Ein Dank an die Helden

 

Chefredaktor Philippe Pfister über wahre menschliche Grösse.

Ein paar Tage nach dem Unwetter sitze ich in der Wohnung von Stephan Gaberthüel in Oftringen. Rasieren konnte er sich die letzten Tage nicht – bei einer mutigen Befreiungsaktion hat er sich fast alle Finger zerschnitten. Mit blossen Händen hat der 52-Jährige am letzten Samstag eine Tür zu einem Lift aufgerissen, in dem ein Rentnerpaar gefangen war. Er hat den beiden das Leben gerettet.

Er will nicht unbedingt in die Zeitung. Er habe nur getan, was getan werden musste.

Und nein, er sei kein Held. Und er hoffe, bei Gott, dass er Ähnliches im Leben nicht mehr durchmachen müsse.

Gaberthüel hat ohne Wenn und Aber gehandelt. Was zählte, waren nur noch die anderen. Er hat schwere Verletzungen in Kauf genommen, um Leben zu retten.

Gaberthüel ist nicht der einzige Held. Helden und Heldinnen gab es viele. Feuerwehrleute, die pausenlos im Einsatz standen. Hausfrauen, die ihre Küchen zu Kantinen für ganze Quartiere umfunktionierten. Nachbarn, die ungefragt in die Keller von Mehrfamilienhäusern stiegen und dort tage- und nächtelang halfen, den Dreck wegzuschaufeln.

Und es gab ein paar Geschichten, die man hier lieber nicht erzählen möchte. Von Arbeitgebern, die Druck auf die Rettungskräfte ausübten, weil ihre Angestellten nicht pünktlich zur Arbeit erschienen. Manchen wurde gar mehr oder weniger unverhohlen mit der Kündigung gedroht, falls sie nicht wieder am Arbeitsplatz auftauchten. Das ist kleinlich, ja peinlich und beschämend.

So ein Unwetter lehrt uns also mehr als Trocknungsgeräte zu bedienen und Schadenformulare auszufüllen. Es lehrt uns, was wahre menschliche Grösse ist.