Ein Ständchen und Orchideen zum 107. Geburtstag

«Zum Geburtstag viel Glück» stimmten drei Mitarbeiterinnen vom Sekretariat des Oftringer Alterszentrums Lindenhof spontan im Restaurant an. Da feierte gestern Anna Dräyer-Keist ihren 107. Geburtstag und freute sich an dem klingenden Ständchen sowie an den Präsenten. «So wunderbar – vielen, vielen Dank, dass ich so eine schöne Feier erleben darf», sagte die rüstige und geistig vife Jubilarin. Nach einem schweren Treppensturz ist die älteste Rothristerin seit letztem Jahr im «Lindenhof». Davor lebte die Jubilarin abwechselnd bei ihren Kindern und im Eigenheim in Rothrist. «Wenn ich könnte, würde ich gerne wieder zu Hause leben», sagte Anna Dräyer einige Male. Mit ihrem Mann Jakob, der im Alter von 80 Jahren verstorben ist, zog sie neun Kinder gross. «Drei sind leider bereits gestorben», sagte sie und fuhr fort: «So ist es halt, ich bin auch noch die Einzige von neun Geschwistern.» In Wikon verbrachte sie ihre Kindheit und zog danach zu Onkel und Tante nach Winterthur, wo sie in einem Milchgeschäft mithalf. Anschliessend arbeitete sie in einer Weberei in Strengelbach, wo sie mit 16 Jahren ihren Mann, den Rothrister Jakob Dräyer, kennen lernte. Auf die Hochzeitsfeier mussten die beiden verzichten, da 1932 der erste Sohn bereits im siebten Monat zur Welt kam: «Es gab eine schlichte Trauung im Spital Zofingen.» Nachdem die Familie zuerst im Rothrister Säget und dann in der Rubern lebte, wurde 1948 das Einfamilienhaus am Bifangweg 9 bezogen. Bis zu ihrem Sturz meisterte Anna Dräyer den Alltag weitgehend alleine – beim Wocheneinkauf oder bei der Hausarbeit unterstützten sie ihre Kinder. «Sie sind unglaublich lieb», betonte die gepflegte Frau und erzählte stolz, dass ihre Tochter Edith Graber sie jede Woche frisiere und ihr die Nägel maniküre und die andere Tochter, Anna Bichsel, jeden zweiten Tag bei ihr zu Besuch sei. Auch die Söhne seien oft da. Betrübt war Anna Dräyer gestern, weil zwei weitere Töchter, die sie ebenfalls umsorgen, am Sonntag notfallmässig ins Spital mussten. «Mein grösster Wunsch ist, dass es Lisa und Lydia ganz schnell wieder besser geht.»

Anna Dräyer liegt ihre Familie sehr am Herzen. Die stolze Grossmutter von 21 Enkeln darf sich auch noch an 44 Urgrosskindern und 11 Ururenkeln erfreuen. «Dafür bin ich unendlich dankbar», unterstrich Anna Dräyer-Keist, die gestern regen Besuch hatte. Unter den Gratulanten war der Rothrister Gemeindeammann Ralph Ehrismann. Er überraschte die Jubilarin mit ihrer Lieblingsblume, einer Orchidee. Zur Feier des Tages gab es für Anna Dräyer-Keist ihr Lieblingsessen: Rösti und Leberli.