
Ein Jahr weniger bis zur Matura – kommt jetzt das Langzeit-Gymi?

Die Bildungslandschaft Aargau ist im Umbruch – Schulpflegen sind infrage gestellt und die Schuldauer bis zur gymnasialen Matur soll um ein Jahr verkürzt werden. Letzteres steht nicht in einem Konzept des Bildungsdepartements (BKS), sondern des Regierungsrates und ist Teil des Berichts «Gesamtsicht der Haushaltsanierung». 12 statt 13 Schuljahre bis zur Matur, das macht für die Zofinger Grossrätin und Präsidentin der FDP-Fraktion, Sabina Freiermuth, Sinn. Die Massnahme findet sich auch in einem aktuellen Positionspapier, mit welchem die FDP den Kanton «modernisieren und stärken» will. Der Hintergrund: Es gibt einige Kantone mit Langzeitgymnasien, in denen die Matura nach zwölf Schuljahren erlangt wird – ein Jahr früher an ETH oder Uni gewechselt werden kann.
Was Freiermuth bemängelt, ist, dass die Auswirkung, welche eine Verkürzung der Schuldauer bis zur Matur mit sich zieht, bislang nicht in den BKS-Planungsbericht für die Aargauer «Mittelschullandschaft der nächsten 25 Jahre» eingeflossen ist. In einer Motion lädt Grossrätin Freiermuth deshalb den Regierungsrat ein, im BKS-Papier «die Folgen einzubeziehen und aufzuzeigen, welche die Umsetzung des Reformvorhabens «Verkürzung der Schuldauer bis zur gymnasialen Matur» mit sich bringen, und dabei alle Varianten einzubeziehen.
Vier Millionen Franken
«Diesen fehlenden Schritt zu vollziehen – dafür eilt die Zeit», stellt Freiermuth fest. Im Bericht Haushaltsanierung steht nämlich, dass die verschiedenen Umsetzungsvarianten bis Ende 2018 erarbeitet und priorisiert werden müssen. Dies, weil sich je nach gewähltem Weg unterschiedliche Einsparungspotenziale ergeben. Diese beziffert der Regierungsrat in einer provisorischen Modellrechnung auf etwa vier Millionen Franken pro Jahr.
Was sind die Varianten? Schaut man in die Reglemente des Bundes (und klammert die Erwachsenenmaturität aus) gibt es drei Möglichkeiten. Die bestehenden Strukturen mit 6 Jahren Primar-, 3 Jahren Bezirks- und 4 Jahren Mittelschule. Denkbar wären 3 Jahre Bez und 3 Jahre Kanti. Aber: Laut Verordnung müsste im letzten Jahr der Bezirksschule eine gymnasiale Vorbildung erfolgen. Progymnasialklassen an Schulen, die im Aargau dafür konzipiert sind, sowohl auf die Mittelschule wie auf qualifizierte Berufsausbildungen vorzubereiten?
Ein dritter Weg ist die Schaffung von Langzeitgymnasien. Die angehenden Maturandinnen und Maturanden klinken sich nach sechs Jahren Primarschule bei der «normalen» Volksschule aus und besuchen sechs Jahre lang das Gymnasium. «Beide Reformvarianten», stellt Freiermuth fest, «haben Auswirkungen auf die Aargauer Schullandschaft und die in sie eingebetteten Standorte.» Dies gelte insbesondere für die Kantonsschulen. Wählt man die Variante Langzeitgymnasium, schwächt man mutmasslich die Bezirksschulen – sorgt im Gegenzug an den heute sechs Gymnasien aber für mehr Schülerinnen und Schüler, was zu einer Erhöhung der Abteilungen führen könnte. Eine Anmerkung: Das BKS plant angesichts der aktuellen Zahl an Studierenden einen siebten Kantonsschulestandort, nämlich im Fricktal.
Positive Entwicklung in Zofingen
Mehr angehende Maturandinnen und Maturanden, spürt man auch in Zofingen. Die Schule, die jahrelang in einem Segment um die 350 Schülerinnen und Schüler gedümpelt ist, zählt in diesem Schuljahr deren 420. Rektor Patrick Strössler sagt, dass angesichts der demografischen Entwicklung schon rasch die heute von der Primarschule Zofingen belegten drei Schulzimmer für eigene Zwecke benötigt werden.