
Eine kleine, aber feine erste Ernte aus dem Riedtal – VIDEO + GALERIE

Es ist ein denkwürdiger Moment. Cornelia Jacquemai und Martin Wullschleger machen sich in ihrem Weinberg im hinteren Riedtal auf, die ersten Trauben in ihrem neuen Weingut zu ernten. Bedächtig schneiden beide mit einer Rebschere die ersten zwei Weintrauben vom Stock. Ihr Blick richtet sich für einige Momente auf die in der Hand liegenden Früchte. «Ich bin total glücklich», sagt Cornelia Jacquemai, «auf diesen Moment haben wir lange hingearbeitet.» Auch Martin Wullschleger steht die Freude ins Gesicht geschrieben. Der Blick in den Öchslegradmesser macht ihn doppelt glücklich: Hohe 108 zeigt das Instrument an. «So einen hohen Wert hätten wir nie erwartet, das ist perfekt», sagt Wullschleger und schneidet weitere Früchte vom Rebstock. Die allererste Ernte im Weingut Wullschleger fällt bescheiden aus. Doch das war so geplant. «Wir haben nur an den ganz starken Rebstöcken eine Traube wachsen lassen, den Rest haben wir abgeschnitten», erklärt Martin Wullschleger. «Wir wollen bewusst, dass die Pflanzen in den ersten zwei bis drei Jahren ins Wachstum investieren und nicht in die Früchte.»
Der heisse Sommer hat den Zofinger Winzern zusätzliche Arbeit beschert. So mussten die Rebstöcke überdurchschnittlich viel gewässert werden. Der Ertrag ist dafür umso besser. Die Ernte, die immerhin einige Kisten umfasste, wird nun in der Kelterei von Daniel Fürst im Fricktal weiterverarbeitet. Dort bleibt sie bis im Frühling oder allenfalls auch etwas länger. Die roten Trauben des «Cabernet Jura» eignen sich laut Martin Wullschleger nämlich auch, um noch einige Monate im Holzfass zu lagern. So werden Cornelia Jacquemai und Martin Wullschleger wohl erst im Spätsommer des nächsten Jahres ihren ersten eigenen Wein trinken können. «Natürlich sind wir gespannt», sagt Cornelia Jacquemai, «aber es ist auch beruhigend zu wissen, dass wir auf die richtigen Sorten gesetzt haben.»
50 Prozent Ertrag erwartet
Im nächsten Jahr erwarten die Winzer aus dem Riedtal einen grösseren Ertrag. «Dieser sollte dann bereits rund 50 Prozent betragen», gibt sich Wullschleger zuversichtlich. Im Frühling des letzten Jahres pflanzte das Paar zusammen mit Freunden und Verwandten rund 2300 Reben. 1150 Cabernet Jura (rot) und 1150 Johanniter (weiss). Im Mai dieses Jahres kamen nochmals 1050 Stöcke der Schweizer Neuzüchtung «CAL1-28» (Rotwein) dazu. Cornelia Jacquemai und Martin Wullschleger hoffen, dereinst vom Weinbau leben zu können.