
Direkt am Bahngleis: Hier entstehen 100 neue, aber kleine Wohnungen

Verdacht des Bauverwalters
Wohnungen nur auf dem Papier leer
Oftringen gehört aktuell zu den Gemeinden mit einem sehr grossen Leerwohnungsbestand. So waren im Juni letzten Jahres 423 Wohnungen nicht besetzt. Dennoch bereitet dies der Gemeinde laut Bauverwalter Peter Göldi «nicht grosse Sorgen». Er erhalte von den Investoren der vielen neuen Wohnungen die Rückmeldung, dass diese nicht lange leer stehen. «Wir haben den Verdacht, dass die hohe Leerwohnungsquote von Oftringen – und anderen Gemeinden mit einer hohen Wohnbautätigkeit – zum Teil nur auf dem Papier besteht.» Das Bundesamt für Statistik erhebe die Daten dazu jeweils per 1. Juni. Dann stünden viele Neubauten kurz vor dem Bezug, die Wohnungen seien schon registriert, die Mieter aber noch nicht eingezogen. In der Regel werden laut Göldi bei Neubauten die Wohnungen am 1. Juli bezogen. «So dürften viele Wohnungen, die Anfang Juni als leer gelten, jeweils bis Ende Juli bereits bezogen sein.»
Die Gemeinde Oftringen ist derzeit ein Neubaumekka. Eine nach der anderen Grossüberbauung wird hochgezogen. Und der Trend hält trotz eines relativ hohen Leerwohnungsbestandes an. Bald sollen auch an der Tychbodenstrasse nahe des Einkaufszentrums a1 direkt an den Bahngleisen die Bagger auffahren. Die Firma Creafonds aus Sursee plant dort eine Überbauung mit 100 Wohnungen.
Laut Creafonds-Geschäftsführer
Joerg Furrer werden 80 Prozent der Einheiten 2½- und 3½-Zimmer-Wohnungen sein. «Wir bauen eher kleine, aber bezahlbare Wohnungen, da wir am Standort Oftringen mit preisbewussten Haushalten rechnen», so Furrer. Die Wohnungsqualität werde aber hoch sein. Man baue für Kleinfamilien, Paare und Einzelhaushalte. «Die Wohnungen werden am Markt wettbewerbsfähig positioniert sein», sagt Furrer und verrät damit wie in solchen Fällen nur wenig. «Zu der Höhe der Mieten können wir noch nichts sagen, sie werden auf jeden Fall bezahlbar sein.» Und dank des Aarauer Büros Schneider & Schneider werde es hochwertige Architektur.
Die bestehenden vielen leeren Wohnungen kümmern Creafonds nicht gross. «Wir müssen unabhängig von einem aktuellen Leerwohnungsbestand ein konkurrenzfähiges Produkt bieten und dabei besser sein als Mitbewerber», so Furrer.
Derzeit läuft noch das Baubewilligungsverfahren. «Wenn die Bewilligung vorliegt, werden wir zügig mit dem Bau beginnen», sagt Furrer. Doch zuerst gilt es abzuwarten, was die Gemeinde zu den Einsprachen sagt.
Firma mitten in Wohnquartier
Unzufrieden mit der geplanten Überbauung ist unter anderem die angrenzende Firma Prema. Laut ihrem Rechtsvertreter Felix Weber will Prema ihren Gewerbebetrieb im bisherigen Umfang weiter betreiben können, wäre aber nach Erstellung der Überbauung mitten in einem Wohnquartier gelegen. «Wir befürchten, dass es zu Problemen mit Bewohnern kommen kann, unter anderem weil die gewerbliche Tätigkeit der Prema Emissionen verursacht, die zwar zonenkonform sind, durch die Anwohner aber dennoch als störend empfunden werden könnten.»
Das Projekt ist aus ihrer Sicht überdimensioniert, ordne sich nicht in das Ortsbild ein, schaffe keinen Bezug zum bestehenden Quartier und führe zu unzumutbarem Schattenwurf bei den benachbarten Liegenschaften. «Und die vorhandenen öffentlichen Erschliessungsanlagen sind nur unzureichend dimensioniert», so Weber.
2 Meter hohe Lärmschutzwand
Bei der Gemeinde bewertet man das Projekt, das in einer Mischzone für Gewerbe und Wohnen liegt, deutlich positiver. Laut Bauverwalter Peter Göldi habe man an dieser Lage zwar einen höheren Gewerbeanteil erwartet. «Wir waren etwas überrascht, dass trotz der Nähe zur Bahnlinie so viele Wohnungen geplant sind.» Aber es sei ein gutes und sorgfältig erarbeitetes Projekt.
Die Bauherren gehen laut Göldi auch mit der Lärmbelastung gut um. «So ist die Einfahrt der Tiefgarage so konzipiert, dass auf der Tychbodenstrasse kein Mehrverkehr entsteht.» Und zum SBB-Gleis hin gibt es eine über zwei Meter hohe Lärmschutzwand. Zudem würden die Wohnbauten für das Quartier dahinter künftig wie ein Lärmschutzriegel wirken. Positiv erachtet die Gemeinde auch den geplanten durchgehenden Fussweg den Gleisen entlang.
Laut Göldi passt der Wohnungsmix gut an diesen Ort. «Das ist schon fast urbanes Wohnen, auf Pendler zugeschnitten.» Für Familien-Wohnungen seien die Gebiete nördlich der Hauptachse besser geeignet.
Bedenken der Nachbarn wegen des Verkehrsaufkommens teilt der Bauverwalter nicht. «Die Strasse ist gross genug, weil durch die Überbauung kein Mehrverkehr entstehen sollte.» Problematischer sei der Schleichverkehr, der trotz Fahrverbot anhalte.
