Dieses Frauenprojekt spürt den Wurzeln des Lebens nach

Anmeldung/Infos: SinnBewegt, Silvia Hergöth, Centralstr. 31b, 6210 Sursee; E-Mail: info@sinnbewegt.ch, www.sinnbewegt.ch, Tel. 079 344 40 46

26 kleinformatige Bilder von Urmüttern hängen an den Wänden des Ateliers der Künstlerin und Kunsttherapeutin Christina Thäler am Hirschparkweg 10 in Zofingen. Die fein geschaffenen Collagen aus verschiedenen Materialien zeigen verschiedenste Frauengestalten von der Antike bis heute. Das Thema der Urmütter ist im Laufe vieler Jahre gewachsen aus eigenen Erfahrungen und zahlreichen Gesprächen in der Therapie mit Frauen und deren Lebensgeschichten. Angefangen hat die Auseinandersetzung mit dem Thema schon vor 20 Jahren, als Thäler in einer Ausstellung den Ur­mütterfiguren aus der Steinzeit und Terrakottafiguren aus Mesopotamien begegnete. Kurz darauf stiess sie auf die Geschichte der vielseitigen Göttin Ishtar auf gebrannten Tontäfelchen im Pergamonmuseum in Berlin. «Der unglaubliche Reichtum an Verschiedenartigkeiten und doch ähnlichen Themen in Frauenschicksalen, der sich dahinter verbirgt und sich im Laufe der Jahre veränderte, hat mich nicht mehr losgelassen», sagt sie.

Werden, wachsen und vergehen

Thäler sieht alle Frauen in einer sehr langen Folge von Müttern, die weit zurückgeht bis zu den antiken Göttinnen. Die Urbilder vom Frausein, in denen sich das Gebären, das Wachsen und Loslassen, das Werden und Vergehen in einer endlosen Folge manifestiert, haben sie fasziniert und immer wieder zum Schaffen animiert. So ziehen sich in ihren Collagen die Darstellungen von Urmüttern aus der ganz alten Zeit über antike Schicksalsgöttinnen, Marienbilder bis hin zu Frauengestalten aus Märchen und Flüchtlingsfrauen heute wie ein roter Faden durch die Ausstellung.

Die Bilder der Urmütter hatte die Künstlerin in einer Schachtel aufbewahrt, als sie bei einem Treffen mit der Theologin und Schriftstellerin Silvia Hergöth Calivers auf Gemeinsamkeiten aufmerksam wurde. Letzterer war schon früh aufgefallen, dass insbesondere in der Lyrik die Frauen stark untervertreten sind. «Dies liegt daran, dass die Frauen als Mütter zeitlich länger gebunden sind. Es war für mich ein Aha-Erlebnis, als ich die Schachtel mit den Bildern der Urmütter sah.» Denn auch die Gedichte der Lyrikerin handeln häufig von Erfahrungen der Frauen und ihrem Kampf um Anerkennung und Selbstbestimmung. Die Rede ist von Frauen, die «als Hexen verbrannt und an den Herd verbannt» wurden. Von Frauen, die aufbegehren für Freiheit und Liebe, Vergangenes nur für sich selbst ernten und mutig den Schritt wagen, um eigene Lieder zu singen und das Leben ans Licht zu tragen.

Aufgebrochen zum Eigenen ist auch Hergöth Calivers. Nach ihren langjährigen Erfahrungen als Seelsorgerin, Religionslehrerin und berufstätige Familienfrau hat sie sich mit SinnBewegt selbstständig gemacht. Unter diesem Namen organisiert sie Kurse, Ausflüge, Wanderungen, Beratungen mit dem Ziel, einander zu helfen den Sinn des Lebens zu finden und von Sinn bewegt zu leben.

Vernissage, Matinee und zwei Workshops

Gemeinsam entwickelten die beiden mit viel Herzblut das Frauenprojekt «Urmütter», um das Sein und Schaffen von Frauen sicht- und hörbar zu machen. An der Vernissage vom Freitag, 22. Oktober, 19.30 bis 21 Uhr, und an der Matinee vom Sonntag, 24. Oktober, 10 bis 11.30 Uhr, wird Hergöth Calivers ihre lyrischen Texte zu den Themenblöcken Widerständig, Mitfühlend, Erinnernd, Selbstständig vortragen. Die Abschnitte werden musikalisch durch die Gitarrenklänge des jungen Musikstudenten Benno Frischknecht aufgelockert. Danach besteht Zeit für Austausch und die Betrachtung der Bilder der Urmütter. Diese können auch Samstag/Sonntag, 23./24., Mittwoch, 27. und Sonntag, 31. Oktober, jeweils 14 bis 17 Uhr, besichtigt werden. Es gelten die aktuellen Corona-­Massnahmen mit Zertifikatspflicht. Wegen der beschränkten Teilnehmerzahl ist eine Anmeldung über Telefon oder Kontaktformular von SinnBewegt nötig.

Die Künstlerinnen möchten dazu motivieren, sich wie die Urmütter nicht unterkriegen zu lassen, sondern selber kreativ zu werden, und bieten deshalb zwei Workshops an: eine Schreibwerkstatt mit Silvia Hergöth Calivers am 30./31. Oktober und ein Workshop für Collagen und Wachs mit Christina Thäler, am 6. November und 8. Januar 2022.

Monika Fischer