Die Tagesstrukturen sind auf Kurs – an der Urne wird über die definitive Einführung abgestimmt

Die Schulglocke schlägt kurz vor 12 Uhr. Ein immer lauter werdendes Poltern im oberen Stock kündigt die Kinder an, die bald im Untergeschoss des Schulhauses Sonnmatt in Oftringen zum Zmittag kommen. Dann trudeln die ersten ein. Diszipliniert waschen sie zuerst gründlich ihre Hände und sagen dann Daniela Isidoro und Evelyne von Grünigen Grüezi. Sie beide betreuen an diesem Tag die Tagesstrukturen der Gemeinde Oftringen. Isidoro ist die Leiterin des Angebots. 

Vor drei Jahren startete der Pilotversuch Tagesstrukturen. Dies, nachdem im Jahr 2014 eine Bedarfsabklärung gemacht wurde. Damals kam heraus, dass ein Mittagstisch gewünscht wird. «Die Rückmeldungen zeigten, dass der Bedarf exorbitant hoch ist», sagt der zuständige Vizeammann Markus Steiner (SP). Dann aber die Enttäuschung: Als der Mittagstisch 2016 startete, blieben die Anmeldungen auf tiefem Niveau. So tief, dass der Mittagstisch an gewissen Tagen ausfallen musste, weil sich zu wenige Kinder angemeldet hatten. Die Probleme wurden rasch erkannt. Einerseits gab es kein Angebot am Mittwochmittag und andererseits verschaffte man sich mit der Mindestanzahl an Kindern selbst ein Problem. «Wir entschieden uns, Tagesstrukturen an fünf Tagen anzubieten – unabhängig von den Anmeldungen», sagt Steiner. Zum Zmittag konnten die Eltern neu auch Betreuung am Nachmittag dazubuchen.

Die Eltern haben das Vertrauen gefunden

Inzwischen läuft es gut, auch dank dem Geschwisterrabatt, der später eingeführt wurde. «Zudem haben die Eltern Vertrauen zu unserem Angebot gefunden», sagt Daniela Isidoro, die seit Anfang Jahr Leiterin Tagesstrukturen ist. Inzwischen werden 36 Kinder regelmässig betreut. Das Angebot soll nun – nach der Pilotphase – definitiv eingeführt werden. Das verlangt das Gesetz. Allerdings dürfen die Stimmberechtigten am 29. November noch an der Urne darüber befinden. Die Einführung der Tagesstrukturen bedeutet einen wiederkehrenden Aufwand von 195 300 Franken jährlich, die zum grössten Teil durch Elternbeiträge gedeckt werden.

Mit der definitiven Einführung der Tagesstrukturen sollen neu auch die Ferien abgedeckt werden: je eine Woche in den Sport-, Frühlings- und Herbstferien sowie zwei Wochen im Sommer. «Im Gegensatz zu anderen Gemeinden ist es bei uns möglich, halbe Tage zu buchen», sagt Isidoro. Das sei sehr kundenfreundlich. Sowieso bemühe man sich, auf die Bedürfnisse der Familien einzugehen – auch bezüglich Kosten. Ein Zmittag mit Betreuung kostet 25 Franken. Dies sei nur möglich dank schlanken Strukturen. Synergien werden genutzt. Beispiel: Die Räumlichkeiten der Tagesstrukturen befinden sich im Untergeschoss des Schulhauses Sonnmatt. Es sind Räume, die nicht für den Schulunterricht genutzt werden und ansonsten wohl leer stehen würden. Zudem werden die Kinder mit dem Schulbus, der mittags sowieso unterwegs ist, in die Sonnmatt gefahren.

Zweiter Standort ist bereits ein Thema

Entsprechend ist Markus Steiner überzeugt, dass die Vorlage beim Stimmvolk Zustimmung findet. «Einen Plan B gibt es eigentlich nicht, die Gemeinde muss Tagesstrukturen anbieten», sagt er. Ein Thema könnten – wie immer – die Kosten sein. Allerdings sei man sehr darauf bedacht, das Angebot kostengünstig durchzuführen. Unumgänglich dürfte früher oder später die Einführung eines zweiten Standorts sein. Diesen wird aber die Gemeindeversammlung über das Budget oder – bei baulich notwendigen Massnahmen –über eine Kreditvorlage absegnen müssen.

Inzwischen sind so einige Kinder im Untergeschoss angekommen. Sie vertreiben sich die Zeit bis zum Zmittag, das vom Alterszentrum Lindenhof Oftringen jeweils angeliefert wird, mit Spielen, Plaudern oder Lesen in der Leseecke mit Büchern aus der Bibliothek Oftringen. Bezüglich Essen wird Rücksicht genommen auf Unverträglichkeiten oder Religion. Nach dem Essen, das immer gemeinsam startet und endet, dürfen die Kinder frei spielen. Das Team, das aus Isidoro, von Grünigen, Monika Strub und Sabine Da Cunha besteht, bereitet zu einem Thema jeweils Aktivitäten vor. Die Kinder dürfen aber selber entscheiden, was sie machen möchten. Dem gemeinsamen Zvieri folgt dann am Nachmittag die Zeit für die Hausaufgaben. Um 18 Uhr spätestens ist das Angebot jeweils beendet.

Die Zeit bis zum Zmittag dürfen die Kinder mit Spielen überbrücken. Daniela Isidoro leitet diesen Buben an. Bilder: Janine Müller
Die Zeit bis zum Zmittag dürfen die Kinder mit Spielen überbrücken. Daniela Isidoro leitet diesen Buben an. Bilder: Janine Müller