Ein Oftringer Hunde-Spezialist trainiert die japanische Polizei

In der japanischen Präfektur Saga leben 850 000 Einwohner – aber es gibt nur fünf Hundeteams für die Personensuche. ZVG
In der japanischen Präfektur Saga leben 850 000 Einwohner – aber es gibt nur fünf Hundeteams für die Personensuche. ZVG

Mantrailing

Mantrailing ist die Personensuche unter Einsatz von Gebrauchshunden, die Mantrailer oder Personenspürhunde genannt werden. Dabei wird der hervorragende Geruchssinn der Hunde genutzt. Mantrailer können, im Unterschied zu Fährtenhunden, auch in Gebäuden eingesetzt werden.

In Deutschland, Spanien, Frankreich und sogar schon in Japan hat Marc Lauber Hunde ausgebildet. Er ist K9-Instruktor und Hundetrainer in Oftringen. K9 ist die lautmalerische, englische Abkürzung für «canine» (hündisch) – ausgesprochen hören sich die beiden Begriffe fast gleich an. «Der Begriff wird vor allem für spezifische Blaulicht-Organisationen in den USA verwendet. Im Ausland werden mit K9-Trainingsmethoden Rettungs- und Polizeihunde ausgebildet.» Die Schweiz und auch Deutschland haben in der Polizeihundeausbildung strengere Regeln, weshalb Marc Lauber aktuell keine vierbeinigen Polizisten ausbildet. «Aber ich bilde Such- und Rettungshunde aus.» Spezialisiert hat er sich aufs sogenannte «Mantrailing» – die Personensuche also.

Jeder Hund geeignet

«Das Wichtigste ist, die Körpersprache des Hundes lesen zu können», so der Experte. «Mantrailing heisst nicht, dass der Hund zwingend beim Menschen ankommt.» Die Hunde nehmen die Fährte des Gesuchten auf und zeigen dem Suchtrupp den Weg. «Bei einer Weggabelung würde der Suchtrupp alleine viel zu lange brauchen, um den richtigen Weg zu finden», erklärt Lauber. «Der Hund kann durch den Geruch des Menschen herausfinden, welchen Weg er genommen hat.» Als Personensuchhund eignet sich generell jede Rasse. «Im Wallis hat es in einer Mantrailing-Gruppe einen Yorkshire Terrier.» Grössere Hunde verkraften Hitze oder Kälte besser. Und sie können mit fast jedem Gelände umgehen. Kleine Hunde dagegen haben bei grösseren Hindernissen und extremen Wetterbedingungen oft Mühe.

Sein K9-Trainingscenter in Oftringen betreibt Marc Lauber bereits seit fünf Jahren. 2018 war er in der Präfektur Saga in Japan als Instruktor unterwegs. «Dort leben 850 000 Einwohner, und es hat nur 5 Hundeteams für die Personensuche», so Lauber. «Jeden Tag haben sie mindestens eine vermisste Person, die sie suchen müssen.» Deshalb haben sich die Verantwortlichen an Marc Lauber gewendet. «Viele kennen mich bereits in der K9-Szene», sagt er. «Ich besuche regelmässig Fortbildungsseminare in Amerika.» Die Arbeit mit den Japanern war eine tolle Erfahrung für den Oftringer. «Ihr Perfektionismus ist beeindruckend», erinnert er sich. Er arbeitet viel mit Videoaufnahmen, filmt die Teilnehmer bei einer Übung und analysiert die Ergebnisse mit ihnen. «Die japanischen Polizisten haben bereits am zweiten Tag alles, was ich angemerkt habe, direkt umgesetzt.» Und das, obwohl die Beamten mit dem Mantrailing komplett am Anfang standen. «Daraus entstand eine tiefe Freundschaft. Wir haben heute noch Kontakt und ich werde sie auch bald wieder besuchen.»

Hundehaltung in Japan

Nach den zwei Ausbildungstagen besuchte Lauber Tokio. «Mir fiel auf, dass es in der Stadt praktisch nur kleine Hunde gab, während fürs Mantrailing Schäferhunde eingesetzt wurden.» Seine eigenen beiden Hunde, einen Rehpinscher und einen weissen Schäferhund-Mischling, hat er auf seinen Reisen um die Welt nicht dabei. Das wäre zu stressig für die beiden Tiere. «Aber ich trainiere in der Schweiz wöchentlich mit ihnen», sagt er. «Sie lehren mich viel. Wenn ich eine neue Trainingsmethode ausprobiere, teste ich sie immer zuerst an meinen Hunden. Denn nur sie können mir zeigen, ob diese funktioniert oder nicht.»

Weitere Informationen:

K9-Instruktor Marc Lauber bei der Arbeit: Die Körpersprache des Hundes lesen zu können, ist das Wichtigste bei der Personensuche. CLASA ART
K9-Instruktor Marc Lauber bei der Arbeit: Die Körpersprache des Hundes lesen zu können, ist das Wichtigste bei der Personensuche. CLASA ART
Der Hundetrainer Marc Lauber posiert mit seiner Hündin Tara. Lauber hat schon in Deutschland, Frankreich, Spanien und sogar Japan Hundeführer und ihre Vierbeiner im sogenannten Mantrailing trainiert, also der Suche nach vermissten Personen. (zVg)
Der Hundetrainer Marc Lauber posiert mit seiner Hündin Tara. Lauber hat schon in Deutschland, Frankreich, Spanien und sogar Japan Hundeführer und ihre Vierbeiner im sogenannten Mantrailing trainiert, also der Suche nach vermissten Personen. (zVg)