Die Stadt Zofingen und ihre Hochwasser-Hotspots

Eine «dringliche» Interpellation im Einwohnerrat? Gab es so eine je? Wenn nein, war diese Woche Premiere. Der «Starkregen» am 31. Mai hat fatal an das grosse Unwetter vom 8. Juli 2017 erinnert. Wieder standen Keller und Tiefgaragen unter Wasser – zum Beispiel am Hirschparkweg. Nicht so arg wie vor einem Jahr. Aber im Seniorenzentrum «Blumenheim» – sagt dessen Leiterin und CVP-Einwohnerrätin Irma Jordi – ging es immerhin um einige Zentimeter.

Problem Stadtbach
Dramatischer die Situation am Stadtbach, insbesondere im Bereich der Mühlethalstrasse und dort im Abschnitt hinter der Bethge AG. Hier hat der Bach seit Juli 2017 mehrfach Keller geflutet. Ursache, so Jordi im Einwohnerrat, sei eine kleine Brücke, deren Durchlass für das Wasser des Bachs zu klein ist.

«Die Brücke», sagt der zuständige Stadtrat Andreas Rüegger – «verbindet zwei Parzellen und weist im Bereich der seitlichen Natursteinmauern massive Schäden auf.» Problem und Fakt ist aber auch, dass diese Brücke im Grundbuch nicht verzeichnet ist – insbesondere auf der städtischen Bachparzelle keine Dienstbarkeit besteht. Inzwischen sei man mit den beiden Grundstückseigentümern einig geworden die Brücke abzubrechen, was noch diese Woche geschehen soll.

Dass weitere Sanierungen nottun, ist für Rüegger unbestritten. «Ein Sanierungsprojekt für den Stadtbach-Abschnitt zwischen Stampfiweiher und Seilerei ist in Entstehung.» Der Bach sei in diesem Bereich vollumfänglich im Eigentum der Stadt – was unüblich ist. Gewässer sind normalerweise im Besitz und der Kostenpflicht des Kantons. «Wir sind gegenwärtig mit der Abteilung Landschaft und Gewässer in Diskussionen über eine Eigentumsübertragung aller städtischen Gewässer.»

Im Bereich des Hirschparkwegs wird eine ungenügende Dimension der Kanalisation kritisiert. Dazu Rüegger: «Generell gilt, dass unsere Kanalisation im Rahmen einer jährlichen Planung instandgehalten und angepasst wird.» Durch die zunehmende Versiegelung von bisher naturbelassenen Flächen – nur zu einem kleinen Bruchteil durch Bevölkerungswachstum bedingt – könne es jedoch zunehmend zu Engpässen kommen.

Rüegger fällt auf, dass «immer zuerst nach Hilfe des Staates gerufen wird». Die Aargauische Gebäudeversicherung (AGV) fordert die Grundeigentümer regelmässig zu Objektschutzmassnahmen auf und unterstützt diese auch mit Beiträgen – es geht hier um 40 Prozent der Kosten plus unentgeltliche Beratung.

«Aber auch für die Stadt ist das Ende der Fahnenstange noch nicht erreicht», sagt Rüegger. «Weitere Projekte für Sanierungen und Ersatz von Abwasserleitungen und Hochwasserprojekte stehen an.» Zusätzlich werde der Bund in diesen Tagen eine aktualisierte Karte zum Thema Oberflächenwasser publizieren – solche haben im Juli 2017 zu den grossen Schäden geführt. Die Karte ermögliche neue Rückschlüsse für Schutzmassnahmen.