
Ein Zeichen setzen reicht nicht
Vor ein paar Tagen stellte ein ZT-Leser der Redaktion ein Bild zu, das überall Konsternation und Kopfschütteln auslöste. Ein oder mehrere Unbekannte haben am Pfingstwochenende die «Stehende Frau», eine Skulptur des Tessiner Künstlers Remo Rossi, zu Boden gerissen. Das Kunstwerk stand seit einer gefühlten Ewigkeit dort. Viele Spaziergänger grüssten die «Stehende Frau» stumm und fragten sich, was hinter ihren geschlossenen Augen wohl vorgehen mag.
Die Rücksichtslosigkeit der Vandalen macht sprachlos. Stadtschreiber Fabian Humbel hat angekündigt, Anzeige zu erstatten. Es wäre fatal, kein Zeichen zu setzen, sagt er. Aber reicht das? Die Chancen, den oder die Täter zu finden, sind wohl nicht sehr gross. Es braucht jetzt auch eine Debatte darüber, wie man diesem unsäglichen Treiben Einhalt gebieten kann. Videokameras im öffentlichen Raum ist nicht das, was die meisten von uns wollen. Wir wollen nicht auf Schritt und Tritt beobachtet werden. Trotzdem: Wären Videokameras an besonders sensiblen Orten nicht das kleinere Übel? Videoüberwachung lässt sich durchaus mit Datenschutz vereinbaren, wenn für den richtigen Umgang gesorgt ist – beispielsweise, dass die Daten nach einer gewissen Zeit wieder für immer gelöscht werden. Vandalismus und Littering sind wesensverwandt. Angetrieben ist beides von Dummheit und Respektlosigkeit. Es wäre gut, wenn die Stadt nach dem Fall Rosengarten nicht nur ein Zeichen setzen, sondern konkrete Massnahmen ergreifen würde.