
«Die Zeiten von Sex, Drugs und Rock ’n’ Roll sind vorbei»

Mittwoch, 3. Juli:
St. Peter at Sunset
Das Line-up 2019
Folgendes Programm hält das Festival St. Peter at Sunset in Kestenholz dieses Jahr für seine Besucherinnen und Besucher bereit:
«An Evening with Mark Knopfler and Band»
Donnerstag, 4. Juli:
Schlagerabend mit voXXclub, Nik P, Maite Kelly,
Howard Carpendale
Freitag, 5. Juli:
Adel Tawil,
The Gardener & The Tree
Samstag, 6. Juli:
Tom Odell, James Morrison
Sonntag, 7. Juli:
Veronica Fusaro, Foreigner & the IP Orchestra
Wenn das Festival St. Peter at Sunset am 3. Juli mit «An Evening with Mark Knopfler and Band» eröffnet wird, bringt der Künstler eine Entourage von 60 Leuten mit nach Kestenholz. Diese wollen rundum umsorgt sein. «Wir sind stets tipptopp vorbereitet. Je nachdem, wie die Gäste ticken, kann es trotzdem hektisch werden», sagt Markus Bürgi.
St. Peter at Sunset ist bekannt dafür, dass es dem Publikum grossartige Acts in gediegenem Ambiente bietet. Auf der Bühne Weltstars, auf den Rängen kein Gedränge, Getränke in Gläsern, das Essen wird nicht in Plastik angerichtet. Selbstredend setzen die Veranstalter alles daran, auch den Künstlerinnen, Künstlern sowie ihrem Gefolge ein wohliges Gefühl zu vermitteln. In der Backstagezone stehen Zelte mit mehreren Räumen, ein jedes ausgestattet mit Sofa, Tisch, Kühlschrank, Schminkecke, Zimmerpflanzen. «Diesen Bereich sehen die Künstlerinnen und Künstler als Erstes, es ist die Visitenkarte unseres Festivals», erzählt Markus Bürgi, «darum setzen wir auch hinter der Bühne alles daran, dass es perfekt ist.»
Das ist für den Backstage-Verantwortlichen und sein 25-köpfiges Team herausfordernd. Umso mehr, wenn einer wie Mark Knopfler mit 60 Leuten anreist, «die von morgens um 8 Uhr bis nach Mitternacht umsorgt sein wollen». Bandmitglieder, Techniker, Lastwagenfahrerinnen, Tour-, Stage- oder Production-Manager, sogar Kochpersonal bringt der begnadete britische Sänger, Gitarrist und Songwriter am Mittwoch, 3. Juli, nach Kestenholz mit.
«Xavier Naidoo ist grundanständig»
Markus Bürgi ist seit der ersten Ausgabe des Open Airs dabei, natürlich weiss er längst: «Je besser man vorbereitet ist, desto weniger hektisch wird es an den Veranstaltungstagen.» Aber selbst wenn alles durchgeplant ist: Überraschungen gebe es immer, zumal er mit Menschen zu tun habe. «Wenn Patricia Kaas urplötzlich kurz vor dem Auftritt findet, ihr Schmuck glänze zu wenig, dann müssen wir halt auf die Schnelle ein Poliermittel auftreiben.» Die meisten Stars seien jedoch nicht fordernd oder herablassend im Umgang, erzählt Markus Bürgi. Im Gegenteil: «Xavier Naidoo, der von vielen als äusserst arrogant wahrgenommen wird, ist ein ganz angenehmer Kerl. Grundanständig. Er fragte mich gar, ob er sich einen Tee machen könne.» Oder Roger Hodgson, der frühere Supertramp-Frontmann: «Als ich ihm sagte, er trete in einer 1700-Seelen-Gemeinde auf und wir an Kühen vorbei zum Areal gefahren sind, kriegte er sich fast nicht mehr ein – normalerweise tritt er ja an riesigen Open Airs auf, die sich alle sehr gleichen. Das», erinnert sich der Backstage-Verantwortliche, «war ein extrem persönlicher Augenblick.»
Tolle Erinnerungen hat auch Festival-Chef Roland Suter. «Ich habe nach dem Konzert mit Chris de Burgh und seiner Frau gegessen und war positiv überrascht von ihm. Er interessierte sich so sehr für die jahrhundertealte Kapelle neben der Bühne, dass nicht mal ich als Einheimischer alle Fragen beantworten konnte.» Oder Jamie Cullum: Als die Technik ausgestiegen ist, hat er nicht herumgeflucht und wurde wütend, sondern packte seine Band und legte vor der Bühne ein akustisches Set hin. Um das zu beschreiben, braucht Roland Suter nur ein Wort: «Fantastisch!» Aber klar, so facettenreich wie das Programm, so unterschiedlich die Charaktere. Nicht mit allen Stars war die Zusammenarbeit angenehm: «Gianna Nannini fand ich eine richtige Diva.» Weitere Details, sagt Markus Bürgi und verdreht die Augen, erzähle er besser nicht.
Die Augen verdreht der Backstage-Verantwortliche auch bei den Wünschen, die man manchen Bands erfüllen müsse. Sie seien auch schon extra für ein Getränk zusammen nach Deutschland gefahren, berichten Suter und Bürgi. «Und dann hat der Künstler die Fläschchen nicht mal angerührt. Immerhin», sagt der Festival-Chef lachend, «hat es uns geschmeckt.» Vielfach seien es die Manager, die extravagante Sachen wie etwa 40 auf 40 Zentimeter grosse, grasgrüne Frotteetücher bestellen würden, führen die beiden aus. Und haben Verständnis dafür. «Sie stehen unter riesigem Druck, alles rechtzumachen, ansonsten könnte ihr Mandat bald enden.»
Apropos enden: Vorbei ist nach Ansicht der beiden Festival-Macher ebenso die Hochblüte von «Sex, Drugs und Rock ’n’ Roll.» Illegale Substanzen hätten sie in den 14 Jahren, in denen es das Festival nun gibt, nie auftreiben müssen. Er habe schon Rauschmittel in Form von Rauchwolken aufsteigen stehen, aber damit hatte es sich, berichtet Markus Bürgi. Bei Vorgruppen könne es zwar hoch hergehen, da für sie manches neu ist im Business und sie das auskosten würden – feuchtfröhlicher als an der Chilbi im Dorf sei es hinter der Bühne jedoch nicht. «Die meisten unserer Musikerinnen und Musiker können sich das gar nicht mehr leisten. Und sie wollen auch gar keine Eskapaden, denn sie sind Profis, die um die Welt jetten und ein gedrängtes Programm haben. Die Stars haben eigentlich nur ein Ziel: Dem Publikum auf der Bühne eine wahnsinnige Show zu bieten, die es nie wieder vergessen wird.» (zg)
Weitere Informationen zum Open Air: www.sunsetevents.ch