Ein reiches Neujahrsblatt zur 105. Ausgabe

«Wir haben ein reiches Blatt geschaffen», sagte Ruedi Hagmann an der Vernissage der 105. Ausgabe des Zofinger Neujahrsblattes und hält stolz ein Exemplar hoch. Sein ehemaliger Chefredaktor bei der Luzerner Zeitung habe diesen Satz oft gesagt und dabei ebenso stolz die aktuelle Zeitung an der Morgensitzung hochgehalten, fügt er an. Hagmann ist für die redaktionelle Leitung des Neujahrsblattes zuständig.

Dazu gehört auch das Eintreiben der Geschichten, was nicht immer ganz einfach ist, wie Christiane Guyer, Stadträtin von Zofingen und Leiterin der Neujahrsblattkommission, weiss. «Irgendwann verfassen wir im Neujahrsblatt eine Geschichte zum Erstellen des Neujahrsblatt selbst», sagte Guyer und lachte. Anekdoten gäbe es da genug.

In der 105. Ausgabe mit dem Titel «Geschichte und ihre Geschichten» spielen aber wieder einmal eher historisch angehauchte Texte die Hauptrolle. Davon war die Kommission in den letzten Jahren abgekommen, der Fund der Badstuben regte aber dazu an. So spielen nebst den wiederentdeckten Zofinger Badstuben auch habsburgische Machtspielchen, die eine Verbindung zum Schwingfest haben, eine Rolle. Dazu kommen Ereignisse aus der jüngeren Geschichte, die aber einmal ebenso geschichtsträchtig sein können.

Zum ersten Mal kann das Neujahrsblatt aber nicht nur gelesen, sondern beim Beitrag der Musikschule auch gehört werden.

Mit dem «Tanner» eng verbunden: Willy Loretan. Bild: zvg
Mit dem «Tanner» eng verbunden: Willy Loretan. Bild: zvg

Der «Tanner»: «Ein rundum gelungener Wurf»

 

1979 eröffnete der damalige Stadtammann Willy Loretan das Alters- und Pflegeheim Tanner mit einer Festrede. Am 18. August 2019 konnte er wiederum vor dem «Tanner» eine Festrede halten. Dieses Mal allerdings zu seinem 40. jährigen Bestehen.

Ein Riesenerfolg für die Stadt und Region

Die Planung und der Bau des «Tanners» fielen in eine Zeit, in der die Schweiz und die Stadt vor grossen Herausforderungen standen. In seiner Festrede sprach er von einer «schwierigen wirtschaftlichen Situation», in der sich die Schweiz nach der Erdölkrise 1973 befunden habe. Als Stichworte nannte er «von oben verordneter Investitionsstopp, eklatant hohes Zinsniveau bis sieben Prozent für Fremdmittelaufnahmen der Gemeinden und stagnierende Steuereinnahmen». Innerhalb dieser Rahmenbedingungen habe Zofingen vor einer «geballten Ladung» an grossen Investitionen gestanden: Bau des Bildungszentrums Zofingen BZZ, hängige Volksinitiative für ein «Altersleichtpflegeheim», Neubau des Akutspitals und Umwandlung des bestehenden Spitals in ein «Chronischkrankenheim». Alle drei Vorhaben sollten vom Kanton ganz oder teilweise finanziert werden.

In «Aarau», so plauderte Willy Loretan in seiner Festrede aus dem Nähkästchen, habe man gesagt: «Sind die in Zofingen verrückt geworden?» In diesem Umfeld seien die Diskussionen um den «Tanner » gelaufen, bis endlich der Einwohnerrat am 26. Mai 1975 einen Kredit für einen «Ideenwettbewerb» habe beschliessen können. Gewinner war das Architektenbüro Burkard + Meyer + Steiger aus Baden. Dann ging es schnell. In einem guten Jahr sei der neue «Tanner» durch die politischen Mühlen «gepeitscht» worden, so Willy Loretan.

Als Stadtammann ein Alters- und Pflegeheim eröffnen und 40 Jahre später die Entstehungsgeschichte erzählen und würdigen zu können, dieses Glück ist nur wenigen vergönnt. Wenn ihm dies jemand am 26. Oktober 1979 prophezeit hätte, hätte er ihm wohl geantwortet: «Du bist nicht ganz bei Trost. Entweder glaubst du an den Storch oder an die Wiedergeburt.»

Auch als «Wiedergeburt» nicht mehr dabei

Weder das eine noch das andere ist der Fall. Was dann? Willy Loretan führt das Glück auf seine «Walliser Gene und ein gütiges Schicksal» zurück. Aber in weiteren 40 Jahren, zur 80-Jahr-Feier, sei er «mit an Sicherheit grenzender Wahrscheinlichkeit nicht mehr dabei, auch nicht als Wiedergeburt». (rew/rh)

Den ungekürzten Text und weitere Geschichten können Sie im Zofinger Neujahrsblatt lesen.