Doppelmord an Heiligabend: Zwei Rätsel um eine gelbe Tasche und die Blumen für den Mörder bleiben

40 Jahre nach der Morden des deutschen Rechtsradikalen Frank Schubert in der Region um Koblenz sind einige Zeitzeugen verstorben oder erinnern sich nicht mehr genau. Andere erinnern sich noch an Einzelheiten jenes unheilvollen Tages, dem 24. Dezember 1980, erinnern.

An Heiligabend zeigt sich zudem: Die Erinnerung ist auch bei Angehörigen der beiden Todesopfer anch wie vor wach. Jedes Jahr legen sie an Heiligabend Blumen und Kerzen an der Gedenktafel am Koblenzer Friedhof nieder. So auch dieses Jahr.
 
Zwei kleine Rätsel um die Taten sind bis heute bestehen geblieben. Das eine betrifft eine gelbe Tasche, welche Schubert noch in Koblenz, als er auf zwei Polizeibeamte schoss und einen von ihnen tötete, bei sich trug. 

Wälder durchkämmt

34 Polizeibeamte nahmen an einer grossen Suchaktion sechs Tage später teil. Die Polizei vermutete in der gelbenTasche eher Munition und Waffen als wichtige Dokumente. Die Polizisten durchkämmten an jenem Morgen die Wälder von Böttstein und der Weiler Schlatt und Fehrenthal, die zur Gemeinde Leuggern gehören.

Gemäss einer Zeugenaussage, welche die Polizei als gut einordnete, soll Schubert sich auch in Fehrenthal aufgehalten haben. Die Bescheibung zur Person, die im Laufenschritt in Richtung Böttstein rannte, passte auf ihn. Ob er die Tasche hier noch bei sich hatte, blieb unklar. 

Die Suchaktion blieb ohne Erfolg. Am naheliegendsten schien, dass der 23-jährige Rechsextremist die Tasche in die Aare geworden hat. Ein Stück weit war er an ihrem Ufer entlang unterwegs, bevor er in ein Wäldchen hinauf, an einem Bach entlang, in Richtung Böttstein marschierte.

Zuvor war Schubert nach den zwei Morden an Grenzwächter Josef Arnold und Kantonspolizist Walter Wehrli mit dessem Auto, einem roten Mini, in Richtung Leuggern/Böttstein geflüchtet. Nahe einer Kiesgrube und des Waldfriedhofs von Böttstein, etwas oberhalb des Dorfes Eien, liess er den Wagen, dessen Heckscheibe zerstrümmert war, stehen und flüchtete zu Fuss weiter. 

In Böttstein endete seine fünfstündige Flucht. Nach einer weiteren Schiesserei mit zwei Polizisten kurz vor 20 Uhr, bei der einer der Beamten verletzt wurde, versteckte sich der Nazi in einem Gebüsch nahe von Schloss Böttstein und richtete sich selbst. 

An diesem Ort wurden in den folgenden Jahren jeweils an Heiligabend Blumen niedergelegt, wie sich mehrere Personen aus der Region erinnern. „Wenn wir nach der Mitternachtsmesse heimgingen, waren sie noch nicht dort, aber dann am Weihnachtsmorgen“, erzählte der ehemalige Gemeindeammann Fritz Ringele in einem früheren Bericht der Aargauer Zeitung. „Wer sie gebracht hatte, ist nie bekannt geworden, und inzwischen werden keine Blumen mehr hingelegt.“

Bewaffnung verbessert

Die Taten von 1980 führen bei Grenzwache und Kantonspolizei zu Änderungen. Grenzwächer Arnold war alleine von Zurzach nach Koblenz auf Patrouille, als es zur verhängnisvollen Begegnung mit Frank Schubert kam, der ihn erschoss. Bald danach wurden Zweierpatrouillen eingeführt. Auch die Ausrüstung und die Bewaffnung wurden verbessert. Die Grenzwächter-Ausbildung wurde markant auf Interventionstechnik ausgerichtet.

Den Regierungsräten Louis Lang als Polizeidirektor und Kurt Larreida als Finanzdirektor wurde durch die Taten klar, dass das Polizeikorps besser ausgerüstet werden muss. Die Kantonspolizei erhielt rasch neue Panzerwesten, Maschinenpistolen und Funkgeräte.