
Ein Deutscher ist erster Finalist des Kabarett-Castings bekannt
Die ersten vier Nachwuchs-Kabarettisten haben bei der ersten von drei Kabarett-Casting-Vorrunden die Latte schon mal hochgelegt: Eddie Ramirez, HOSH, Isabelle Anne Küng und Sven Garrecht schenkten sich nichts, als sie in dieser Reihenfolge je zehn Minuten Zeit hatten, sich in die Herzen von Jury und Publikum zu reden, zu singen und zu spielen. In den kleinen Final an diesem Abend schafften es Küng und Garrecht, der schliesslich zum Sieger dieser ersten Vorrunde und somit zum Finalteilnehmer am 21. Mai während der Oltner Kabarett-Tagen gekürt wurde. Mit seiner bereits routiniert wirkenden Klavier-und Gesang-Performance hatte er das gut gefüllte Schwager Theater rasch auf seiner Seite.
Der Deutsche hat gezeigt, dass er mit seinem musikalischen Können und seinem spielerisch-präzisen Umgang mit der Sprache das Zeugs für eine kabarettistische Karriere hat. Seine Bewunderung für den Po der Po-Litesse, seine schonungslose Analyse von Ü-60ern und ihren Avancen gegenüber U-30ern sowie das Abschiedslied an seine Haare waren herrlich unterhaltend.
Isabelle Anne Küng schlüpfte in die Rolle des grossen Shakespeare, der aus verschiedenen Gründen den Drang hatte, nochmals zurückzukommen. «Er» verglich Sprachgebrauch, Romantik und Sex von damals und heute, wobei er zum Schluss kam, dass die Sitten sicher nicht besser geworden sind. Vor allem gab er seinem Bedauern Ausdruck, dass wir in der Gegenwart in allen Lebensbereichen mit so viel Doppelmoral zu kämpfen haben.
HOSH schilderte in erfrischend langsamem Bärndütsch seinen Versuch, die abendländische Kultur zu retten, allen voran den Humor. In seinem Fall ist dieser zeitweise so schwarz, das die Lacher ebenfalls etwas länger brauchen. Das ist kein Mangel. Als 1.-August-Redner in einem «Reservat» für «Ureinwohner» im Berner Hinterland hatte er mit Themen wie dem Flüchtlingsstrom und Schwarzgeld keinen leichten Stand.
Eddie Ramirez schliesslich, der Mann mit der Eddie-tude, erzählte auf sympathisch-witzige Weise und mit wortgewandter Selbstironie von seinen täglichen Erlebnissen als Rollstuhlfahrer. Jetzt wissen wir, dass seine Begleiter nicht immer Betreuer, sondern auch seine Freunde sein können; und dass nicht jede Rollstuhlfahrerin immer gleich seine Freundin werden kann.
Der nächste Abend des Kabarett-Castings findet am Dienstag, 19. Februar, um 20 Uhr im Schwager Theater statt. Weitere Infos und Tickets unter www.kabarett-casting.ch. (mgt)