
Eine Schwalbe macht noch keinen Adler
Die Fussball-Weltmeisterschaft in Russland ist in unseren Breitengraden derzeit das alles beherrschende Thema – obwohl es mindestens ebenso wichtige Meldungen aus der Wirtschaft, dem Inland und dem Ausland gäbe. Auch mich hat es gepackt, immerhin mehr als in anderen Jahren. Ich schaue mir die eine oder andere Halbzeit an, auch wenn die Affiche wenig interessant tönt, wie Marokko gegen Iran. Es sind genau solche Partien, die einem europäisch gewohnten Fussballauge etwas Neues, etwas Anderes bieten. Beispielsweise war ich wirklich beeindruckt, wie sich die Iraner gegen die Spanier gewehrt haben und letztlich nur einen Gegentreffer zulassen mussten. Ich habe viele neue Facetten der Fussballtaktik kennen gelernt – und die WM ist noch lange nicht zu Ende. Ganz ehrlich, am liebsten besuche ich aber Begegnungen in der Region, wo ich einen Teil der Spieler und Zuschauer persönlich kenne, wo die Taktik noch nicht oberste Priorität geniesst, wo es amüsante Szenen zu beobachten gibt. Ich bin grundsätzlich gegen Ornithologie auf den Sportplätzen. Während es im Regionalfussball um – allerdings auch sehr ärgerliche – Schwalben geht, spricht man in der Fussballschweiz derzeit vor allem über andere Vögel. In der Region habe ich den Doppeladler übrigens noch nie beobachten können, weder von einem Torschützen noch von einem sich anbiedernden Captain.