Die Wahrheit kommt noch

Diese Woche habe ich mit meinem Kollegen Jann Erne zwei Zofinger Gastronomen besucht. Die Freude steht Hotel-Zofingen-Gastgeber Rudolf Günthardt und «Key 69»-Betreiber Peter Siegrist ins Gesicht geschrieben. Endlich Sonne, endlich Gäste, endlich halbwegs Normalität! Trotz guter Laune: Die Sorgen, die die Gastronomen haben, sind längst nicht vorbei. Die Annahme, das Gröbste sei überstanden, ist voreilig. Viele Gastro-Betreiber haben Kredite beantragt, um einigermassen über die Runden zu kommen. Die ersten Rückzahlungstranchen sind in neun Monaten fällig. Rudolf Günthardt sagt deshalb zurecht: Die Wahrheit, wie es der Gastrobranche geht, sehen wir erst nächstes oder übernächstes Jahr. Erst dann könnte das Beizensterben erst richtig um sich greifen – ganz zu schweigen von den Folgen, falls eine vierte Welle anrollt. Viele Gäste haben «ihre» Beizer letztes Jahr unterstützt, indem sie ordentlich Geld ausgaben und auch mal eine teurere Flasche Wein bestellten. Besonders konsumfreudige Gäste werden noch eine lange Zeit für viele Gastro-Betriebe nötig sein, damit sie überleben. Wenn Sie also daran gedacht haben, in den nächsten Tagen einen Tisch zu reservieren – nur zu!  Erschwerend kommt für die Beizen hinzu, dass Gastro-Mitarbeitende ständig Polizist spielen müssen – also ob sie nichts Gescheiteres zu tun hätten. Gäste verwickeln sie in Diskussionen um Sinn und Unsinn der Corona-Massnahmen – also ob die Gastro-Branche diese erfunden hätte. Also: Lieber noch ein Bier bestellen als mit dem Kellner über das Auschecken debattieren!