
Die Stadt Luzern stellt der «Familie Eichwäldli» ein letztes Ultimatum
Eigentlich hätte die «Familie Eichwäldli», rund 13 Bewohner, das baufällige Holzhaus am Murmattweg 2 in Luzern bis am Montagvormittag räumen müssen. Die Stadt will das Holzhaus nämlich abreissen. Die Bewohner kündigten bereits im November eine Hausbesetzung an, die sie nun in die Tat umgesetzt haben. Laut einer Medienmitteilung brächten sie es nicht übers Herz, das Haus zu verlassen, damit es abgerissen wird. «Nicht nach all dem, was wir die letzten zweieinhalb Jahre für diesen Ort gemacht haben», heisst es weiter.
Im Sommer 2018 ist die «Familie Eichwäldli» als Untermieterin des damaligen Mieters in die Soldatenstube eingezogen. Mit dem Ende des Mietvertrages Ende 2018 hat die Gruppe die Besetzung des Gebäudes ausgerufen. Nach Gesprächen im Frühling 2019 war der Stadtrat bereit, 150 000 Franken für Sicherungs- und Messungsmassnahmen zu investieren und das Wohnhaus während zweier Jahre in Gebrauchsleihe abzugeben.
Umfangreiche Abklärungen seit 2018 hätten gezeigt, dass eine Gesamtsanierung wirtschaftlich nicht verhältnismässig sei. Für den Stadtrat käme auch ein befristeter Erhalt der Soldatenstube nicht in Frage. «Hinzu kommt, dass die Stadt als Eigentümerin haftet, falls Personen im Haus zu Schaden kommen», schreibt die Stadtkanzlei Luzern weiter. Deshalb könne sie das Gebäude der «Familie Eichwäldli» nicht mehr überlassen.
Der Stadtrat hat daher im September 2020 entschieden, den Gebrauchsleihvertrag nicht mehr zu verlängern. Er gewährte den Bewohnern für den Auszug jedoch eine viermonatige Frist, die gestern auslief. Am Freitag – also zwei Tage vor Ablauf der Frist – hat die «Familie Eichwäldli» dem Stadtrat angeboten, auf eigene Kosten eine gesamtheitliche Neubeurteilung zur Sanierung der Soldatenstube vorzunehmen. Der Stadtrat hat den Vorschlag laut Medienmitteilung am Wochenende diskutiert und sich dagegen entschieden. «Der Stadtrat hat in den Ausführungen keine substantiellen Anhaltspunkte gefunden, die ihn veranlassen könnten, seine städtebauliche, baustatische, finanzielle und rechtliche Beurteilung sowie seine Einschätzung zu den Risiken zu ändern», heisst es in der Medienmitteilung. Dies habe er am Sonntagabend den Bewohnern per E-Mail mitgeteilt.
Weil die «Familie Eichwäldli» sich am Montagvormittag weigerte, die Liegenschaft zu verlassen und die Schlüssel der Stadt zurückzugeben, stellt die Stadt ein letztes Ultimatum. Sollten die Bewohner die Soldatenstube bis am Donnerstag, 18. Februar, das Haus nicht verlassen, reicht die Stadt Strafanzeige ein.
Die Quartierbevölkerung soll das Areal beleben
Der Stadtrat möchte das Areal nach dem Abriss der Soldatenstube einer Zwischennutzung zuführen. Da es eine Landreserve für zukünftige Bedürfnisse ist, steht es dafür für mehr als zehn Jahre zur Verfügung. Er sieht mittelfristig eine quartiernahe Nutzung des Areals für KMU, Kleingewerbe und Kultur. Kurzfristig soll das Areal ab Frühling 2021 durch die Quartierbevölkerung belebt werden. Die Stadt steht dazu mit dem Quartierverein Obergrund und dem Verein Brache Eichwäldli in Kontakt.