Ehemalige Lehmgrube wird zur Bühne des Waldtheaters

Drei Kinder, eines von ihnen mit einem schweren Rucksack beladen, kommen auf die Waldlichtung. Zwei von ihnen diskutieren, was die optimale Art und Weise zur Orientierung ist: GPS auf dem Smartphone oder die herkömmliche Karte. Da kommen von der anderen Seite drei Frauen auf die gleiche Lichtung – und sogleich beginnt ein Disput, wer denn hier campieren darf. Als von der anderen Seite auch noch zwei Männer auftauchen und die Lichtung ebenfalls für sich in Anspruch nehmen, ist das Chaos perfekt.

Reduktion aufs Wesentliche

Seit rund zwei Monaten probt das Ensemble des Waldtheaters Brittnau in der ehemaligen Lehmgrube in der Fennern. Am Freitag ist Premiere des Stücks «Erlen, Meyer und Perlen». Noch proben die 15 Darsteller ohne Kostüme und Requisiten. «Im Moment konzentrieren wir uns auf den Text», sagt Drehbuchautor und Regisseur Nic Russi. Wobei: Nach den aufwendigen Inszenierungen mit Baumhäusern im Jahr 2017 («Blattgrüen oder Lippestift») und einer Gondelbahn im Jahr 2015 («Holz oder Stoltz») kommt das Waldtheater dieses Jahr mit nur wenigen – und vor allem einfachen – Kulissen aus. Die erste Szene des nicht ganz zwei Stunden dauernden Stücks verzichtet sogar ganz auf Kulissen.

Eine Woche vor der Premiere sitzt noch nicht jedes Wort. Manchmal wird der Einsatz verpasst, ein Schauspieler steht am falschen Ort oder eine Schauspielerin dreht dem Publikum den Rücken zu. Und dann gibt es da den einen Satz, der einfach nicht so raus will, wie er im Drehbuch steht. «Wir konnten noch nicht so viel draussen proben, wie wir es gerne getan hätten», sagt Nic Russi. Seit Februar übt das Ensemble in Räumen in der Region. Nun gilt es draussen ernst. Doch das Regenwetter, das bisher vor allem die Wochenenden dominiert hat, hat die Schauspieltruppe zurückgeworfen. Umso intensiver sind nun die Proben während des schönen Auffahrtwochenendes. Ausserdem müssen in der Arena noch die letzten Dinge vorbereitet werden: Genügend Schnitzel ausgestreut werden zum Beispiel, damit die Schauspieler nicht im Schlamm versinken. Und dafür sorgen, dass die Technik nicht im Wasser untergeht, das sich am Fusse der ehemaligen Lehmgrube angesammelt hat.

Rollen auf den Leib geschrieben

Während die einen Schauspieler proben, sitzen die anderen auf den zu Sitzbänken umfunktionierten Baumstämmen, lernen den eigenen Text und rufen das Stichwort zu, wenn ein Kollege einen Texthänger hat. Wie jedes Jahr zeichnet sich das Ensemble des Waldtheaters durch seine Spannweite aus: Zwischen der elfjährigen Strengelbacher Schülerin Layla Weber und dem 76-jährigen pensionierten Chemiker Urs Rüegger aus Zofingen stehen 59 Jahre Lebenserfahrung – und nicht ganz so viele Jahre Theatererfahrung. Drehbuchautor Nic Russi hat jedem seiner Schauspieler die Rolle auf den Leib geschrieben und dabei die speziellen Talente eines jeden berücksichtigt und gleich im Stück eingebaut.

Das Wetter, das den Schauspielern in den letzten Tagen oft einen Strich durch die Rechnung gemacht hat, spielt dieses Jahr eine grosse Rolle im Stück, das im Waldtheater aufgeführt wird. Der Klimawandel, seine Folgen und was man dagegen machen könnte, sind Thema der Inszenierung. Abgelöst werden diese ernsten Szenen mit witzigen Dialogen und überraschenden Effekten. Wer selber einen kleinen Beitrag zum Klimaschutz leisten möchte, lässt für den Besuch im Waldtheater das Auto in der Garage stehen und fährt mit Fahrrad oder Rollschuhen zur Waldarena in den Fennern oder nimmt den Weg zu Fuss unter die Sohlen. Und wem dies zu weit ist, der kann bequem mit dem gratis Shuttle-Bus, der dieses Jahr das erste Mal fährt, das Waldtheater erreichen. Der Bus fährt jeweils von Zofingen über Strengelbach und Brittnau zur Fennern und bringt die Gäste nach dem Theater auch wieder zu den Einstiegshaltestellen zurück.

Aufführungsdaten

Die Premiere von «Erlen, Meyer und Perlen» findet am Freitag, 7. Juni um 19 Uhr statt. Anschliessend gibt es einen Apéro. Die Derniere ist am Sonntag, 7. Juli um 11 Uhr.

Informationen zum Spielplan und zum Fahrplan des gratis Shuttle-Busses auf der Website www.waldtheater-brittnau.ch