Eine junge Buchhändlerin trotzt dem Internet mit Kompetenz und Charme

Wer entscheidet sich im Zeitalter des Onlineshoppings und inmitten einer Gesellschaft, die von der «Geiz ist Geil»-Krankheit und der Wegwerfmentalität gebeutelt ist, eine Buchhandlung zu führen? Gibt es überhaupt noch Menschen, die Bücher lesen und diese gar offline kaufen? Zwischen dem Onlinehandel und den grossen Bücherketten findet sich hin und wieder eine kleine Buchhandlung wieder, wie in Zofingen etwa die Buchhandlung Mattmann. Aktuell schmückt einer der wohl grössten selbst gemachten Adventskalender von Zofingen das Schaufenster. Ganz wie es sich gehört, steckt hinter jedem Türchen eine Überraschung in Form eines speziell ausgewählten Buches. Eine Überraschung erlebt auch, wer die Buchhandlung betritt und erwartet, von einem alternden Vertreter eines aussterbenden Berufsstandes begrüsst zu werden.

Junges Blut für alten Beruf
Zwischen den Regalen wirbeln und werkeln zwei junge Frauen. «Das mit dem aussterbenden Beruf höre ich seit meinem ersten Tag in der Lehre», lacht Corina Friderich. Zusammen mit ihrer ehemaligen Unterstiftin Jana Fäs führt sie seit dem 1. Juni 2017 die Buchhandlung Mattmann, in der die beiden ihre Lehre als Buchhändlerin absolviert haben. «Bereits während der Lehre hatte ich genaue Vorstellungen, was ich wie anders machen würde», so Friderich. Als sich mit der Pensionierung ihres ehemaligen Lehrmeisters Claudius Mattmann die Chance ergab, selbst eine Buchhandlung zu führen und ihre Ideen in die Tat umzusetzen, griff sie zu.

Anderthalb Jahre später ist die Buchhandlung so eingerichtet, wie es Corina Friderich gefällt. Der Fokus liegt auf Licht und Wärme, ein Tisch mit Stühlen und diverse alte Sofas laden zum Verweilen und Lesen ein. «Uns ist es wichtig, dass sich der Kunde bei uns wohl und willkommen fühlt», so die 24-Jährige. «Mit den Preisen des Onlinehandels, oder auch der grossen Ketten, können wir nicht ganz mithalten, da müssen wir sonstwie punkten.» Ein Vorurteil gegenüber kleinen Buchhandlungen sei sowieso oft, dass sie zu teuer seien. «Das stimmt so einfach nicht», betont die Zofingerin, «wir verwenden ausschliesslich die von den Verlagen vorgeschlagenen Preise.» Das garantiere, dass alle Involvierten einen fairen Anteil bekommen, vom Autor über den Verlag bis hin zu den Buchhändlern. Zudem erhalte die Kundschaft in einer Offline-Buchhandlung auch eine kompetente Beratung. «Wir schätzen das Vertrauen, das uns die Kundschaft entgegenbringt, sehr.» Wenn Kunden ein Geschenk suchen und ohne konkrete Idee vorbeikommen, vertrauen sie oft komplett auf den Rat der beiden. «Das ist halt etwas, das es im Internet so nicht gibt.» Auch in den grossen Buchhandelsketten seien oft Detailhändler anstelle von Buchhändlern vor Ort. Geht es um tiefergehende Auskünfte, fehle diesen oft das Fachwissen.

Komplett offline geht nicht
Vor gut zehn Jahren, Corina Friderich begann da gerade als Buchhändlerin zu schnuppern, erschütterte die Aufhebung der Buchpreisbindung und das Aufkommen der Onlineshops die Buchhändlerszene. Massive Umsatzeinbussen, die viele Buchhändler zum Aufgeben zwangen, waren die Folgen. Wegen ihrer Liebe zu den Büchern machte sie die Lehre trotz aller schlechter Vorzeichen. Als einen Kampf gegen das Internet sieht Friderich ihr berufliches Dasein aber nicht. «Wir haben auch einen Onlineshop, der rege benutzt wird.» Viele Kunden bestellen die Bücher allerdings nur in die Buchhandlung und nicht zu sich nach Hause. Eine Direktbestellung sei schon sehr selten. Man könne gar nicht gegen das Internet sein, sondern müsse es für sich zu nutzen wissen. Eine moderne Website musste daher nach der Übernahme schon her. «Buchhandelsketten mit ihren Tiefpreisen und Rabatten sind das wahre Problem», sagt die junge Unternehmerin. Corina Friderich hat schon lange kein Buch mehr bei einem Grosshändler gekauft, online sogar noch gar nie. «Aus Prinzip schon nicht», sagt die 24-Jährige lachend.