Ein Plädoyer für Roger Federer …

… ist eigentlich gar nicht notwendig, denn seine Erfolge sprechen für sich. Hätte Federer die Australian Open dieses Jahr erneut gewinnen können, wäre die Weltpresse wieder voll des Lobes über den Schweizer gewesen. Doch der Baselbieter hat die Bewunderung auch trotz seiner Niederlage am Sonntag mehr als verdient. Denn nebst der Leistungen auf dem Tennisplatz zeichnet sich der 37-Jährige ebenso durch seine Bescheidenheit und Menschlichkeit aus. Sein Fernsehinterview mit CNN, in dem er in Tränen ausbrach, als ihn die Reporterin auf seinen verstorbenen Ex-Trainer Peter Carter ansprach, ging unter die Haut. Und die Art und Weise, wie respektvoll er gegenüber dem Gegner mit der Niederlage vom Sonntag umging, zeugt von grosser menschlicher Reife. Mit einem Leben in der Öffentlichkeit, wie es Federer zu bewältigen hat, hatten und haben prominente Leute immer wieder Mühe umzugehen. Doch Federer hatte nie wilde Affären wie Boris Becker, verursachte nie alkoholisiert einen Unfall wie Jan Ulrich und hinterzog nie Steuern wie Cristiano Ronaldo und Lionel Messi. Sein grösster «Skandal» war, als der Spielplatz für Federers Kinder im Garten des Ferienanwesens in der Lenzerheide einem Nachbarn die Sicht verdeckte. Nicht nur seine Fans, sondern auch die neutralen Journalisten schwärmen von der höflichen Art und Weise, wie er mit Menschen umgeht. Deshalb ist Federer als Mensch genauso zu bewundern wie als Tennisspieler.

Wir Schweizerinnen und Schweizer sind zu demokratisch erzogen, um Persönlichkeiten zu heroisieren, wie dies in anderen Ländern zum Teil gemacht wird. Dies ist auch gut so. Trotzdem: Was Federer für das Ansehen der Schweiz in der Welt tut, kann nicht genug geschätzt werden. Wenn der Sympathieträger eines Tages seine Karriere beenden wird, sollte es ihm zu Ehren ein riesiges Volksfest auf dem Basler Barfüsserplatz geben.