
Eine Unterflursammelstelle für Kehricht auf der Schifflände?
Die Hitze flirrt in der Pfistergasse. Da freut man sich am Brunnen der Schifflände – unter dem Blätterdach der Linden – eine Pause einzulegen. Wie lange noch? Der Zofinger Stadtrat plant hier eine Unterflursammelstelle für Kehricht einzurichten. «Eine solche riecht besonders bei Hitze übel», sagte Viviane Hösli (SP) im Einwohnerrat. Sie weiss als Anwohnerin einer der vier bereits bestehenden Sammelstellen, wovon sie spricht.
Hösli hat sich im Rahmen der Debatte zu einem für dringlich erklärten überparteilichen Postulat geäussert. Lanciert hat dieses Michael Wacker (SP). Er und die mitunterzeichnenden Ratsmitglieder nahmen Unmutsäusserungen aus der Bevölkerung zum stadträtlichen Baugesuch für die zitierte Sammelstelle auf. Bruno Blöchliger, ehemaliger FDP-Einwohnerrat, gehört zu den Betroffenen. Er sagt: «Diese Sammelstelle ist aus meiner Sicht nicht notwendig und bringt eine totale Abwertung eines Platzes mit Parkcharakter – dies zum Nachteil für die Bewohner der Altstadt.»
Kaum private Grünflächen
Das sieht auch Michael Wacker so: «Die Altstadt von Zofingen weist eine hohe Bevölkerungsdichte auf. Im Gegensatz zu den Bewohnern anderer Quartiere fehlen der Altstadt-Bevölkerung Grün- und Freiräume ausserhalb der Wohnhäuser. Deswegen sind Plätze, die dem Aufenthalt im Freien dienen, für die Altstadtbewohnenden oder in der Altstadt arbeitenden Menschen äusserst wertvoll. – Solche Plätze mit hoher Aufenthaltsqualität lassen sich mehr oder weniger an einer Hand abzählen.» Adrian Borer (GLP) sprach im Zusammenhang mit der geplanten neuen Sammelstelle von «einer Verschandelung der Altstadt». Vor diesem Hintergrund war ursprünglich eine Motion geplant, in welcher der Stadtrat zur Ausarbeitung eines Konzepts für Unterflursammelstellen verpflichtet worden wäre – hängige Baugesuche wären in diesem Zusammenhang zu sistieren. Rechtlich ist es aber so, dass der Bereich «Abfallwirtschaft» in die Kompetenz des Stadtrats gehört und er nur per Postulat «eingeladen» werden kann, etwas zu verändern.
Stadtrat Peter Siegrist sprach sich gegen eine papierene Planung aus. Man habe das Programm bewusst ohne Gesamtkonzept gestartet, um flexibel auf Erfahrungen und Wünsche aus der Bevölkerung reagieren zu können. Längerfristiges Ziel sei, in ganz Zofingen auf die Güselabfuhr per Kehrichtauto zu verzichten. Da spart man nicht nur Kosten, sondern auch CO2 ein – indem der Abfuhrwagen nicht vor jeder Liegenschaft anhalten und wieder abfahren muss.
Wann kommen Sammelstellen in Aussenquartieren? Verschiedene Mitglieder des Einwohnerrats haben festgestellt, dass die meisten Nutzer der Unterflurcontainer mit dem Auto von ausserhalb der Altstadt anreisen. Die Notwendigkeit einer Planung unterstrich auch Rudolf Günthardt (FDP). Er machte im Vorgehen des Stadtrats eine Salamitaktik aus. Scheibchenweise würden Sammelstellen eingerichtet und so die Notwenigkeit eines Gesamtkredits umschifft – dem Einwohnerrat die Mitsprache entzogen. Mit 31 gegen 3 Stimmen wurde das Postulat schliesslich überwiesen.
Der Umweltnutzen?
Die grosse Frage lautet nun, ob der Stadtrat sein Baugesuch für die Schifflände zurückzieht. Das wäre nicht das erste Mal. Bereits 2017 hätte hier eine Unterflursammelstelle entstehen sollen. Interessant die damalige Medienmitteilung zum Rückzug: Vertiefte Analysen hätten gezeigt, dass sich mit dieser Sammelstelle die Fahrten des Kehrichtwagens nicht reduzieren, sondern bestenfalls verkürzen lassen. «Dies, weil rund die Hälfte des Abfalls in der Altstadt vom Gewerbe stammt und die Container während derselben Fahrt geleert werden.» Der Stadtrat wolle dem Gewerbe auch künftig den Service einer Kehrichtabfuhr anbieten.