Eine Sache mit Haken: So bunt werben die Parteien für die Wahl

In einer Woche wird der neue Einwohnerrat von Zofingen bestellt. Die Auswahl an Kandidierenden ist nicht minder gross als die Wahlversprechen der acht Parteilisten und der Plakatwald, der wie alle vier Jahre die Strassenränfte säumt. Doch nebst Althergebrachtem wie Standaktionen und Flyern bemühen sich einige Parteien um extra viel Kreativität. Was beispielsweise suchen diese roten Veloständer in der Stadt? Weshalb stehen da und dort und auch auf dem Bahnhofplatz reich verzierte Heuballen? Was in aller Welt sollen diese rosafarbenen Haken überall bedeuten? Diese Fragen hat sich in den letzten Tagen so manch einer gestellt.

Stadt drückt sicher ein Auge zu

Wohl am auffälligsten sind die Holzhaken. Gegen 60 Stück haben die Grünen  /  Alternativen in und um die Altstadt aufgestellt. Vereinzelt ergänzt mit Fenstern oder Türen, wohinter «der Gedanke des Recyclings und von Nachhaltigkeit» steht, wie Matthias Hostettler (Grüne) erklärt. Die Haken stünden für «das Gute, denn wer uns wählt, macht etwas Gutes». Dass sie nicht durchgehend mit «Liste 7» beschrieben sind, hat einen Hintergedanken: Durch das Geheimnis machte die Partei von sich reden. Mehrheitlich positiv, aber – weil die vielen Haken ablenken oder jemanden beispielsweise zum Stolpern bringen könnten – auch negativ. Bewilligungspflichtig sind temporäre Wahlreklamen in aller Regeln nicht – Stadt und Regionalpolizei als Kontrollbehörden pflegen «eine liberale Haltung», sagt Bauverwalter Werner Ryter. Keine der aktuellen Wahlreklamen ist problematisch. Für die Grünen ist diese grosszügige Praxis von Vorteil: Das gegenüber den grossen Parteien SVP, FDP und SP deutlich kleinere Budget wird durch Kreativität und Manpower relativiert.

Die liberale Praxis der Stadt hat positive und negativere Seiten. Das sagt auch Michael Wacker von der SP. Diese hat zehn Plakatständer und ein Dutzend rote Veloständer aufgestellt, ganz nach dem Motto «Stadt für alle». Es herrsche «ein kleiner Ideenwettbewerb», sagt Wacker, was erfreulich sei. Vorwürfe macht er zwar niemandem, dennoch spricht er von einer «laschen Praxis» der Stadt. Eine gewisse Gefahr von Willkür sei möglich. Ein Beispiel: Während die SP selbst vor dem Rathaus ihr Wahlplakat stehen lassen konnte, musste die SVP ihre Propaganda auf Wunsch der Regionalpolizei entfernen.

Oder doch nicht immer fair?

Von der SVP stammen die grossen Heuballen um die Altstadt. Als «PR-Gag» bezeichnet Jona Weyermann den einen Ballen, den die Partei eines Abends für einige Minuten auf dem Kreisel beim oberen Stadteingang platzierte, um ein Foto für die sozialen Medien zu schiessen. Ernster wird es mit dem Stück auf dem Bahnhofplatz, das mit einer Uhr ergänzt ist – eine Anspielung auf die entfernte Bahnhofsuhr. Parteiwerbung unter dem Slogan «Gemeinsam für Zofingen», die selbst bei den lin ken Parteien für Anerkennung sorgt.

Zwar bezeichnen die meisten Politiker den diesjährigen Wahlkampf als fair. Nur Weyermann von der SVP relativiert – vor allem mit Blick auf den gezwungenermassen entfernten Heuballen vor dem Rathaus: «Wir von der SVP fühlen uns manchmal wirklich nicht gleichberechtigt behandelt», erklärt er. «Andere können machen, was sie wollen, aber wir werden bestraft.» Ob die Haken und Veloständer tatsächlich keinen Vorgaben widersprechen, stellt er infrage.

 

Ob gerechtfertigte oder unsinnige Kritik muss vorerst offenbleiben. Um es mit den Worten einer Wahlbeobachterin zu sagen, die im Zusammenhang mit den rosa Haken auf Facebook kommentierte: «Solange Zofingen kein grösseres Problem hat, können wir uns glücklich schätzen.»