meier hat den optischen Auftritt der Schützi aufgepeppt. Partnerschaften gibt es neu mit der Veranstaltungstechnik Event-One aus Lostorf, mit der Brunner AG aus Gretzenbach als Getränkelieferanten und mit Eventfrog, der kostenlosen Plattform für Ticketkäufer und Veranstalter. Und: Er hat auf den Verzicht von Wegwerfbechern umgeschwenkt und 220 neue Stühle angeschafft. Kostenpunkt: 50 000 Franken. Wie sich so etwas mit der finanziellen Potenz der Schützi vereinbaren lässt? Knapp ist Unternehmer genug, um zu wissen: Da müssen Sponsoren her. Und sie kamen. «Die Neuanschaffung hat uns nichts gekostet», sagt er. Und dabei festgestellt: «Bei den Menschen weckt die Schützi enorme Emotionen.»
Nein, den Entschluss, die Geschäftsleitung der Schützi zu übernehmen, habe er nie bereut, schiebt er nach. Dass der Verlagsmittelpunkt sich seines Engagements wegen dorthin verlagern würde, trifft auch nicht zu. «Natürlich habe ich den Computer dabei und arbeite situativ auch hier in der Schützi für den Verlag, sagt der Verleger. Aber von seiner häufigen Anwesenheit profitiert auch die Multikulti-Spielstätte. Das ist sicher.