
Die Wiggertalstrasse lockte das Publikum ans Podium
Am 26. September stimmen die Rothrister Stimmberechtigten darüber ab, ob sie die drei Verpflichtungskredite für das Projekt «Wiggertalstrasse Abschnitt Nord mit flankierenden Massnahmen» genehmigen wollen. Dabei handelt es sich um den Grundkredit von 6,1 Mio. Franken, um den Zusatzkredit von 1,7 Mio. Franken, sollte der Bund seine Beiträge nicht bezahlen, und um einen Zusatzkredit von 2,924 Mio. Franken, sollte die vorgesehene Reduktion des Gemeindebeitrags an den kantonalen Strassenbau im Gesetz nicht umgesetzt werden.
Dass die Rothrister Stimmberechtigten überhaupt über die Vorlage abstimmen dürfen, haben sie Kohinoor Bader-Wyss zu verdanken, die nach der Gemeindeversammlung vom 4. März das Referendum ergriff und 1063 gültige Unterschriften sammelte. «Ich habe mein Ziel erreicht. Wir können jetzt über die Vorlage an der Urne abstimmen», sagte sie denn auch im Rahmen der Podiumsdiskussion vom Montagabend in der Dreifachturnhalle Breite. Auf der Pro-Seite engagierten sich der Rothrister Gemeindeammann Ralph Ehrismann sowie Rivella-VRP Alexander Barth, auf der Contra-Seite erhielt Kohinoor Bader-Wyss Unterstützung von Urs Zemp.
Nachdem drei Vertreter des Kantons das Projekt den zahlreich erschienenen Interessierten nochmals vorgestellt hatten, gab Moderator und ZT-Chefredaktor Philippe Pfister den Podiumsteilnehmenden zuerst die Gelegenheit, ihre Argumente für oder gegen das Projekt aufzuführen. Für die Pro-Seite ergriff Barth das Wort. «Das Projekt ist für die weitere Entwicklung und das künftigeLebensgefühl in unserem Dorf wichtig. Wir müssen jetzt entscheiden, wie sicher die Schulwege künftig sein werden», sagte er. Das vorliegende Projekt sei eine «günstige und sinnvolle Lösung». Dank der Wiggertalstrasse und den flankierenden Massnahmen werde die Situation für die Verkehrsteilnehmer innerhalb des Dorfs harmonischer und gefahrloser. «Sagen wir jetzt Nein, bleibt die Verkehrsführung in Rothrist, wie sie ist. Im Dorf kommt es so zum Chaos. Denn der Verkehr wartet nicht auf unseren Entscheid», so Barth.
Auf der Gegenseite überliess Kohinoor Bader-Wyss hauptsächlich Urs Zemp das Reden. Er habe die Pläne studiert und das Fazit sei ernüchternd: Das vorliegende Projekt beinhalte kein funktionierendes Umfahrungskonzept. Und die Verkehrssicherheit werde verschlechtert, beispielsweise mit der Aufhebung des Rösslikreisels. Weiter sei es überdimensioniert. Er stellte sich aber nicht gegen den Bau der Wiggertalstrasse an sich, sondern hauptsächlich gegen die flankierenden Massnahmen im Dorf. «Die Umgestaltung ist purer Luxus», sagte er. Eine Sanierung des Strassenbelags in einigen Jahren genüge vollkommen. Aus seiner Sicht müsse sowieso zuerst die Situation beim Ibis-Kreisel gelöst werden. Erst danach könne über flankierende Massnahmen nachgedacht werden, sofern diese bis dahin überhaupt noch nötig seien. Im Anschluss argumentierte Kohinoor Bader-Wyss, dass nur die Bernstrasse vom Projekt profitiert, der Norden Rothrists und die Rishalde aber nicht. Darauf entgegnete Ralph Ehrismann: «Dort wo Sie wohnen, wurde dereinst auch eine neue Strasse gebaut, von der die Anwohner profitieren.»
Aus dem Plenum wurden etliche Fragen aufgenommen. Die Diskussion dauerte knapp zweieinhalb Stunden. Unter anderem wollte ein Anwesender wissen: «Gibt es die Möglichkeit, die flankierenden Massnahmen rückgängig zu machen, wenn die Situation beim Ibis-Kreisel gelöst ist?» Ein weiterer fragte, ob man nicht einfach die Wiggertalstrasse bauen könne, ohne die flankierenden Massnahmen. Diese betitelte ein anderer Votant ironisch als «botanischen Garten». Zu beiden Fragen lautete die Antwort: Die Wiggertalstrasse wird nur mit den flankierenden Massnahmen gebaut, ansonsten ist der Nutzen zu wenig gross. Entsprechend würden die flankierenden Massnahmen auch nicht wieder rückgängig gemacht werden, zumal dann der Verkehr eher wieder durch das Dorf fliessen würde.
Das Dorf wird vom Verkehr entlastet
Projekt Die Wiggertalstrasse Abschnitt Nord in Rothrist verläuft ab Bernstrasse nach Norden und mündet nach rund 900 Metern westlich in den Rössliweg (K 309) ein. Sie führt über das offene Feld. Das Vorhaben entlastet das Dorfzentrum von Rothrist vom Durchgangsverkehr. Ohne Umsetzung des Projekts – so die Prognosen – steigen die Fahrzeugzahlen im Bereich Bernstrasse massiv. Am Rössliweg werden zwei neue Bushaltestellen als Fahrbahnhalte realisiert und mit Trottoirs an das Areal Möbel Hubacher/XXXLutz angebunden. Der Rössliweg wird künftig mit einem Fahrverbot für den Durchgangsverkehr (Zubringer gestattet) belegt. 34,2 Mio. Franken sind für das Projekt veranschlagt. (zt/jam)