Ein Haus voller Geschichte – das Museum Zofingen ist 120 Jahre alt

Die Vitrinen der naturhistorischen Abteilung sind noch dieselben wie zur Eröffnung vor 120 Jahren. Nur Licht und Farbe wurden aufgefrischt.
Die Vitrinen der naturhistorischen Abteilung sind noch dieselben wie zur Eröffnung vor 120 Jahren. Nur Licht und Farbe wurden aufgefrischt.
Der Stifter des Museums: Gustav Strähl (1845–1929).
Der Stifter des Museums: Gustav Strähl (1845–1929).

Auf die Frage, welches denn sein Lieblingsstück der Sammlung sei, zeigt Max Ambühl, Konservator der naturhistorischen Abteilung des Museums Zofingen, sofort auf einen grossen Amethyst aus Brasilien. Und Urs Siegrist, Konservator der historischen Abteilung, muss ebenfalls nicht lange überlegen: das 1823 von griechischen Flüchtlingen gebaute Schiffsmodell. «Und das Filmarchiv von Eugen Scholl», ergänzt er. Denn: «Filme sind mein Hobby.»

Das unscheinbare Gebäude neben dem Gemeindeschulhaus von 1872 wurde von Grund auf als Museum geplant und gebaut. Es ist somit das älteste Museumsgebäude des Kantons, das rein zu diesem Zweck errichtet wurde. Die Grundsteinlegung fand am 17. Juni 1899 statt, eröffnet wurde 1901. Ermöglicht hat dies Gustav Strähl. Der 1845 ­geborene Strähl entstammte einem alten, traditionsreichen Zofinger Geschlecht. Sein Vater war Arzt und wohnte in der Villa Rosenberg; an deren Stelle ­befinden sich heute die Alterswohnungen Rosenberg. Gustav Strähl leitete einige Jahre eine Färberei. Seine Geschäftsreisen führten ihn oft in die weite Welt. Deshalb befinden sich auch Gegenstände aus Asien im Bestand des Museums.

Millionenschwere Schenkung

Gustav Strähl schenkte der Stadt 150 000 Franken zum Bau eines Museumsgebäudes; nach heutigem Wert wären das mehrere Millionen Franken. Dieses Gebäude sollte neben der Stadtbibliothek auch die riesige naturhistorische Sammlung des Zofinger Apothekers Hermann Fischer-Sigwart, der auch erster Konservator dieser Abteilung wurde, beherbergen.

Als Architekt engagierte Strähl seinen Freund Emil Vogt (1863–1936) aus Luzern. Dieser genoss im In- und Ausland grosses Ansehen und realisierte vor allem grosse Bauten wie Hotels und Bankgebäude bis Kairo und Luxor.

Seit der Gründung haben neun Konservatoren die historische Abteilung geleitet, fünf die naturhistorische. «Jeder hatte eine andere Auffassung, wie er sein Amt ausüben wollte», sagt Siegrist, der seit 20 Jahren für die historische Abteilung verantwortlich ist. Stolz ist Siegrist auf das eingangs erwähnte Film­archiv von Eugen Scholl, das mehr als 1000 Filme umfasst. Bereits bei seinem Amtsantritt vor 20 Jahren hat Siegrist die Digitalisierung dieser historischen Schätze vorangetrieben. Scholl hatte 1929 begonnen, auf 16 mm zu filmen. Bis 1945 schwarz-weiss, ab dann in Farbe und seit 1955 mit Ton. Bis zu seinem Tod 1972 filmte Scholl sämtliche Kinderfeste, Schulreisen, Kadettentage, Märkte – einfach alles, was in Zofingen gerade aktuell war.

Mit dem Umzug der Stadt­bibliothek ins Lateinschulhaus 1974 bekam die historische Abteilung mehr Platz. Siegrist hat dort in den letzten Jahren Platz für Filmvorführungen geschaffen, um so Ausschnitte aus Scholls Schätzen der Öffentlichkeit zeigen zu können.