
Die «Zahlenfrau» des Kantons Aargau ist eine Zofingerin
Zahlen regieren die Welt. Ohne statistische Grundlagen lässt sich so gut wie nichts planen – das gilt für die Wissenschaft, die Wirtschaft und ebenso für die Politik. Seit Neujahr ist die 44-jährige Zofinger EVP-Einwohnerrätin Andrea Plüss Chefin von Statistik Aargau, dem statistischen Amt des Kantons. Sie ist keine Mathematikerin, sondern Biologin und hat ihren Doktortitel im Bereich Ökologie und Populationsbiologie der Pflanzen erworben. An der Eidgenössischen Forschungsanstalt für Wald, Schnee und Landschaft leitete und verantwortete sie die wissenschaftliche Synthese des Forschungsprogramms «Wald und Klimawandel», welche Ende 2016 in Buchform erschienen ist.
Mathematiker als Ausnahme
«Statistik ist für eine Naturwissenschaftlerin alles andere als etwas Fremdes», sagt Andrea Plüss. «Auch unter den leitenden Statistikerinnen und Statistikern anderer Kantone sind Mathematiker eher die Ausnahme.» Ein alter Ausdruck für Statistik ist denn auch «Sammelforschung» – die Zusammenfassung bestimmter Methoden zur Analyse von Erfahrungsdaten. Das macht die Statistik zur Hilfsdisziplin der Naturwissenschaften. Andrea Plüss hat deshalb ein Weiterbildungsdiplom der ETH in angewandter Statistik erworben. Dies und verschiedene Weiterbildungen im Bereich Führung und Psychologie waren dem Regierungsrat wichtig und er hat so Plüss gewählt.
Auch Politikerin
Die Zofingerin ist Wissenschaftlerin und Statistikerin, aber auch Politikerin. Letztes Jahr versuchte sie, für die EVP einen Sitz im Stadtrat zu erobern – und wurde dann Mitglied des Einwohnerrats. Die Politik ist eine wichtige Kundin des Statistischen Amts. Plüss nennt da die vielfältigen Statistiken, welche alleine für den Bildungsbereich angeboten werden. Schulen, Schüler und Lehrpersonen werden erfasst und statistisch verglichen. Dazu wird aufgezeigt, was ein Schulabgänger im Anschluss macht. Eine Kantonsschule besuchen? Eine Lehre absolvieren und in welchem Beruf? Wie gliedert sich das innerhalb des Kantons auf? «Solche Angaben liefern zahlenbasierte Informationen und unterstützen bildungspolitische Entscheide», sagt Plüss. Kein Bereich des Lebens, der nicht erfasst wird – meist ohne spezielle Erhebungen, sondern auf Basis bestehender Register. Themen sind Fragen rund um die Bevölkerung, Wohnen, Gesundheitswesen, Motorfahrzeuge, Sozialhilfe …
Hat Andrea Plüss eine Lieblingsstatistik? «Nein, mich interessiert die Auswertung aller Themen.» Klar schaut sie sich gerne statistische Wahlanalysen an. Auch hier Antworten auf vielfältige Fragestellungen. Eine Spezialität im Aargau ist, dass Stimmrechtsausweise bei Grossratswahlen ausgewertet werden – so weiss man, wie die Stimmbeteiligung aufgeschlüsselt nach Alter und Geschlecht ausgesehen hat. Die Bedeutung der Statistik hat man im Aargau früh erkannt, sagt Plüss. «Ihr» Amt wurde bereits 1886 ins Leben gerufen – allerdings zwischen 1921 und 1945 aus Spargründen geschlossen.