Egerkingen: 90 der 190 Stellen bei Daylong-Herstellerin Galderma Spirig sind bereits weg

Das Aus kam völlig unerwartet

Die Galderma Spirig galt als Vorzeigebetrieb der Solothurner Wirtschaft. Auch für die Solothurner Regierung kam der Schliessungsentscheid vergangenen September völlig überraschend. Nestlé erklärte das Produktionsende mit der zu tiefen Auslastung. «Wir erwarten für Egerkingen in den nächsten Jahren kein signifikantes Volumenwachstum», hiess es damals vom Konzernsitz am Genfersee. «Auch die Investitionen von bis zu 15 Millionen Franken in die Modernisierung und Automatisierung der Produktionsanlagen in den letzten drei Jahren konnten die Wettbewerbsfähigkeit des Standorts nicht verbessern.» 2012 hatte die Nestlé-Tochter Galderma die Spirig Pharma AG übernommen – und ein Bekenntnis zum Standort Egerkingen abgegeben. Man wollte für die Solothurner Produkte neue Vertriebskanäle öffnen und den Absatz gar um mehr als 50 Prozent auf rund 100 Mio. Franken erhöhen. Vor der Übernahme durch Galderma hatte die Spirig seit einem Management-Buyout 1984 einer Gruppe um den langjährigen CEO Christian Pflugshaupt gehört. Pflugshaupt war, bis 2009, fast 30 Jahre lang CEO der Firma und hatte u.a. Anfang der 90er-Jahre den Verkaufsrenner Daylong lanciert. «Eine solche Nachricht erschüttert einen in den Grundfesten», sagte Pflugshaupt vergangenen September gegenüber dieser Zeitung. (lfh)

Wenn Egerkingens Gemeindepräsidentin Johanna Bartholdi an der Galderma-Spirig vorbeikommt, dann fallen ihr vor allem die freien Parkplätze auf. Beim einstigen Vorzeigebetrieb der Solothurner Wirtschaft wird es immer leerer, seit der Weltkonzern Nestlé vergangenen September angekündigt hat, die Produktion einzustellen. Ab 2018 wird in Egerkingen keine Daylong-Sonnencreme mehr hergestellt.

190 Angestellte sind vom Schliessungsentscheid betroffen. Von ihnen arbeitet heute bereits ein beachtlicher Teil jedoch nicht mehr im Gäu. «Es arbeiten zurzeit etwas über 100 Personen in Egerkingen», sagt Standortleiter Matthias Oswald. Von den Mitarbeitenden, die die Firma schon verlassen haben, hätten 85 Prozent bereits eine neue Stelle gefunden.

Zwar werden derzeit weiterhin von Egerkingen aus die Märkte beliefert. Das Team des Schweizer Verkaufsbüros ist jedoch bereits in die Region Zürich umgezogen, ein weiteres Team verlässt Egerkingen bald in Richtung Vevey. In Egerkingen konzentriert sich das Team neben der Belieferung der Märkte nun auch darauf, «einen reibungslosen Übergang zu unseren anderen Produktionsstandorten zu gewährleisten», wie Standortleiter Oswald erklärt. Denn künftig wird die Daylong-Sonnencreme in Kanada und Frankreich hergestellt. «Alles läuft nach Plan», sagt dazu Oswald und betont: Die Mitarbeitenden in Egerkingen hätten «hervorragende Arbeit» geleistet.

Unterstützung für die Betroffenen
Für die Betroffenen gibt es laut Oswald ein «Outplacement-Programm» einer externen Firma. «Zudem haben am Standort Egerkingen einige Roadshows von lokalen Arbeitgebern wie Biogen, Ypsomed oder Mibelle stattgefunden.» «Unser oberstes Ziel ist es, dass alle Mitarbeitenden eine neue Stelle finden.» Zudem gebe es einen «Mitarbeiterunterstützungsplan», welcher Gruppen und individuelle Ausbildungsprogramme beinhaltet. «Die Ausbildungsprogramme sollen dabei helfen, eine neue Stelle zu finden.»

Vom Kanton aus hat man der Galderma-Spirig diejenigen Dienstleistungen angeboten, die man allen Firmen in dieser Situation offeriert. «Wir waren bisher fünf Mal in der Firma», erklärt Stephan Spürgin, stellvertretender Leiter des RAV Olten. Dabei seien die Betroffenen informiert worden. Auch habe man für ein Treffen mit Biogen den Kontakt aufgebaut. Für die Betreuung der Betroffenen und deren Weitervermittlung allerdings ist nicht das RAV zuständig.

Die Galderma Spirig hat einen privaten Anbieter engagiert. «Viele haben schnell eine andere Lösung gefunden», bestätigt Spürgin. Auch Gemeindepräsidentin Bartholdi weiss aus dem privaten Umfeld von einer Handvoll Spezialisten, die die Galderma Spirig in Richtung Biogen oder Basel verlassen haben. Als arbeitslos dagegen hätten sich auf der Gemeinde bisher wenige Personen gemeldet. Vom Konzern selbst allerdings hat die FDP-Politikerin seit längerer Zeit nichts mehr gehört. «Wir sind etwas erstaunt über diese Funkstille», sagt Bartholdi.