Dieser Brittnauer ist seines eigenen Glückes Schmied

Das Hufeisen wird für jeden Huf einzeln angepasst.
Das Hufeisen wird für jeden Huf einzeln angepasst.
Aaron Gygax kontrolliert die Form und den Sitz des Hufeisens ...
Aaron Gygax kontrolliert die Form und den Sitz des Hufeisens …
... bis es perfekt passt. Die Arbeit erfordert viel Gespür fürs Tier.
… bis es perfekt passt. Die Arbeit erfordert viel Gespür fürs Tier.

«Im Jahr 2008 haben mir viele gesagt, dass ich die Hufschmiede viel zu gross geplant hätte und dass ich den Platz nicht brauchen werde. Es hat sich schnell abgezeichnet, dass wir den Platz gut auslasten und jetzt müssen wir sogar ausweiten.» Mit einem Lächeln erinnert sich Aaron Gygax zurück an die Anfänge seiner Hufschmiede Dalchenhof in Brittnau. Tatsächlich fällt beim Eintreffen auf dem Hof nebst den vielen Pferdetransportern, dem Stallgeruch und dem Geräusch von Eisen auf Eisen die Baustelle im hinteren Teil kaum auf. 240 Quadratmeter sind als Abstell- und Lagerraum gedacht, wo nebst Materialien in Zukunft auch die drei mobilen Schmiede-Fahrzeuge parkiert werden. Zusätzlich lässt er auf 63 Quadratmetern sechs Pferdeboxen errichten.

Wöchentlich beschlägt das Team um Aaron Gygax 100 bis 150 Pferde. «Wir haben zum grössten Teil Sportpferde», erklärt der 38-Jährige. Da bei diesen die Abnutzung des Hufs schneller voranschreitet als das Nachwachsen, bringt man in Form des Hufeisens einen Schutz an. «Unsere Arbeit besteht darin, den Huf zu beschlagen, ohne die natürlichen Funktionen des Hufs einzuschränken», so Gygax. Alle vier bis sechs Wochen muss der Beschlag erneuert werden. Durch die Zusammenarbeit mit der gleichnamigen Pferdeklinik gehören orthopädische Beschläge und die Heilung von Krank- und Lahmheiten genauso zum Alltag. «In einem normalen Betrieb ist das eher die Ausnahme», so der Hufschmied.

Noch heute bestehen enge Kontakte in die USA

Durch die Zusammenarbeit mit der Klinik müsse der Hufschmiedbetrieb bei einem Notfall eine gewisse Flexibilität an den Tag legen. Im Gegenzug ist Aaron Gygax froh, wenn er bei Erkrankungen einen Tierarzt der Klinik hinzuziehen kann. «Das ist ein Rundumservice, den wir anbieten», so der jüngere Bruder von Diego Gygax, der zusammen mit Martin Stöckli die Pferdeklinik führt. Obwohl Aaron Gygax mit Rössern aufgewachsen ist, wollte er beruflich lange nichts mit ihnen zu tun haben. Erst durch den Hufbeschlag sei die Liebe zum Tier entflammt. Die Schnupperlehre in einer Schmiede mit 15 Jahren war ein Schlüsselerlebnis: «Ab dem Moment war mir klar, dass ich nichts anderes mehr machen will.» So absolvierte er die Lehre bei der Schmiede Hans Hunn in Brittnau, die heute noch existiert. Im Anschluss sammelte er Erfahrungen als Militärhufschmied, was zur Ausbildung gehörte. Danach kamen mehrjährige Auslandaufenthalte in England und den USA hinzu. Fünf Jahre arbeitete er in Lexington KY für das Rood & Ridle Pferdespital, welches eine eigene Podologieabteilung und Hufschmiede hat. «Ich habe versucht, meine Hufschmiede in der Schweiz in einem ähnlichen Rahmen zu erbauen», so Gygax. Noch heute besucht er regelmässig Weiterbildungen in den Vereinigten Staaten und anderen Ländern.

Die Hufeisen haben ihr Glück entfaltet

Bei der Hufschmiede in Brittnau arbeiten nebst Gygax noch weitere fünf gelernte Hufschmiede, ein Lehrling und eine Büroangestellte. «Ich hätte nie gedacht, dass der Betrieb so gross wird», gibt der in Adliswil Wohnhafte zu. Als sein Vater damals noch die Tierklinik betrieb, engagierte er einen externen Hufschmied, der einmal wöchentlich bei ihm in der Praxis vorbeikam. Heute besucht Aaron Gygax als Externer regelmässig drei Sportställe und eine Klinik. Seine Angestellten betreuen noch einige weitere Ställe dazu. Ausserdem reist er alle sechs Wochen mit einem Angestellten in die USA und die Tschechei, um seine Kundschaft zu betreuen.

«Meine Arbeit als Hufschmied ist sehr abwechslungsreich», so Gygax. «Obwohl die Handgriffe immer dieselben sind, ist es am Schluss doch ein Tier und keine Maschine. Es reicht nicht, die Hufe nur zu messen, man muss auch ein Gefühl fürs Tier entwickeln.» Mit so vielen Hufeisen, die in der Hufschmiede gelagert sind und bei Aaron Gygax zu Hause hängen, wird auch die Zukunft von Gygax mit viel Glück bespickt.