Ein Dorf erwacht – Flohmarkt mal anders (MIT GALERIE)

Wer kennt es nicht, das typische Marktstand-Gewusel, und wer vermisst dieses nicht. Mussten doch die Aargauer Suhrentaler schon zweimal auf ihren traditionellen Mai- und Herbstmärit in Schöftland aufgrund von Corona verzichten. Die KLK (Kultur- und Landschaftskommission) Reitnau-Attelwil, welche seit 2016 den Kinder-Flohmarkt im Gemeindesaal organisiert, wollte nicht, dass auch dieser Anlass der aktuellen Situation zum Opfer fällt. Karin Hochuli, ein kreatives KLK-Mitglied, hatte wiederum eine geniale Idee: «Warum nicht einen Dorf-Flohmarkt, wo Gross und Klein ihre Schätze anpreisen können, ins Leben rufen?» Innert kürzester Zeit wurden via Flyer die Bevölkerung kontaktiert – und 34 Familien verwandelten letzten Samstag von 13 bis 16 Uhr ihre Haus- in Marktplätze. Schon am Vormittag war reges Schaffen spürbar – aus Tischtennis- und Terrassentischen wurden Stände, wo die Schätze aus Kinderzimmer, Keller und Estrich hinausgetragen und aufgereiht wurden. Auch Selbstgemachtes oder -kreiertes sollte einen neuen Besitzer finden.

Die Kombination war perfekt

Die Vorfreude und die Erwartungen bei den Anbietern waren gross. «Kommen überhaupt Leute aus dem Dorf oder aus den umliegenden Gemeinden?», fragten sich viele der Verkäufer und nutzten WhatsApp Status, Instagram und Facebook, um ihr Angebot aktiv zu bewerben und Kundschaft anzulocken. Die 34 Standorte waren im ganzen Dorf verteilt. Dies war nicht nur Corona-konform, sondern sogleich eine kleine Challenge, um in drei Stunden alle besuchen zu können. Aus nahund fern reisten die Besucher an. Ausgerüstet mit Plänen erreichten sie Standort für Standort zu Fuss, mit dem Bike, Scooter, Mofa oder mit dem Auto. Überall begegnete man strahlenden Menschen, was wohl an der Kombination des Flohmarktgefühls, an den sommerlichen Temperaturen und zu guter Letzt am spürbaren Leben im Dorf lag. Verkaufsgespräche wurden geführt – und auch ein Pläuschen über den Gartenzaun lag zwischendurch drin.

Nebst den typischen Flohmarktangeboten wie Spielsachen, elektrischen Spielen, Gameboys, Comics, Büchern, Shabby-Chic-Waren, Grusskarten, Magneten, Blechschildern, Schmuck, Geschirr, Rollerblades und Kleidern wurde auch Ungewöhnliches bis Unikates wie Militärvelos, Töffs, Massagetische, Foto- und Videokameras, Bühnen­outfits bis hin zu einem Blechsarg dargeboten. Auch feine Köstlichkeiten wie Apfelmost, Konfi und Eingemachtes fehlte nicht. «Was wäre ein Markt ohne Gaumenfreude», dachte sich Ursula Arnold und bot mit Tochter Larissa selbstgebrühten Minzentee und Apfel- und Zwetschgenwähe an. Ebenfallsim Dorf unterwegs war die Polterabendtruppe vom Bräutigam Micha Hochuli, der seine innert einer Stunde geschnitzte Eule an den Höchstbietenden versteigern musste. Auch KLK-­Initiantin Karin Hochuli machte sich auf eine Biketour durch Reitnau-Attelwil, bedankte sich bei den Teilnehmenden und holte sich die positivenFeedbacks ab. «Einfach grossartig,welche Keller- und Estrichschätze aufgestellt wurden. Das Allerschönste waren all die lächelnden Gesichter», so ihr Fazit.