
Durchblick bei komplexen Themen
Neue Impulse erhalten, sich anregen lassen und sein Wissen vertiefen und erweitern – dies alles machen die Angebote der Volkshochschule möglich. Mit der Absicht, einen Beitrag zur Allgemeinbildung zu leisten, entstanden die ersten Volkshochschulen vor einem Jahrhundert. «Dem Grundgedanken werden die Volkshochschulen auch heute gerecht – bei allem Wandel», unterstreicht Brigitte Koch, Präsidentin der Volkshochschule Region Zofingen (VHS). Seit zwei Jahren steht die Brittnauerin dem Non-Profit-Verein vor. Mit dem siebenköpfigen, ehrenamtlichen Vorstand hat sie ein neues Programm auf die Beine gestellt.
Die übersichtliche Broschüre im A5-Format ist 30 Seiten stark und bietet 21 Vorträge, Referate, Exkursionen und Workshops an. Augenfällig ist, dass Kurse im Bereich Fremdsprachen, Computer, Fitness oder Business gänzlich fehlen. «Unser Fokus richtet sich klar auf aktuelle Zeitthemen, wir konkurrenzieren nicht die bestehenden Anbieter im Bereich der Fremdsprachen oder Computerweiterbildung.» Hingegen sei die Zusammenarbeit mit Partnern ausgebaut worden. So arbeitet die VHS in der neuen Saison mit den Literaturtagen Zofingen, dem Kunsthaus Zofingen, der Bibliothek Zofingen, Musik&Theater sowie dem Zofinger Tagblatt zusammen.
Von C.G. Jung bis zum Umgang mit der Plastikflut
«Die VHS hat sich in den letzten Jahren zu einer beachtlichen Institution entwickelt, die Themen aufnimmt, die sonst nicht in dieser Breite diskutiert würden. Dies stösst auf reges Interesse», sagt Brigitte Koch.
Ab Mitte September geht es bei der Volkshochschule Region Zofingen los. Die Palette ist breit. Die Teilnehmer können sich mit den Erkenntnissen des Schweizer Psychiaters C. G. Jung auseinandersetzen oder lernen, wie ein Text auf den Punkt gebracht wird. Alle Sinne sind auf einem kulinarischen Streifzug durch die Schweiz gefragt, wo in der Zofinger Bürgerhalle neben Fakten auch ein Menü serviert wird. Eine kritische Auseinandersetzung ist auch rund um die Verwendung von Palmöl und die zunehmende Plastikflut möglich, da in zwei Vorträgen Experten zum Nachdenken und Diskutieren anregen. Verschiedene Referenten tauchen in ferne Länder und Kulturen wie Russland, Südtansania und Norwegen ein. Letzteres steht als Gastland vom 25. bis 27. Oktober an den Zofinger Literaturtagen im Zentrum. Was das erst seit 124 Jahren selbstständige Land in kultureller, sprachlicher und literarischer Vielfalt alles zu bieten hat, zeigt Norwegenkenner Hans Joerg Zumsteg auf (siehe Kasten).
Ob es die Volkshochschule im überfüllten Weiterbildungsangebot braucht, beantwortet Brigitte Koch klar: «In der gesamten Schweiz ist der nicht gewinnorientierte Verband ein wichtiger Bestandteil der Erwachsenenbildung.»
Volkshochschulen ab 1919 in der Schweiz
Bereits 1919 wurden die ersten Schweizerischen Volkshochschulen in den drei Städten Basel, Bern und Zürich ins Leben gerufen. Diese Gründungen waren von ausländischen Vorbildern beeinflusst. Hierzulande war die VHS eine Reaktion auf die soziale Not, hervorgerufen durch den 1. Weltkrieg und die rasche Industrialisierung, die ein riesiges Industrieproletariat hervorbrachte. «Damals war das Ziel der Volkshochschule sich einer breiten Volksbildung zu widmen und damit einen Beitrag zu leisten, um die Gegensätze zwischen den sozialen Schichten auszugleichen.» Der Verband der Volkshochschulen Schweiz feiert heuer sein 75-jähriges Bestehen. Die VHS der Region Zofingen wurde 1960 vom Zofinger Lehrer Werner Schär gegründet.
Im Aargau existieren heute elf regionale Volkshochschulen. Sie bieten ein breites Spektrum an Kursen und Veranstaltungen für alle Interessierten an. «Die Volkshochschule Region Zofingen hat sich die Bildung der Persönlichkeit anstelle einer Ausbildung zur reinen Nützlichkeit zum Ziel gesetzt.» Damit werde ein Gegenpool+
zur aktuellen Bildungspolitik gesetzt, die sich in den digitalen Werkplatz vernarrt habe und das Individuum mehr und mehr auf eine Funktion von technischem Fortschritt, globalem Wettbewerb und Wohlstandserzeugung reduziere, sagt Brigitte Koch. «Wir helfen, aus der grossen Vielfalt von komplexen Themen einige etwas genauer unter die Lupe zu nehmen, sich Durchblick zu verschaffen und zu fokussieren.»
Eine bunte Palette von Besichtigungen über Referate bis zu Exkursionen
21 Anlässe hält das Programm der Volkshochschule Region Zofingen (VHS) in der Saison 2019/20 bereit. Das gesamte Programm ist unter www.vhs-aargau.ch unter der Rubrik Zofingen zu finden. Ein Auszug.
Mittwoch, 18. September: «Norwegen, das Land der Literaturtage 2019» – Referat mit Hans Joerg Zumsteg, Norwegenkenner und Leiter von Skandinavien-Kulturreisen. Buchhandlung Mattmann, Zofingen, 19.30 Uhr.
Freitag, 27. September: «Heute bestellt – morgen geliefert» – Betriebsbesichtigung bei Galliker Transporte AG in Dagmersellen.
Dienstag, 15. Oktober: «50 Jahre Mondlandung». Bruno L. Stanek ist seit 1968 Moderator und Kommentator bei SRF1 zu den Raumfahrtflügen. Bildungszentrum BZZ, Aula ZU 26, in Zofingen, 19.30 Uhr.
Freitag, 8. November: «Die Jungfrau von Orléans», Oper von Friedrich Schiller im Stadttheater Solothurn.
Dienstag, 12. November: «Palmöl – überall drin und trotzdem verteufelt» – Vortrag von Manfred Bötsch, Agronom und Jurist. Dachraum der Stadtbibliothek in Zofingen, 19.30 Uhr.
Samstag, 16. November: «Meyersche Stollen – geheimnisvolle Unterwelt von Aarau» mit Co-Präsidentin der IG Meyersche Stollen Hélène Klemm.
Montag, 18. November: «Südtansania – artenreich und unverfälscht». Simone Koch organisiert mit ihren Eltern Individualreisen. Dachraum Stadtbibliothek in Zofingen, 19.30 Uhr.