Drei Bewerber, zwei Lizenzen: Taxi-Knatsch in der Thutstadt

TAXIREGLEMENT

So sieht es in der Nachbarschaft aus

Taxireglemente sorgen in vielen Städten der Schweiz für rote Köpfe. Entweder bei den Taxi-Betreibern oder den Stadt-Verantwortlichen. In Sursee werden zum Beispiel keine Taxi-Konzessionen vergeben. Das führt dazu, dass am Bahnhof Sursee Taxis aus mehreren Kantonen (LU, AG, BE) um die Kundschaft buhlen. In Olten gibt es 29 A-Konzessionen für 8 Standplätze am Bahnhof. In Zofingen hat der Stadtrat 2 A-Konzessionen für die Jahre 2015 bis 2018 vergeben. Diese berechtigen für einen Standplatz am Bahnhof. Es gibt noch B-Konzessionen, diese berechtigen für einen Standplatz auf dem Stadtgebiet Zofingen und C-Konzessionen, für spezielle Anlässe, wie zum Beispiel das Heitere Open Air.

Herbert und Marlis Ratschiller sind Taxifahrer mit Leib und Seele. Nach vielen Jahren als Angestellte haben sie per 1. Mai dieses Jahres ihr eigenes Taxiunternehmen gegründet. Als ihre Heimbasis haben sie die Stadt Zofingen ausgesucht. Und weil der Geschäftssitz an der Schafgasse 5 liegt, ist der Name «Altstadt-Taxi AG» auch nicht aus der Luft gegriffen.

Gegen einen dritten Taxi-Betrieb auf dem Platz Zofingen ist aus wirtschaftlichen Gründen eigentlich nichts einzuwenden, wenn da nicht das örtliche Taxireglement aus dem Jahr 2003 wäre. Dieses sieht nicht vor, dass innerhalb der Legislatur neue Lizenzen vergeben werden. Auch keine provisorischen.

Die Lizenzen werden Mitte des ersten Jahres einer Amtsperiode für die nächsten vier Jahre ausgeschrieben. Dann können sich alle Interessierten bewerben. «Wir sind der Meinung, dass die Taxi-Unternehmen wissen sollten, wer die nächsten vier Jahre ihre Konkurrenten auf dem Platz sind», sagt die zuständige Stadträtin Christiane Guyer (Grüne). «Darum vergeben wir ausserhalb dieser Zeit keine neuen Lizenzen.»

Das bekommt die «Altstadt-Taxi AG» nun zu spüren. Keine Lizenz bedeutet kein Standplatz auf dem Gemeindegebiet Zofingen, so will es das Reglement. «Die Altstadt-Taxi AG kann sich in Kürze, wie alle andern interessierten Taxi-Unternehmen auch, für eine neue Lizenz für die Jahre 2019 bis 2022 bewerben», sagt Stadträtin Guyer weiter.

Marlis und Herbert Ratschiller sind mit ihren neuen Hybridfahrzeugen von Dienstagmorgen 5 Uhr bis Sonntagmorgen 6 Uhr während 24 Stunden auf Abruf bereit. Aufgrund der fehlenden Lizenz für Zofingen haben sie ihren Taxi-Standort gezwungenermassen ausserhalb des Stadtgebiets verlegt.

Dass ein neues Taxi-Unternehmen auf den Platz Zofingen kommen will, passt nicht allen. Bereits kurz nach dem Start haben Mitarbeiter der beiden momentanen Taxilizenzinhaber teilweise mit Flugblättern den Neuling bekämpft. Jetzt kommt es gar noch schlimmer: Wie Recherchen dieser Zeitung zeigen, die Altstadt-Taxi AG wurde von einem Mitkonkurrenten auf dem Platz Zofingen angezeigt. Der Kläger ist der Meinung, das neue Unternehmen verstosse gegen das Taxireglement. Dabei bezieht sich das Unternehmen auf das Reglement über das Taxiwesen in Zofingen. Dort steht unter Paragraph 2: «Der gewerbemässige Transport von Personen mit Motorfahrzeugen auf dem Gemeindegebiet Zofingen bedarf einer Bewilligung des Stadtrats.»

Bei der Regionalpolizei Zofingen, die die neuen Taxi-Betreiber bereits einvernommen hat, gibt man aufgrund des laufenden Verfahrens keine Auskunft. Auch Marlis und Herbert Ratschiller wollen sich gegenüber den Medien zur momentanen Situation nicht äussern.

In Zofingen teilen sich seit mehreren Jahren zwei Unternehmen den Taxi-Markt. Deshalb verläuft das Geschäft – im Gegensatz zu anderen Städten – in geordneten Bahnen. Kampflos will darum niemand einen Teil dieses Kuchens abgeben.

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