
Druiden wollen in Zofingen die Niklaus-Thut-Loge gründen
Die Mitteilung, erschienen unter anderem in dieser Zeitung, klang geheimnisvoll: Seit Ende August versammle sich im Palass Zofingen regelmässig eine Gruppe Männer zu einem Druidentisch. Wer sich für einen Besuch interessiere, werde gebeten, sich über eine Mailadresse anzumelden. Der Tisch sei die Vorstufe zur Gründung eines Zofinger Druidenablegers: der Niklaus- Thut-Loge.
Eine Nachfrage beim Schweizerischen Druidenorden (SDO) zeigt: Die Druiden machen kein Geheimnis aus ihrer Organisation. Und mit dem Druidentum der alten Kelten haben ihre modernen Nachfolger nichts mehr am Hut – «ausser dem Vorsatz, lebenslang zu lernen», wie SDO-Präsident Rolf Gasser (66) sagt.
Aufklärerische Wurzeln
Der Orden hat seine Wurzeln in der Aufklärung. 1781 gründete ein Kreis um Henry Hurle den «Ancient Order of Druids» (AOD) in London. In ganz Europa schossen in der zweiten Hälfte des 18. Jahrhunderts Logen wie Pilze aus dem Boden, weil sie kritischen Geistern die Möglichkeit zum Austausch und einen gewissen Schutz vor der Obrigkeit boten. Aus dem AOD ging die heutige Organisation hervor, die International Grand Lodge of Druidism. Ihre Ziele klingen auch heute noch typisch aufklärerisch: Sie will Humanität, Toleranz, Menschenrechte und die Freundschaft unter den Mitgliedern fördern. Logen existieren in Australien, Dänemark, Deutschland, England, Island, Neuseeland, Norwegen, Schweden, der Schweiz und den USA. Die Gesamtzahl der Mitglieder liegt bei rund 50’000. Es sind übrigens fast alles Männer: In Deutschland gibt es einige Frauenlogen, gemischte Logen nur in Australien und Neuseeland.
Der Schweizerische Druidenorden zählt zehn Logen, alle in der Deutschschweiz. Eine davon, die Augusta-Raurica-Loge, ist in Basel angesiedelt. Dort reifte auch die Idee, einen Ableger in Zofingen zu gründen. «Zwei Mitglieder der Basler Loge kommen aus Zofingen», sagt SDO-Präsident Rolf Gasser. «Sie haben das Projekt, eine Niklaus-Thut-Loge zu gründen, aufgegleist.» An den Treffen, die jeweils donnerstags alle 14 Tage stattfinden, nimmt auch Gasser teil. Zwischen acht und zwölf Männer haben die bisherigen Meetings besucht. Sie beginnen mit Musik und einem rund 15-minütigen Vortrag eines Teilnehmers, oft zu einem Thema mit philosophischem Hintergrund. Anschliessend wird in der Gruppe darüber diskutiert. Der respektvolle, freundschaftliche Umfang sei zentral, sagt Gasser – Druiden wollen also selbst etwas lernen und nicht andere belehren. Der gegenseitige Respekt äussert sich auch in der Kleidung: Mitglieder von Druidenorden erscheinen in dunklem Anzug und mit Krawatte zu ihren Treffen. Die Handys bleiben – auf Flugmodus – in der Jackettasche. Was gesprochen wird, bleibt am Druidentisch. Und wie es zu einem Tisch gehört, wird daran zum Abschluss eines jeden Treffens auch gespiesen.
Gründung noch dieses Jahr
Druidenorden sind politisch und konfessionell neutral; man können einer Religionsgemeinschaft angehören, müsse aber nicht, sagt Gasser. In der Loge treffen man Menschen, denen man im Alltag sonst nicht begegne; und spreche auch über Themen, mit denen man sonst nicht konfrontiert sei. «Das ist unglaublich interessant.» Zwölf bis 15 regelmässige Mitglieder brauche es, um Zofinger Loge aus der Taufe zu heben. «Wir sind zuversichtlich, dass dies in diesem Jahr möglich ist», so Gasser.