
E-Autos statt Benziner, Wärmepumpe statt Ölheizung: klimaneutraler Umbau kostet rund 13 Milliarden Franken pro Jahr

Sie sind die Lieblingszielscheiben der Klimajugend: die Banken. Die Finanzhäuser hingegen sehen sich selbst viel eher als Motor für den anstehenden Transformationsprozess der Wirtschaft hin zu einer klimaneutralen Schweiz. «Die Banken sind Teil der Lösung», sagt August Benz, stellvertretender Chef der Bankiervereinigung (SBVg). Allein könnten sie das Problem jedoch nicht lösen. «Es braucht auch die Realwirtschaft, die Konsumentinnen und Konsumenten und die Politik.»
Um ihren Willen zu untermauern, hat die Bankiervereinigung gemeinsam mit dem Beratungsunternehmen Boston Consulting Group (BCG) eine Studie erstellt, die sie gemeinsam am Mittwoch vorgestellt haben. Darin hat sie berechnet, was denn die geforderte Reduktion der Treibhausgasemissionen bis 2050 respektive der Umbau der Volkswirtschaft die Schweiz kosten wird.
Die erste gute Nachricht: Der Umbau ist durchaus finanzierbar. In Zahlen: Bis 2050 sind für das Netto-Null-Ziel Investitionen von insgesamt 387,2 Milliarden Franken nötig. Das entspricht einem Investitionsbedarf von 12,9 Milliarden pro Jahr, was wiederum rund zwei Prozent des Bruttoinlandproduktes (BIP) entspricht.
Die Schweiz kommt relativ günstig davon
Der vergleichsweise niedrige Wert hat mit der hiesigen, relativ vielfältigen Unternehmenslandschaft zu tun, die ohne grosse, auf fossilen Energien aufbauende Wirtschaftszweige auskommt. Ländern mit grossen Kohlewerken, mit viel Schwerindustrie oder grossen Erdölkonzernen wird der Umbau massiv teurer zustehen kommen. «Wir kommen relativ günstig davon», sagt auch Christian Schmid von BCG. Während also die Transformation die Schweiz insgesamt etwas mehr als die Hälfte der jährlichen Wirtschaftsleistung kosten dürfte, beziffert BCG-Manager den globalen Investitionsbedarf mit deutlich mehr als einem Welt-BIP.
Die zweite gute Nachricht für die Schweiz: Der hiesige Finanzplatz ist durchaus bereit, das nötige Geld zur Verfügung zu stellen. Gemäss der Studie könnten rund 91 Prozent der geforderten Investitionen mittels Kreditvergaben und über den Kapitalmarkt finanziert werden. Auch hier sei die Schweiz gut aufgestellt, sagt Schmid. Global betrachtet dürften nur rund 40 Prozent der benötigten Gelder über die Banken zur Verfügung gestellt werden.
Klimasünder Strassenverkehr, Gebäude und Landwirtschaft
Die Zahlen umfassen sowohl Neu- wie auch Substitutionsinvestitionen. Grösster Handlungsbedarf orten die Studienautoren bei den Sektoren mit den höchsten Treibhausgasemissionen. Das sind namentlich der leichte und schwere Strassenverkehr, der Gebäudebereich, die Landwirtschaft sowie der internationale Flugverkehr, wobei der Schweizer Anteil anhand des hierzulande vertankten Kerosins berechnet wurde.
Die für den Umbau dieser Sektoren benötigte finanzielle Investitionsaufwand ist jedoch sehr unterschiedlich. Während der Strassenverkehr deutlich mehr als Hälfte des vorgesehenen Budgets schlucken dürfte, benötigt der sanierungsbedürftige Gebäudepark durchschnittlich gut zwei Milliarden Franken pro Jahr. Die Landwirtschaft wiederum lässt sich mit jährlich 170 Millionen Franken relativ günstig auf einen CO2-neutralen Kurs bringen.