
Ein Frühstart mit dem Foodtruck: Aargauer Weltenbummlerin ist für ihren Traum sesshaft geworden
Eigentlich wäre sie gerade in Indien. Sie sässe vielleicht im Zug und führe von einem Ort zum nächsten, wie es Alexandra Hängärtner bereits auf früheren Reisen gemacht hat. Stattdessen steht sie in Suhr in einem umgebauten türkisen Anhänger. Auf der Schiefertafel, die daneben steht, werden «Pastrami-Focaccia» angepriesen.
Den Traum vom Foodtruck habe sie sich dank der Pandemie etwas früher verwirklicht als geplant, so die 32-Jährige. Aber: Es sei kein Coronaprojekt. «Ich fasste den Plan schon vor zehn Jahren», sagt sie. Damit er Realität wird, ist die Weltenbummlerin kürzlich in ihrer alten Heimat sesshaft geworden.
«Es ist ein ganz anderes Leben als noch vor kurzem», sagt Alexandra Hängärtner. Nach der Hotelfachschule in Thun lebte die geborene Suhrerin zwölf Jahre lang in Zürich, arbeitete für verschiedene Restaurants und Cafés, war unter anderem vier Jahre lang «Food and Beverage»-Managerin bei Hiltl. Immer wieder zog es sie in die weite Welt: Sie reiste mit dem Rucksack nach Südostasien oder Skandinavien, arbeitete unter anderem in Kanada, Davos, auf einer Schweizer Alp und in einer Küche im indischen Goa.
Der Bruder macht das Öl, der Cousin das Mehl
Egal, wo die Reise hinging, eines Stand immer auf dem Programm: ein lokaler Kochkurs. Deshalb sei auch die Küche in ihrem Foodtruck so vielseitig. «Es ist ein Mix aus der ganzen Welt mit indischen, mediterranen, arabischen und mexikanischen Einflüssen», sagt Alexandra Hängärtner, welche die Speisen zusammen mit Freunden, die aushelfen, kocht. Ansprechen will sie vor allem Firmen. «Mein Ziel ist es, Mitarbeitern von Unternehmen gesunde und abwechslungsreiche Mittagessen zu bieten», sagt sie.
Vor wenigen Wochen hat Alexandra Hängärtner ihren Foodtruck eingeweiht. Zurzeit steht sie mittwochs in Aarau im Aeschbach- und donnerstags in Oberentfelden im Industriequartier – jeweils von 11.30 bis 13 Uhr. Im Angebot sind nebst wechselnden Bowls und Salaten verschiedene Sauerteig-Focacce. Dabei setzt die 32-Jährige auf Regionalität: Das Brot backt Bäcker Daniel Hächler aus Seengen, ein alter Schulfreund, das Mehl stammt grösstenteils von ihrem Cousin aus der Mühle Seengen, und von ihrem Bruder (Kompostierplatz Hängärtner) bezieht sie selbst gemachtes Rapsöl aus Suhr. «Lokal» sei bei ihr mehr als eine Worthülse, auch wenn sie beispielsweise beim Reis Kompromisse eingehe, so Hängärtner.
Der Name passt zu ihren Reisen
Für ihren Foodtruck-Traum ist die 32-Jährige kürzlich in ein renoviertes Bauernhaus in Schafisheim gezogen. Ihre Zürcher Wohnung hatte sie vor der geplatzten Indienreise aufgegeben. «In der Stadt hätte ich mich niemals selbstständig gemacht. Dort gibt es schon viele Foodtrucks», sagt sie. Um sich abzusichern, arbeitet die einstige Weltenbummlerin weiterhin Teilzeit in einem Gastronomieprojekt in Zürich. Im Foodtruck steht sie alleine.
«Mein Ziel ist es, möglichst rasch unabhängig zu werden», sagt sie. Das Reisen habe sie vorerst hintenan gestellt. «Ich reise in der nächsten Zeit vor allem kulinarisch», fügt sie lachend hinzu. Dazu passt auch der Name des Trucks: «Wagabond» lautet das Wortspiel.